Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
brauen sollen, war der Spinnentrank nicht sofort in einer grünen Rauchwolke zerstoben. Die schmierigen Flecken seines Erstversuchs hatte Quiiiitsss noch immer nicht aus seiner Kleidung entfernen können. Der Spinnentrank war ihm hingegen recht leicht von der Hand gegangen. Einzig die Zutaten, die er benötigt hatte, um ihn herzustellen, verursachten ihm immer noch Übelkeit.
    Der große Löffel voll Faulwasser, das er zusammen mit Rattenblut und saurem Wein in einem Glaskolben hatte destillieren müssen, waren noch die harmlosesten Ingredienzien dieses Tranks gewesen. Viel abstoßender waren all die getrockneten Spinnen und Fliegen, die er so lange in einem schweren Mörser zerstoßen hatte, bis nur noch ein übel riechendes, grauschwarzes Pulver übrig geblieben war. Hinzu kamen Zaubersalze und Öle wie Albenstößel, Nieswurz und Koboldsvitriol, die er zusammen mit dickflüssigem Hornissenmet exakt eine Stunde über einer schwefligen Flamme hatte aufkochen müssen. Das Gemisch wurde zwar anschließend durch ein Sieb gerührt und geschmacklich mit Minze verfeinert, doch noch immer glaubte Kai, dass ihm ein halbes Spinnenbein zwischen den Zähnen klebte.
    Immerhin, das Resultat war beachtlich. Seine Hände und Füße hafteten selbst auf glatten Flächen, als wäre er eine Fliege. Nur der klebrige Schleim, den seine Hand- und Fußflächen absonderten, war etwas gewöhnungsbedürftig.
    »Wenn Ihr nichts dagegen habt, Magister, komme ich jetzt wieder runter«, rief Kai und umrundete patschend die Aufhängung der eigentümlichen Kogge, um an der Wand neben der Standuhr den Abstieg zu wagen.
    Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, atmete er erleichtert auf. »Wundervoll. Absolut wundervoll«, erging sich Magister Eulertin in Lobeshymnen. Der Däumlingszauberer stand auf der Lehne des Korbstuhls und beschrieb mit der Rechten eine komplizierte Geste. Mit einem leisen »Puff« erschien neben ihm eine Pusteblume, mit deren Hilfe er gemächlich zum Hallenboden hinabschwebte. Kaum berührte der Däumling die Steinfliesen, verschwand die Blume wieder. Sichtlich zufrie den trippelte der kleine Magister auf Kai zu. »Wer hätte das gedacht? In dir steckt also doch ein passabler Alchemist.«
    Kai presste die Handflächen aufeinander und starrte mürrisch die Fäden an, die sie beim Öffnen zogen. »Gibt es ein Mittel dagegen oder muss ich jetzt an allem kleben bleiben, was ich anfasse?«
    »Die Antwort liegt hier oben, Junge.« Magister Eulertin schaute zu ihm auf und tippte sich an die Stirn. »Konzentration ist alles. Als Zauberer kannst du die Wirkung minderer Elixiere allein kraft deines Willens aufheben. Besinne dich auf das >Gewebe des Schutzes<, das wir gestern geübt haben.«
    Kai nickte und schloss die Augen. Er beschrieb mit einer seiner klebrigen Hände ein sternförmiges Symbol und versuchte, sich im Geist ein helles Licht vorzustellen. Bereits beim zweiten Anlauf gelang es ihm. Er spürte, wie die Reste des Zaubertranks wie bröseliger Lehm von seinen Händen abfielen. Er lächelte stolz.
    Da begann unvermittelt sein Magen zu rumoren und alle Zufriedenheit wich von ihm. Kai legte sich besorgt die Hände auf den Bauch.
    »Hm«, brummte Eulertin nachdenklich und fuhr sich über seinen Backenbart. »Mir scheint, dass wir uns schon bald des vordringlichsten Problems von allen annehmen müssen. Offenbar lässt sich das Tier in dir nicht so leicht einschüchtern, wie ich gehofft hatte.«
    Der Magister trippelte auf die Tür seiner Studierstube zu und öffnete diese mittels eines Windes, den er mit einer weit ausholenden Geste heraufbeschwor. Kai ging ihm hinterher und sah bedrückt mit an, wie der Däumling die Gänsefeder vom Schreibpult zu sich heranwinkte und mithilfe der Feder die Reihen der Bücher und Schriften in den Regalen abflog.
    Wieder einmal dachte Kai an die vergangenen Wochen zurück. Jahre schienen ihn von seiner Zeit in Lychtermoor zu trennen. Er hatte inzwischen so viel Aufregendes erfahren und so viel Neues gelernt, dass er sich sein altes Leben kaum noch vorstellen konnte. Nur bei dem Gedanken an Rufus und seine Großmutter beschlich ihn hin und wieder Heimweh. Inzwischen hätte er nicht mehr zu sagen vermocht, wo er eigentlich hingehörte. Hinzu kam, dass die Ereignisse vor drei Tagen im Rathaus das Verhältnis zwischen ihm und dem Däumlingszauberer bedeutend verbessert hatten. Der Magister schien seitdem weniger streng zu sein. Hin und wieder gestattete er sich ihm gegenüber sogar einen

Weitere Kostenlose Bücher