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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Scherz. Nicht zum ersten Mal fragte sich Kai, was Eulertin für seinen Dienst in Hammaburg aufgegeben hatte. Leider schwieg sich der Zauberer über das wie über so viele andere Dinge aus.
    Kais Großmutter hätte den Magister ganz sicher gemocht. Allein die Vorstellung, dass irgendwo da draußen, unentdeckt zwischen den Menschen ein Volk von Winzlingen lebte, das ihnen so sehr ähnelte, hätte sie ganz sicher entzückt. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass Magister Eulertin Kai dazu gebracht hatte, ohne zu murren sein Zimmer aufzuräumen. Und das auch noch jeden Tag. Kai wurde wehmütig zumute. »Ach, verflucht noch eins!«, grummelte der Däumlingszauberer. »Dieser elende Foliant muss hier doch irgendwo stehen.«
    Eulertin sauste auf der Feder quer durchs Zimmer und sah sogar auf dem Leuchter und zwischen den Gläsern mit den Fröschen am Fenster nach. Dann gab er es auf, flog zum Pult und las seine Wünschelrute auf. Doch das magische Hölzchen zuckte nur müde.
    »Quiiiitsss, du alter Quälgeist!«, rief der Däumling. »Sieh zu, dass du deinen Nebelleib in die Studierstube bewegst.«
    Es dauerte nicht lange und der Poltergeist glitt durch die schwer verriegelte Tür im hinteren Teil des Zimmers. Schon oft hatte sich Kai gefragt, was hinter ihr verborgen lag.
    »Da bin ich, Herr und Meister«, rasselte Quiiiitsss und riss seine pechschwarzen Augen auf. »Ganz Euer ergebener Diener.«
    »Was machst du da hinten ?«, fauchte Eulertin wütend. »Du hast dort nichts zu suchen! Erwische ich dich noch einmal dort oben, sperre ich dich in einen Beschwörungskreis und lasse dich so lange von der Sonne bescheinen, bis du verdampfst. Haben wir uns verstanden?«
    »Gnade, verehrtester aller Gebieter!«, jammerte Quiiiitsss und gab ein Rumpeln von sich, das das Skelett an der Raumdecke zum Klappern brachte. Inzwischen wusste Kai, dass es sich dabei um das Exemplar einer jungen Seeschlange handelte. »Und erspare es uns beiden«, wütete Eulertin weiter, »mir immerzu Honig um den Mund zu schmieren. Wo hast du den Codex der Heptessenz versteckt?« »Mit Verlaub, verehrter Magister, daran bin ich nicht schuld«, stöhnte Quiiiitsss beleidigt. »Der liegt noch bei Meister Vermis. Gemeinsam mit der Ätherischen Stille, den Sieben Schleiern der Illusionografie und den Bänden zwei und drei des Kompendiums der arkanen Abschwörungen.«
    »Ach so, ja. Stimmt. Ähem.« Eulertin bedeutete ihm unwirsch, dass er sich entfernen durfte.
    Gleich einer dunklen Regenwolke schwebte der Poltergeist an Kai vorbei in die Eingangshalle und verschwand gekränkt durch die Wand.
    »Wie dumm. Sogar sehr dumm«, murmelte der Däumlingszauberer und kratzte sich gedankenvoll an der Schläfe. »Meister Vermis ist ein angesehener Buchbinder. Die Bände, von denen Quiiiitsss gesprochen hat, waren von Bücherwürmern befallen. Ich habe sie ihm vor einigen Wochen vorbeibringen lassen, damit er sich ihrer annimmt. Wir brauchen das Buch. Ich muss um deinetwillen dringend etwas nachschlagen. Dummerweise bekomme ich gleich Besuch von einer der Ratsdamen ...« »Wenn Ihr wünscht, hole ich das Buch für Euch ab«, bot sich Kai an.
    »Hm, ich weiß nicht«, murmelte Magister Eulertin. »Du kennst dich doch in Hammaburg überhaupt nicht aus. Du warst erst ein einziges Mal in der Stadt unterwegs.«
    »Beschreibt mir einfach, wo ich den Laden finde. Notfalls frage ich mich durch.« Der Magister musterte ihn und seufzte dann. »Und du treibst dich auch nicht herum?« Kai schüttelte heftig den Kopf.
    »Na gut. Meister Vermis lebt in der Admiralitätsstraße. Sein Geschäft ist auffallend genug, sodass du es kaum übersehen wirst. Denk dran, dass bereits in zwei Stunden die Sonne untergeht. Bist du bis dahin nicht zurück, erlebst du ein Donnerwetter.« Eulertin erklärte Kai den Weg. Der Junge prägte sich die Beschreibung ein und flitzte hoch in sein Zimmer, um sich Stiefel und Jacke zu holen. Wenig später verließ er das Haus des Zauberers und eilte die Windmachergasse hinunter.
    Es dauerte nicht lange und er hatte die Straße zum Stadttor erreicht. Die Sonne stand tief am Himmel und so lagen die Gassen bereits im Schatten der hohen Fachwerkbauten. Noch immer herrschte geschäftiges Kommen und Gehen. Fuhrwerke mit Fässern, Kisten und Strohballen rumpelten an ihm vorbei und auch die Krämer, Handwerker und vornehmen Bürger, die ihm begegneten, schienen so beschäftigt zu sein wie am Vormittag.
    Seine Freude darüber, erstmals allein die Stadt durchstreifen zu

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