Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
mischte sich Gilraen ungeduldig ein. »Uns interessiert vornehmlich ein Weg ohne Wachen!«
»Äh, ja ... Aber ich befürchte, den gibt es leider nicht«, seufzte Äschengrund kummervoll und schniefte. »Es sei denn, ihr zieht die Möglichkeit in Betracht, durch die markgräflichen Greifenställe zu gehen. Der Markgraf liebt diese Bestien. Es gibt von dort einen direkten Zugang zum Palas, der nur wenigen bekannt ist. Früher kommandierte Seine Erlaucht die Greifenreiterschwadron nämlich höchstpersönlich. Aber diese Kreaturen sind außerordentlich tückisch. Wenn ich noch zaubern könnte, ja, dann ...«
Kai fragte sich, was für Biester diese geheimnisvollen Greifen wohl sein mochten. Offensichtlich war er mal wieder der Einzige, der keine Ahnung hatte.
»Dann lasst es uns über die Ställe versuchen, Magister«, sprach Fi mit sanfter Stimme. »Überlasst den Rest mir.« Der Drakologe musterte die Elfe überrascht. »Na gut«, sagte er. »Folgt mir.«
Äschengrund humpelte zu einer Treppe, lauschte und führte sie in ein höher liegendes Geschoss, in dem aufgeschichtete Pyramiden aus Schleudersteinen lagen. Er legte einen Finger auf die Lippen und deutete zu einer Treppe, die noch weiter nach oben führte. Von dort waren Gespräche und heiseres Lachen zu hören.
»Vier Männer«, stellte Gilraen sachkundig fest. »Ich schätze, wir müssen sie aus dem Weg räumen.«
Wie der Elf all dies aus dem Stimmengewirr herausgehört hatte, war Kai schleierhaft. Gilraen näherte sich der Treppe und zog sein Schwert. Wieder hatte Kai den Eindruck, dass er ein klein wenig humpelte.
»Wird das nicht zu viel Lärm machen?«, fragte Kai.
»Nicht unbedingt«, widersprach Eulertin. »Mein Element ist schließlich die Luft. Ich könnte dafür sorgen, dass der Kampfeslärm nicht nach draußen dringt. Wie viele Ausgänge hat der Raum da oben?«
»Äh, die Schießscharten mit eingerechnet, vier ... nein, fünf!«, flüsterte Äschengrund. Gilraen und Fi warfen sich entschlossene Blicke zu, und der Elf gab Eulertin ein Zeichen.
Wenig später brausten fünf Windsbräute mit wehenden Haaren die Treppe hinauf und die Elfen stürmten ihnen hinterher. Kai versuchte, seinen beiden Gefährten dicht auf den Fersen zu bleiben, doch als er die über ihnen liegende Wachstube erreichte, waren seine Begleiter schon wie ein Orkan über die Soldaten hergefallen. Einer von ihnen lag bewusstlos am Boden, Gilraen kreuzte mit zweien von ihnen zugleich die Klinge, während Fi den vierten Krieger mit einem gezielten Beinschuss außer Gefecht setzte.
Bevor der Elf dazu kam, einem seiner beiden Gegner das Schwert in den Leib zu stoßen, ergriff Eulertin die Männer mit seinen magischen Kräften und schleuderte sie hoch an die Decke. Erschlafft fielen sie wieder zurück auf den Boden.
»Hast du denn völlig die Achtung vor dem Leben verloren?«, herrschte Fi Gilraen aufgebracht an. »Wir Elfen töten nur im Notfall!«
Gilraen malmte mit den Kiefern und entspannte sich nur langsam. Ohne zu antworten, wandte er sich dem Verletzten zu. Erstaunt blickte der Krieger die spitzen Ohren seines Gegenübers an.
»Wann ist hier Wach Wechsel?«, befragte ihn Gilraen mit scharfer Stimme. »In ungefähr zwei Stunden«, stammelte der Verwundete und deutete zu einem Stundenglas in einer Nische an der Wand.
»Gut.«
Gilraen hämmerte ihm kurzerhand den Knauf seiner Waffe über die Schläfe und auch dieser Mann sackte bewusstlos zusammen.
Während Fi die übrigen Männer fesselte und knebelte, nahm Gilraen ihnen Brustharnische und Helme ab. Eulertin entließ derweil die Windsbräute aus seinem Dienst, die sich dämpfend vor Schießscharten und Türen gelegt hatten. Kai kam sich bei alledem ziemlich nutzlos vor.
»Lasst uns weitergehen!«, sagte Eulertin und führte sie auf Weisung Äschengrunds zu einer niedrigen Eichenpforte, die hinaus zu einem schmalen Wehrgang samt Treppe zum Burghof führte.
»Einen Moment«, flüsterte Gilraen und deutete auf die Ausrüstung der Soldaten. »Zieht euch das über, dann fallen wir nicht so schnell auf.«
Da ihm der Däumlingsmagister nicht widersprach, halfen sie sich jetzt gegenseitig dabei, die Rüstungen der Wachen überzustreifen. Kai fiel es nicht leicht, sich in der ungewohnten Tracht zu bewegen. Doch die größten Probleme hatte Magister Äschengrund, dem sein Topfhelm immer wieder auf die lange Nase rutschte. Man sah ihm an, wie schwer er an dem Rüstzeug zu tragen hatte.
»Unser Ziel ist das hohe Gebäude schräg
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