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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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von der Partie ? Du kannst dir ja sicher denken, was diese Biester am allerwenigsten mögen?«
    Kai nickte. »Feuer!«

Frostgeister
    »Ich hoffe, ihr seid bereit?«, flüsterte Fi, während sie die Spitze ihres letzten Pfei ls mit einem Lappen umwickelte. Nachdem sie ihn wie die anderen in Lampenöl getränkt hatte, steckte sie ihn zurück in den Köcher und gürtete diesen um ihre Hüfte. Koggs antwortete mit einem unwirschen Schnauben und verhinderte mit dem Ruder, dass sie mit ihrer Jolle gegen das vereiste Wrack stießen, das sich vor ihnen auftürmte. Kai blickte an der froststarren Schiffsverkleidung empor und lauschte, bereit, jederzeit einen Feuerwusel zu beschwören - doch nichts geschah. Das Einzige, was er vernahm, war das leise Säuseln des Windes und das beständige Glucksen und Plätschern der Wellen, die gegen die Bordwand schlugen.
    »Lasst euch nicht täuschen«, brummte der Klabauter misstrauisch. »Diese eisigen Biester wissen längst, dass wir hier sind.« Er nahm ein Seil und visierte eines der Galeerenruder an. Es befand sich schräg über ihnen und war mit langen, spitzen Eiszapfen übersät, die Kai an die Zähne einer Seeschlange erinnerten. Mit Schwung warf Koggs das Seilende über den hölzernen Riemen, vertäute ihr schwankendes Boot und zog es anschließend näher an den abgeknickten Mast des Wracks heran, der nur wenige Ruderschläge von ihnen entfernt ins Flusswasser ragte. Kai starrte beklommen auf das Gewirr aus zersplittertem Holz, verwickeltem Segeltuch und abgerissener Takelage und versuchte, sich nichts von seinen Gefühlen anmerken zu lassen.
    »Lasst uns erst einmal die Lage auskundschaften«, sagte Koggs und sprang auf den einstigen Ausguck der Galeere. »Und seid ja vorsichtig. Da oben wird es gleich verdammt unangenehm werden.«
    Fi zwinkerte Kai zu, warf sich ihren Bogen über die Schulter und griff zu der Lederschlaufe ihres Gluttopfs, den sie mit Kais Hilfe entfacht hatte. Kurz darauf sprang die Elfe mit einem eleganten Satz auf den Mast der Galeere und schwang sich anmutig an den reifüberzogenen Tauen empor. Koggs klemmte sich seinen Säbel zwischen die Zähne und folgte ihr.
    Entschlossen machte sich auch Kai an den Aufstieg und hielt sich an der gefrorenen Takelage fest. Doch die Seile waren klamm und rissig und immer wieder drohte er abzurutschen. Als er endlich über das vereiste Schanzkleid an Bord der Galeere plumpste, zog ihn Fi schnell hinter ein verschneites Fass in Deckung.
    Fi spannte einen ihrer umwickelten Pfeile und hielt ihn knapp über den Gluttopf, um ihn jederzeit in ein Brandgeschoss verwandeln zu können.
    Kai nahm seine Flöte zur Hand und erstarrte. Auf der Ruderbank neben ihnen, keine zwei Schritte entfernt, saß ein Toter. Der tote Seemann hielt noch immer den langen Riemen umklammert und war über und über mit Eis bedeckt. Sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Panisch sah sich Kai um. Dieser Seemann war nicht der einzige Tote an Bord. Die Ruderbänke waren voll besetzt. Eingesunken und mit dicken Lagen Reif und Schnee bedeckt, hockten dort steif und starr etwa zwei Dutzend Männer.
    »Ein Grab«, wisperte Kai erschüttert. »Das ganze Schiff ist ein eisiges Grab!« Er hatte bereits die wandelnden Skelette im Dienst Mort Eisenhands erlebt, doch der Anblick dieser Toten war schlimmer. Die bittere Kälte hatte nicht nur die Körper der Seeleute erhalten, viel grausiger war der Ausdruck ihrer vereisten Gesichter. Sie waren verzerrt in blankem Entsetzen.
    »Bei den Frostriesen Hraudungs, dafür wird jemand büßen!«, sagte Koggs und goss Lampenöl über die Schneide seines Säbels. Mit der anderen Hand zückte er eine Fackel, entzündete diese an Fis Gluttopf und erhob sich kämpferisch. »Los, zum Laufsteg«, schnarrte er, während er nun auch die Klinge in Brand steckte. »Wir müssen herausfinden, was Asmus zugestoßen ist. Wenn sich uns irgendetwas in den Weg stellt, dann brutzel es weg, Junge!«
    Die Worte des Klabauters waren kaum verhallt, als ein klagendes Heulen ertönte. Wispernd und klirrend erhoben sich überall um sie herum wirbelnde Schneewehen, die menschenähnliche Gestalt annahmen. Ihre Fratzen waren blass und hohlwangig und ihre Mäuler offenbarten lange Zahnreihen aus spitzen Eisnadeln. In ihren leuchtenden, eisblauen Augen schimmerte die blanke Mordlust.
    Kai beschwor einen Feuerwusel herauf.
    Keinen Augenblick zu spät, denn kreischend und wie ein Schwärm Haie wirbelten die Frostgeister von allen Seiten auf sie

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