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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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kühn dem Himmel zugewandt. Seine linke Hand hatte er wie zum Schwur aufs Herz gelegt, die Rechte hingegen zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger zur Bugspitze.
    »Seltsam«, murmelte Kai.
    »Hier ist alles seltsam«, zischte Koggs und sah sich misstrauisch um, so als erwartete er jeden Moment einen neuen Angriff der Frostgeister.
    »Nein, das meine ich nicht«, erklärte Kai. »Das ist nicht gerade die Pose, die ich von einem Kapitän erwarte, der Kampfbefehle erteilt.«
    »Aber die Männer hier haben gekämpft«, schnaubte Koggs. »Da verwette ich ein Fass Lebertran drauf. Die sind vor irgendetwas geflüchtet. Schau dir die Ruderbänke an. Da fehlt kein einziger Mann. Die haben sich ordentlich in die Riemen gelegt. Hat ihnen aber nichts genutzt.«
    »Aber wieso deutet Kapitän Asmus auf die Bugspitze und blickt gleichzeitig gen Himmel? Vielleicht wollte er uns im Augenblick seines Todes eine Botschaft hinterlassen«, sagte Fi nachdenklich.
    »Eine Botschaft?« Koggs folgte dem Fingerzeig des erfrorenen Kapitäns. »Hagel und Blitze, Asmus deutet nicht zum Wasser, sondern auf den Bugspriet. Zur Galionsfigur. Sieh hin!«
    Kai reckte sich über die Verschanzung und starrte nach unten. Der Klabauter hatte Recht.
    Ehrfürchtig musterte Kai den gebieterischen, rot und gold bemalten Drachenkopf, der unter ihm aufragte. Wie alles an Bord lag auch dieser Teil des Schiffes unter einer dicken Eisschicht begraben.
    »Ob er dort unten etwas versteckt hat?«
    Bevor sichs Kai versah, klemmte sich Koggs wieder den Säbel zwischen die Zähne und kraxelte über das Schanzkleid. Wagemutig rutschte der dickbäuchige Klabauter an dem Bugspriet entlang und hangelte sich von dort zum hölzernen Drachenkopf hinab. »Seid vorsichtig!«, rief ihm Kai zu.
    Doch Koggs ließ sich nicht beirren. Immer wieder drosch er mit der Klinge auf die Galeonsfigur ein und befreite sie so vom Eis.
    »Tut mir leid, da war nichts«, brach es enttäuscht aus ihm heraus. »Hab alles abgesucht. Hat der junge Herr Zauberer vielleicht noch einen weiteren Vorschlag? Diesmal vielleicht einen, der etwas weniger Mühe erfordert?«
    Kai betrachtete Asmus erneut. Sein Gefühl sagte ihm, dass dieser ihnen tatsächlich etwas über den Tod hinaus mitteilen wollte. Einen Hinweis? Eine Warnung? »Koggs, was ist das hier?« Kai überwand sich und befreite die bleiche Hand des Toten von Schnee. Die klammen Finger umfassten etwas Goldenes. Einen Schlüssel. »Na, wer sagt es denn, du Wattwurm. Du machst dem alten Eulertin noch alle Ehre! Sehr bedauerlich, dass der kleine Magister nicht hier ist. Sicherlich könnte er uns sagen, was hier geschehen ist.«
    Koggs befreite den Schlüssel aus Asmus' eisiger Umklammerung und betrachtete ihn genauer. »Sieh einmal an, Zwergengold!«, murmelte er und hob interessiert eine Augenbraue. »Ich schätze, der Schlüssel gehört zu einer Seekiste. Lasst uns mal im Heckkastell nachsehen, ob wir nicht die Kapitänskajüte finden.« Er bedeutete seinen beiden Begleitern, ihm zum anderen Ende der Galeere zu folgen.
    Kai beschwor vorsichtshalber einen neuen Feuerwusel herauf. Fi entzündete derweil einen weiteren ihrer Pfeile und gemeinsam folgten sie dem Seekobold über das Hauptdeck. Sie hatten gerade den zersplitterten Maststumpen erreicht, hinter dem das Staugatter hinunter zum Laderaum lag, als Kai bemerkte, dass Fis Bogen leicht zitterte. Erstaunt blickte er die Elfe an. Konnte das sein? Fi schien ihm stets so mutig, doch diesmal entdeckte er in ihrem Blick einen Anflug von Furcht.
    »Keine Angst«, flüsterte er so, dass Koggs ihn nicht hören konnte, und hob ermutigend die Hand mit dem grimmig vor sich hin prasselnden Feuerwusel, »diesmal pass ich auf dich auf.«
    Die Elfe schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Ich bin froh, dass du bei mir bist. Die Angst all der Männer hier«, fuhr sie verzagt fort. »Sie ist so greifbar. Und ich fühle, nein, ich weiß, dass das noch nicht alles war. Hier ist noch irgendetwas an Bord, was wir finden müssen.«
    »Kraken und Polypen! Könnt ihr da hinten mal Ruhe geben«, fauchte Koggs. Der Klabauter hatte inzwischen den Zugang zum Heckkastell erreicht, über dem eine Schiffsglocke baumelte. Kai und Fi postierten sich kampfbereit neben dem Eingang und Koggs trat mit Wucht gegen die Tür. Unter lautem Knarren schwang sie auf. Ranziger Trangeruch schlug ihnen entgegen, doch nirgends war ein Frostgeist auszumachen. Vorsichtig betraten sie das Innere. An eisernen Haken hingen sorgsam aufgereiht scharfe

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