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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Gesetzlosigkeit auf der anderen Seite der Elbe. Jenem verderbten Pfuhl von Dieben, Schmugglern und Mördern, der die Lebensader unserer Stadt wie eine schwärende Wunde zu vergiften droht. Lasst uns kurzen Prozess machen mit diesem Aussatz. Lasst uns ein Ende machen mit all diesen Provokateuren, die das gestrenge Albion Monat um Monat aufs Neue provozieren. Entfernen wir die Eiterbeule vom Hammaburger Stadtgebiet!«
    Ganze Reihen unter den Ratsmitgliedern erhoben sich und klatschten begeistert Beifall. Die andere Hälfte applaudierte nur zögerlich oder enthielt sich gänzlich einer Gefühlsregung.
    Schinnerkroog lächelte zufrieden und verließ das Pult, an das nun ein prächtig ausstaffierter Ratsdiener mit Silberkette trat.
    »Ruhe bitte! Ruhe bitte!« Vernehmlich klopfte dieser mit einem Hammer auf das Pult, bis wieder Stille im Saal eingekehrt war. »Da es einige der hochweisen Herren und Damen, die sich heute auf der Rednerliste eingetragen hatten, vorgezogen haben nicht zu erscheinen«, rief er mit näselnder Stimme, »ist die Versammlung für heute geschlossen. Ich bitte die Herrschaften daher ...«
    »Halt!«, brüllte Magister Eulertin in einer Lautstärke, die Kais Ohr zum Klingen brachte. Ungezählte Köpfe ruckten zu ihnen herum und starrten sie an. Diejenigen, die offenbar zu Schinnerkroogs Anhängern gehörten, verzogen missmutig die Mienen, die anderen Ratsleute lächelten erfreut.
    »Los, nach vorn, Junge«, wisperte ihm Eulertin ins Ohr und hob an, während Kai die Stufen zu dem Pult hinabschritt, mit seltsam verstärkter Stimme weiterzusprechen. »Leider hat mich die Nachricht, dass die Ratsversammlung vorverlegt wurde, nicht erreicht. Ich bitte daher, mein spätes Erscheinen zu entschuldigen.«
    Schinnerkroog starrte von seinem Platz aus finster zu ihnen herüber, und Kai fühlte, dass auch er interessiert von ihm beäugt wurde.
    »Sicher ist daran Euer neuer Sekretär schuld«, meinte Eulertin an Schinnerkroog gewandt und deutete auf den Ratsdiener vorn am Pult. Der starrte verstört zum Ersten Ratsherrn hinüber. »Bestimmt hat er sich im Gassengewirr der Stadt verlaufen, als er Eure Nachricht in die Windmachergasse bringen sollte. Wäre ja nicht das erste Mal ...« Gelächter ertönte. Schinnerkroog selbst bewahrte Gleichmut. Er stand auf und lächelte Eulertin hämisch an. »Euer Humor spottet wie immer Eurer Größe, verehrter Magister. Ihr dürft Euch darauf verlassen, dass dieses Missgeschick selbstverständlich eine Untersuchung nach sich ziehen wird.«
    »Aber nicht doch«, entgegnete Eulertin mit ironischem Unterton und bedeutete Kai, ihn auf dem Pult abzusetzen. Die Mitglieder des Rates reckten ihre Hälse, um einen besseren Blick auf den Däumling zu erhaschen. Zwei ältere Ratsherren setzten sich sogar ein Monokel auf. »Vielleicht bedient ihr Euch das nächste Mal einfach eines Laufburschen aus dem von Euch so geschmähten neuen Stadtviertel jenseits der Elbe«, fuhr der Zauberer in spöttischem Ton fort. »Schließlich beweisen die Bewohner dieses Viertels, hochverehrter Erster Ratsherr, schon seit Jahren mehr Weitblick als manch anderer alteingesessene Bürger dieser Stadt.«
    Angesichts der versteckten Kritik an Schinnerkroogs Amtsführung brach Getuschel im Saal aus. Schinnerkroog selbst presste die Lippen aufeinander und wurde blass vor Zorn.
    »Ich halte es daher für meine Pflicht«, führte Eulertin aus, »einige Fakten richtig zu stellen, die sicher irrtümlich in solch missverständlicher Weise Zugang zu dieser Versammlung gefunden haben. Dies ist umso bedauerlicher, als dass noch Euer seliger Bruder Simor, hochverehrter Erster Ratsherr, mit größter Achtung von den Bewohnern der anderen Elbseite gesprochen hat. Sicher wäre er nicht erfreut darüber, all diese Männer und Frauen heute als Diebe und Mörder verunglimpft zu wissen. Denn wie Euch vielleicht noch bekannt ist«, Eulertin nickte Schinnerkroog zu, »war es Eurem Bruder nur mithilfe dieses, wie nanntet Ihr sie gleich noch ? Ja, richtig: Abschaum. Nun ... war es Eurem eigenen Bruder nur mit Hilfe dieses Abschaums möglich, den gefürchteten Mort Eisenhand zu stellen. Ein Pirat, der nicht weniger als sechsunddreißig Handelsschiffe Hammaburgs aufgebracht und der Stadt unermesslichen Schaden zugefügt hat.«
    Unter den Ratsleuten kam es ein weiteres Mal zu erregtem Getuschel. Schinnerkroogs Gesichtszüge waren zu Eis erstarrt. Der Ratsdiener, der voreilig das Ende der Sitzung hatte einläuten wollen, trat neben ihn

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