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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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gegenüber«, ächzte der Drakologe. »Wir können es über den Säulengang hinter dem Kräutergarten erreichen. Da ist um diese Zeit normalerweise nicht viel los. Einzig der Weg dorthin ist etwas gefährlich, da wir zuvor ein Stück über den Burghof müssen.«
    Während Gilraen Äschengrund dabei half, den Helm richtig aufzusetzen, schritt Kai von Schießscharte zu Schießscharte. Am Horizont war längst die Sonne aufgegangen und ihr rotes Morgenlicht ergoss sich über die Mauern, Türme und Verteidigungsanlagen der Festung. Beeindruckt stellte er fest, wie groß Burg Gryffenegg war. Da die Wehranlage auf einer schwer zugänglichen Berghöhe stand, hatte er von hier aus einen prächtigen Blick auf Fryburg, hinter dessen Stadtmauern sich bewaldete Höhenzüge aus dem Morgendunst schälten. Der Schattenzwinger ragte wie ein schwarzer Dorn aus dem Dächermeer hervor.
    »Jetzt!« Fi gab ihnen einen Wink, und schon schlüpften ihre Gefährten durch die Pforte auf den dahinterliegenden Wehrgang. Der Zauberlehrling sah gequält zu Olitrax auf. Unmöglich konnte er den kleinen Drachen mitnehmen. »Folge uns, sobald draußen die Luft rein ist, Kleiner!«
    Olitrax schnaubte einmal kurz und ließ sich auf einem Dachbalken nieder. Kai beeilte sich, nicht den Anschluss zu verlieren.
    Unter ihnen auf dem Burghof wimmelte es vor Betriebsamkeit. Mägde, Stallburschen, Diener und berittene Krieger gingen ihrem Tagwerk nach, und der Geruch von Pferdemist und Hühnerkot stieg zu ihnen auf, in den sich von irgendwoher der Dunst warmer Kohlsuppe mischte. Von der bedrückenden Apathie, die die Einwohner der Stadt befallen hatte, war in der Burg nichts zu spüren. Insbesondere die Soldaten machten auf Kai einen besorgniserregend lebendigen Eindruck.
    Die kleine Gruppe marschierte nun möglichst militärisch die steinernen Stufen zum Burghof hinab.
    Fi beeilte sich, sie schnurstracks an einer nahen Zisterne vorbeizuführen, bis sie die Hühnerställe mit dem dahinterliegenden Kräutergarten erreichten. Schließlich erblickten sie den Säulengang, von dem Äschengrund gesprochen hatte. Ohne irgendwelche Zwischenfälle passierten sie ihn bis zu seinem Ende und kamen zu einem mächtigen Steingebäude mit raubvogelartigen Dachreitern, das zum Bergfried hin in einer halbrunden Plattform auslief.
    »Wir sind da!«, raunte der Drakologe und nestelte am Kinnriemen seines Topf helms. »Ob ich dieses Ding nicht vielleicht doch absetzen kann ...?«
    »Nichts da, der Helm bleibt auf!«, bestimmte Eulertin, der hinter einer Säule hervorschwebte. Aus dem Gebäude drang ein ebenso lautes wie schrilles Krächzen. Eine Tür zum Hof knarrte, und wenig später entdeckten sie einen Knecht, der einen Handkarren hinter sich herziehend den Greifenstall verließ. In dem Wagen türmte sich eine große Menge Dung, der schwach vor sich hin dampfte.
    »Der Mann ist ja völlig ungerüstet«, sagte Gilraen. »Ich dachte, diese Greifen sind gefährlich?«
    »Nicht für jene, die sie aufgezogen haben«, antwortete Äschengrund, der immer ungeduldiger an dem Topfhelm nestelte. »Dieses Mistding schnürt mir noch den Hals ab ...«
    Kai sah überrascht, dass Gilraen Schweißtropfen auf der Stirn standen. War das die Anstrengung, Angst oder hatte der Elf wieder Fieber?
    »Falls sich sonst noch jemand im Stall befindet«, fuhr Gilraen fort, »müssen wir ihn ausschalten. Du, Fi, kümmerst dich um die Greifen.«
    Die Elfe nickte stumm.
    Gilraen lauschte an der Tür, öffnete sie vorsichtig und betrat das Gebäude als Erster. Beißender Raubtiergeruch schlug ihnen entgegen.
    Kai blickte sich beeindruckt um. Er hatte in dem hohen Steingebäude Boxen wie in einem Pferdestall erwartet. Stattdessen erhoben sich auf dem Boden und an den Wänden der schummrigen Halle Felsen und lange Steinvorsprünge, auf denen schwere Vogelnester aus dicken Ästen und Zweigen thronten. Sie waren so breit, dass in ihnen jeweils ohne Probleme ein Karren Platz gefunden hätte. Ungläubig starrte der Zauberlehrling auf den zerfetzten Schweinekadaver, der nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf dem Weg lag. Um was für teuflische Bestien mochte es sich bloß bei diesen Greifen handeln? Kai sah sich ängstlich um. Doch zu seiner großen Erleichterung waren die Nester allesamt leer.
    Bedacht darauf, keine unnötigen Geräusche zu verursachen, schlichen sie an dem Schweinekadaver vorbei zum anderen Ende der Halle.
    Kai konnte die Tür zum Palas bereits ausmachen, als er bemerkte, dass in einem der

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