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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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gedehnt und verzog missmutig sein Holzgesicht. »Nur eine Sorte Zauberer besitzt Zauberstäbe aus Eiche. Dein Element ist das Feuer?«
    Kai nickte zaghaft.
    »Dann musst du derjenige sein, den meine Töchter gesucht haben. Du bist der Letzte, richtig?«
    »Ja, sieht so aus«, antwortete Kai gequält. »Hab's mir nicht ausgesucht. Ehrlich.« »Kann ich mir vorstellen«, dröhnte es über ihm aus dem Zweiggewirr, durch das jetzt ein heftiger Wind fuhr. »Versprichst du mir, meine Bäume und Pflanzen in Ruhe zu lassen?«
    »Ich verspreche es«, erklärte Kai ernsthaft.
    »Guuuut«, brummte der Berggeist und sah noch einmal prüfend auf ihn herab. Seine langen Astfinger mit der Flöte senkten sich zur Erde und Wildegrimm bohrte das Musikinstrument vor Kai in den Boden. Noch immer rauschte der Wind durch sein Blätterhaupt, doch Wildegrimm scherte sich nicht darum und legte fast zärtlich eine seiner Blattfingerkuppen auf die Spitze des Instruments. Fasziniert sah der Zauberlehrling dabei zu, wie ein Zittern durch die Flöte ging. Das dunkle Holz wurde heller und aus zweien der Flötenlöcher wuchsen schlanke Wurzeln, die sich tief in die steinige Erde gruben. Im Nu erwachte auch der Rest der Flöte zum Leben. Hinter Kai waren erschrockene Laute zu vernehmen. Kai hingegen fand das Schauspiel überaus faszinierend. Es bildeten sich frische Triebe, die sich dem Mondlicht entgegenstreckten. Blätter trieben aus und Kai war, als tanzten grüne Flammenlohen über das Holz. Hoffentlich konnte Amabilia dieses unglaubliche Schauspiel gut sehen! Er warf einen Blick über die Schulter, um die Hundefrau zu finden, auf deren Schultern die Däumlingsfrau stand. Da entdeckte Kai am mondhellen Nachthimmel eine finstere Wolke, die sich von Süden her rasch dem Schwarzen Berg näherte. Beständig gloste in ihrem Innern grünes Licht.
    Alarmiert bemerkte er, dass die Wolke nicht das einzig Seltsame war, was sich auf den Schwarzen Berg zubewegte. Hinter den Hexen wirbelten Pulverschnee, welkes Laub und Tannennadeln auf und fegten in Gestalt dunkler Lufthosen über die Bergkuppe hinweg. Ihm kam es vor, als suchten die Wirbel den Hexenkreis nach einem Durchschlupf ab.
    »Öffnet nicht den Kreis!«, war Amabilias schneidender Ruf zu hören. »Solange wir zusammenstehen, kann uns nichts passieren! Besinnt euch auf die Bannformeln, die ich euch beigebracht habe! Und weckt endlich Roxana!«
    Die kalten Böen wurden heftiger und jäh schob sich die dunkle Wolkenbank vor den Mond. Die Bergkuppe lag jetzt im Schatten. Endlich bemerkte auch der Berggeist, was um ihn herum vor sich ging. Ohne die immer weiter in die Höhe wachsende Flöte loszulassen, hob er sein Blätterhaupt. Sein Antlitz verdunkelte sich vor Zorn. »Was geschieht hier?«, brüllte er und seine Stimme rollte als Echo über die Berge. »Die Finsternis!«, schrie eine der Hexen und umschloss die Hände ihrer beiden Tanzpartnerinnen nur noch fester. »Sie hält auf dem Schwarzen Berg Einzug!« »Richtig, Schwestern!«, hallte Roxanas laute Stimme nahe des Waldrandes. »Doch euer Schutzkreis wird euch nichts helfen!«
    Verwirrt blickte sich Kai zu Roxana im Kreis um. Noch immer stand sie lächelnd zwischen zwei anderen Hexen, doch ihre ganze Gestalt schimmerte feucht und wirkte irgendwie ... unwirklich. Die beiden Hexen links und rechts von ihr stießen entsetzte Schreie aus, doch sie wagten es nicht, Roxanas Hände loszulassen.
    »AQUATA IMAGO FINITE!«, tönte es laut vom Waldrand. Die noch immer verzückt vor sich hin lächelnde Roxana inmitten des Hexenreigens verlor mit einem Schlag ihre Form und zerplatzte zu einem Schwall schwarzen Wassers.
    Eine verdammte Truggestalt!
    »Den Kreis schließen!«, brüllte Amabilia verzweifelt, doch in der Wolke über ihnen rumorte es bereits. Giftgrünes Licht flackerte über den Hexenplatz. Bevor die beiden Hexen, zwischen denen jetzt eine Lücke klaffte, reagieren konnten, sausten unzählige schwarze Schemen mit langen Beinen vom Himmel herab. Dort, wo die Gestalten auf die Erde trafen, platschte es laut auf und von überallher war lautes Quaken zu hören. Frösche. Kröten. Unken. Ihre Leiber waren pechschwarz und mit dicken Warzen übersät. Und es fielen immer mehr von Himmel. Ein wahrer Froschregen prasselte jetzt auf die Versammlung nieder.
    Roxanas hässliches Lachen hallte durch die Nacht, während Amabilia verzweifelt versuchte, die Hexen dazu zu bringen, den Kreis zu schließen. Vergeblich. Kai hatte sich an Wildegrimm gepresst, der

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