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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Steine bildeten und sich an den Händen fassten. Lupura setzte Amabilia schließlich auf der Schulter einer tierhaften Gestalt ab, die mehr einem Hund als einer Frau ähnelte. Die Unbekannte fletschte lächelnd die Zähne.
    »Viel Glück, Kai!«, rief Amabilia ihm zu.
    »Und du, junger Feuerschauberer«, nuschelte die Alte und bückte sich ächzend, »gescht bescher in die Mitte desch Tanschkreischesch. Dann kannscht du dem Berggeischt deinen Wunsch schelbscht vortragen.«
    Kai sprang herunter und war froh, den säuerlichen Ausdünstungen der Hexe entkommen zu sein. Bevor noch jemand auf die Idee kommen konnte, absichtlich oder unabsichtlich auf ihn zu treten, schlüpfte er zwischen den Beinen zweier Hexen hindurch und eilte in die Mitte des Platzes.
    Ob er seiner Däumlingsgröße endlich ein Ende setzen sollte ? Leider hatte Amabilia am Nachmittag festgestellt, dass sie nur noch einen einzigen Verkleinerungstrunk besaß. Egal. Kai konzentrierte sich und spürte, wie die Macht des Zaubertranks von ihm abfiel. Unter Schmerzen streckten sich seine Glieder und er hatte gerade wieder Menschengröße erreicht, als aus dem Reigen Amabilias Stimme zu hören war. »Und nun tanzt, Schwestern! Heute ist die Nacht der Nächte, ruft Wildegrimm. Ruft ihn herbei!«
    Unter lautem Gestampfe, Gesinge und Gejohle begannen die Hexen im Kreis zu tanzen. Von dem wilden Treiben angesteckt drehte auch Kai sich im Kreis - als er eine Veränderung auf dem Berggipfel wahrnahm. Ein leichtes Prickeln kroch sein Rückgrat entlang. Die Hexen tanzten und sangen nur noch wilder und wogten hin und her. Viele von ihnen trugen bereits einen entrückten Gesichtsausdruck zur Schau, andere waren derart außer Rand und Band, dass sie ihre Augen so weit nach oben verdreht hatten, dass nur noch das Weiße ihrer Augäpfel zu erkennen war.
    Diese Hexen waren doch alle verrückt. Kai fragte sich inzwischen, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, sich diesen Zauberinnen anzuvertrauen.
    Plötzlich vibrierte der Boden zu seinen Füßen. Oder war es der Berg selbst? Kai bemerkte plötzlich, dass mit dem großen Felsen eine seltsame Veränderung vor sich ging. Moose und Kletterranken brachen knackend und knisternd aus dem Boden und überzogen das Gestein. Zweige rankten empor, schwollen zu dicken Ästen an, die ihrerseits Blätter und Knospen ausbildeten, aufplatzten und neue Triebe hervorbrachten. Fassungslos wich Kai einige Schritte zurück. Das Gewirr aus Ästen, Blättern und Strängen ähnelte inzwischen einem dichten Busch und noch immer rankte es rasant in die Höhe. Bei allen Moorgeistern, vor ihm wuchs ein baumhoher Riese aus dem Boden. Arme und Beine wurden von verdrehten Ästen gebildet und auf dem unförmigen Haupt des Wesens thronte eine gewaltige Blätterkrone.
    Regungslos starrte der Berggeist auf das Treiben zu seinen Füßen herab. »Wildegrimm! Wildegrimm! Wildegrimm!«
    Die wilde Tanzerei um Kai herum fand ein Ende, und der Hexenplatz war von lautem Keuchen erfüllt. Kais Blick suchte Roxana, doch die rührte sich nicht, sondern lächelte verklärt. Wie die meisten Hexen im Reigen schien sie sich noch immer in einer Art Rausch zu befinden.
    »Ah«, knarrte der Berggeist mit tiefer Stimme. Ein kühler Windzug brachte seine Zweige und Blätter zum Rascheln. »Meine Töchter tanzen wieder für mich. Fein. Sehr fein. Ist es denn schon wieder so weit?« Er streckte seinen Blätterkopf raschelnd dem Nachthimmel entgegen und seine rissigen Borkenlippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er den Vollmond sah.
    Roxana rührte sich noch immer nicht. Auch die anderen Hexen erholten sich augenscheinlich nur sehr langsam von dem Rausch, in den sie sich hineingesteigert hatten.
    Kai zückte seine Zauberflöte und dachte wieder an die Dienste zurück, die sie ihm geleistet hatte. Er trennte sich nur ungern von ihr.
    »Kannst du mir helfen, Berggeist?«, erhob Kai kurzerhand die Stimme. Unter dumpfem Knarren richtete der Baumriese den Blick auf ihn.
    »Ein Menschlein«, dröhnte er gut gelaunt und die Berge warfen ein grollendes Echo zurück. »Bist du ein Freund?«
    »Ja, ich denke schon.« Kai lächelte und streckte ihm seine Zauberflöte entgegen. »Die Hexen sagten mir, dass du aus meiner Flöte einen richtigen Zauberstab machen kannst.«
    Unter Knistern und Knacken griff der Berggeist nach dem Musikinstrument und hob es interessiert vor seine Astlochaugen. Brummend betrachtete er erst die Flöte und dann den Zauberlehrling. »Eiche«, knarzte er

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