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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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und flüsterte dem Ersten Ratsherrn etwas ins Ohr. Über das Gesicht Schinnerkroogs huschte ein gehässiges Lächeln. »Und ich möchte ebenfalls daran erinnern«, fuhr Eulertin fort, »dass Hammaburg ohne die Lotsen dieses Viertels in eine fatale Lage gebracht wird. Niemand kennt die tückischen Gewässer zwischen Albion und dem Kontinent besser als sie.« »Verzeiht, dass ich mich einmische, verehrter Magister«, unterbrach ihn der Ratsdiener mit der silbernen Kette näselnd. »Vielleicht erinnert Ihr Euch an den Paragraf sechzehn der vor einem Jahr überarbeiteten Rathausordnung, der die Einbringung ungeprüfter magischer Artefakte in die hiesigen Räumlichkeiten untersagt?«
    »Natürlich, ich habe diesen Entschluss schließlich mitgetragen«, antwortete Eulertin lauernd und trat kämpferisch an die Kante des Pults. »Es ging damals darum, Fälle auszuschließen wie jenen, als Morbus Finsterkrähe einer der hier anwesenden Damen eine magische Schminkdose geschenkt hatte.«
    »Richtig«, flötete der Ratsdiener. »Eine Dose, die sich dann als Heim eines gefährlichen Feuerdämons entpuppte.«
    »Darüber müsst Ihr mich nicht aufklären«, sagte der Däumling. »Vor Euch steht jener Zauberer, der diesen Teufel ausgetrieben hat, bevor er Schaden anrichten konnte.« »Umso mehr schmerzt es mich, dass ich ausgerechnet Euch bitten muss, jenes Kleinod an Eurer rechten Hand abzulegen. Jedenfalls so lange, bis es von drei unabhängigen Windmachern auf seine Unbedenklichkeit hin überprüft wurde.«
    Eulertin starrte überrumpelt den schimmernden Saphirring an, den er am Finger trug. »Ohne dieses Artefakt wird mich niemand in diesem Saal verstehen!«, zürnte er. »Ihr wisst nur zu gut, dass meine Stimme ohne dieses Hilfsmittel nicht weit genug trägt.« Kai starrte den Däumling überrascht an. Das also war das Geheimnis von Eulertins übermenschlicher Lautstärke.
    »Wie bedauerlich«, murmelte Ratsherr Schinnerkroog süffisant.
    In den Reihen hinter ihm brach leises Gelächter aus. Auf der anderen Seite des Saals hingegen wurden Rufe der Empörung laut. Nur einige schienen nicht so recht zu wissen, wie sie sich verhalten sollten.
    »Darf ich also bitten?« Schinnerkroogs Hofschranze trat an das Pult heran und streckte die Hand aus. »Ich bedauere wirklich. Aber Ihr wisst ja, wie das ist: Anordnung ist Anordnung!«
    »Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich ein so gefährliches Objekt in die Hände eines unbedarften Laien gebe, oder?«, zischte der Däumlingszauberer säuerlich. »Wenn Ihr gestattet, werde ich den Ring meinem Schüler anvertrauen.«
    »Eurem Schüler ? Soso. Aber natürlich.« Der Sekretär Schinnerkroogs musterte Kai misstrauisch und entfernte sich wieder.
    Kai nahm bedrückt den Zauberring entgegen und presste ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, um das winzige Ding nur ja nicht zu verlieren. Die Empörungsrufe unter den Ratsleuten wurden derweil immer lauter. Vor allem ein kleiner Mann mit schlohweißen Haaren und Nickelbrille tat sich dabei hervor. Ob das Magister Eulertins Verbündeter war, dieser Stadtkämmerer Hansen ?
    Längst waren auch einige andere Ratsleute aufgestanden und schrien wild durcheinander.
    »Ungeheuerlich!«
    »Durchsichtiges Manöver!«
    »Schämt Euch!«
    Magister Eulertin stand derweil vorn am Pult und versuchte die Menge zu beruhigen. Heftig winkte der Däumling mit seinen kleinen Armen, doch niemand beachtete ihn. Ohne seinen Ring wirkte er verloren und hilflos.
    »Dann werde ich eben für den Magister sprechen!«, rief Kai plötzlich lauthals in das Lärmen und Schreien hinein. Von einem Augenblick zum anderen ebbte der Tumult ab und es wurde so still im Saal, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Aberdutzende Augenpaare waren auf Kai geheftet. Selbst Magister Eulertin schaute ihn verblüfft an.
    Unruhig trat Kai von einem Fuß auf den anderen. »Es sei denn, es gibt ein Gesetz, das auch das verbietet?«
    »Aber nein.« Diesmal stand Ratsherr Schinnerkroog persönlich auf und sah ihn belustigt an. »Als Zunftmeister der Windmacher und Spökenkieker«, höhnte er, »ist der große Magister Eulertin den Ratsherren natürlich gleichgestellt. Er kann selbstverständlich einen Vertreter benennen, der für ihn spricht. Wenn er diese gewichtige Aufgabe einem kleinen Jungen übertragen will, nur zu.«
    Kai starrte Schinnerkroog böse an. »Das habe ich damit nicht gemeint, hochweiser Herr. Ich meinte das eher im übertragenen Sinne.« Er zwinkerte dem

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