Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
großen Käfigs. »Was ist das hier?«, wollte Kai wissen, der der Aufforderung nur zögernd nachkam. »Einer unserer Grubenaufzüge!«, brummte der Zwerg unwirsch und drängte sich gemeinsam mit Garfax neben ihn. Aufgrund der beiden Drachenschilde wurde es unangenehm eng. Ungeduldig schickte Garfax den Jüngeren zu einem Hebel an der Wand mit der Mechanik.
»Los, runter mit uns!«
Mit einem Rumpeln begannen sich die Ketten und Zahnräder zu drehen und das große Steingewicht verschwand nach oben. Gleichzeitig senkte sich der Eisenkäfig ab und es wurde schlagartig dunkel um sie herum.
»Verflucht!«, zischte Garfax. Der Käfig ruckelte und knirschte, wann immer er die Schachtwände streifte. »Wir haben in der Eile vergessen, Lampen mitzunehmen.« Kai entfachte eine Flamme auf seiner Handfläche. »Reicht das ?«
Verblüfft blickten ihn die beiden Zwerge an und Cendrasch nickte zufrieden. »Unter uns befinden sich die Minen«, grunzte er nun etwas freundlicher. »Wir bauen dort Eisenerz ab. Früher auch Mondsilber, aber die Vorkommen sind erschöpft.« Endlich erreichten sie das untere Ende des Schachts, und der Käfig setzte mit lautem Rumpeln auf. Hier unten war es viel wärmer und stickiger als oben und es roch nach rostigem Eisen, Steinstaub und Schmierfetten. Vor der Gittertür war ein behauener Felsgang auszumachen, der nach nur wenigen Schritten in einer Höhle mündete, aus der flackerndes Lampenlicht zu ihnen drang.
»Mach dein Feuerchen aus«, knurrte Cendrasch. »Zu gefährlich hier unten. Hier dürfen nur Berglampen benutzt werden. Grubengas, verstehst du? Der Berg lebt. Sein Atem verschont weder Zwerg noch Mensch noch Tier. Nur ein Funke und alles kann explodieren.«
Erschrocken ließ Kai die Flamme verschwinden. Die Zwerge öffneten die Käfigtür und betraten die Höhle. Sie war in etwa so groß wie die Spiegelhalle und wies Nischen auf, in denen große Geröllhalden mit Eisenerzbrocken lagen. An den Wänden hingen Laternen, in denen orangefarbenes Licht flackerte. Das Erstaunlichste aber waren die Eisenschienen auf dem Boden. Die Gleise fächerten sich auf und führten zu drei dunklen Stollen, die schräg gegenüber von ihnen abzweigten. Auf einer von ihnen stand eine Lore mit dicken Balken, vor der ein Pony angeschirrt war. Es schnaubte leise. Hinter der Lore regte sich eine Gestalt und ein schmutziger Zwerg mit Rundhelm trat vor, vor dessen Lederkittel Schlägel und Eisen, die Werkzeuge der Bergleute, baumelten.
»Lords!«, rief der Zwerg erstaunt und verbeugte sich ehrfürchtig vor ihnen. »Wie viele Hauer und Schlepper arbeiten hier unten noch?«, raunzte ihn Cendrasch an. »Vielleicht dreißig oder vierzig. Vor allem in den Stollen weiter hinten. Der Rest ist nach oben, als der Alarm ertönte. Ich bin nur hier, weil mich Grubenmeister Garrog angewiesen hat, auf Nachzügler zu warten.«
»Habt ihr hier unten Waffen?«
»Nur das Übliche zur Abwehr von Grubenwürmern und Bergkobolden.« »Gut, dann zeig uns, wie wir von hier aus zur alten Mondsilberschmiede kommen.« »Zur Mondsilberschmiede?« Der Bergmann wies eifrig zu einem Tunnel ganz links. »Von dort aus führt ein Belüftungsschacht nach oben. Dann folgt ihr einfach dem Geräusch des Wassers. Ihr wisst doch, die Schmiedehöhle liegt direkt am unterirdischen Fluss. Darf ich fragen, was geschehen ist, dass Ihr Euch hier herunter bemüht?«
»Einer der Drachen ist in unsere Hallen eingedrungen«, knirschte Garfax und griff sich eine der Grubenlampen an der Wand.
»Ein Drache?« Der Grubenwächter riss erschrocken die Augen auf.
»Ja. Warte bis der Rest deiner Kameraden eingetroffen ist«, befahl Garfax. »Bewaffnet euch und folgt uns dann.« »Wie Ihr wünscht, Herr!«
Ohne ein weiteres Wort rannten sie an der Lore vorbei auf den Stollen zu, den ihnen der Zwerg gewiesen hatte. Es wurde dunkel und nur die Grubenlampe spendete noch etwas Licht. Bei dem Gedanken, dass auf den Stollen die Last eines ganzes Berges drückte, wurde Kai die Brust auf einmal eng.
Endlich erreichten sie die Höhle, von der der Wächter gesprochen hatte. Sie hatten schnell den Luftschacht entdeckt. Cendrasch schob eine Leiter darunter und kletterte nach oben. Nach Garfax folgte ihm auch Kai. Zu seiner Erleichterung sah er, dass in der Schachtwand Steigeisen angebracht waren. Kühle Luft schlug ihnen entgegen und Kai sog sie gierig ein. Doch nach und nach wich die kurze Euphorie zunehmender Beklemmung. Der Schacht war eng und dunkel, da die beiden Zwerge
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