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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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hinabsteigen in die Hölle, du wirst die Kreise des Pandämoniums überwinden, und du wirst es sein, der den Fürsten der Finsternis stürzt. Du bist die Hoffnung der Nephilim, du bist der Held, den sie in dir sehen. Und als dieser wirst du deinen Weg finden. Geh ihn, Nando – geh deinen Weg. Mehr musst du nicht tun, um zu siegen.
    Drengur lächelte nicht, aber seine Klaue war warm, als er sie auf Nandos Schulter legte. Ich bin an deiner Seite als dein Lehrer , hatte Drengur gesagt, und nun wusste Nando, dass das nicht alles gewesen war. Dieser Dämon stand an seiner Seite als ein Freund. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, irgendetwas, aber Drengur schüttelte den Kopf.
    Ich bin ein Dämon , sagte er. Szenen der Rührung und Sentimentalitäten gehören nicht in mein Metier. Vergiss das nicht.
    Dann wandte er sich ab und bestieg mit Althos das Boot. Nando sah ihnen nach, bis sie von der Finsternis verschluckt wurden. Erst dann wandte er sich ab und begann seine Reise in die Welt der Engel.

9
    Die Brak’ Az’ghur waren feucht und kalt. Nando hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um die Tropfen abzuhalten, die unaufhörlich von der Tunneldecke fielen, und er hörte Kaya in der Geige vor sich hin fluchen. Dieses Klima war selbst für ein Instrument wie dieses nicht gerade ideal. Avartos ging voraus, ein schwaches Licht glomm in seiner Hand, und Noemi fixierte mit finsterer Miene die Schatten, die in den Nischen der abzweigenden Gänge lagen. Ein blutiger Striemen zog sich über ihre Wange, er rührte von der Begegnung mit drei Dämonen her, die ihnen aufgelauert hatten, und sowohl die Messer in ihren Händen als auch das schwache Glimmen der Zeichen unter ihrer Haut kündeten davon, dass sie nur darauf wartete, einen weiteren Angreifer in den Schlamm dieser Tunnel zu werfen, vorzugsweise nicht in einem Stück.
    Nando konnte ihren Zorn nachfühlen. Ihr Weg in den obersten Bereich der Brak’ Az’ghur war beschwerlich gewesen. Avartos hatte sie über geheime Wege der Engel geführt, und während nur wenige Patrouillen seines Volkes unterwegs gewesen waren, begegneten ihnen umso häufiger Wegelagerer, niedere Dämonen und Schwarze Hexen, und das nur selten in friedlicher Absicht. Zwar hielten die meisten befreiten Dämonen sich verborgen, aber Nando schien es, als wäre mit dem Fall der ersten vier Höllenkreise ein Geschwür aufgebrochen, das sich durch die gesamte Unterwelt zog und sie noch gefährlicher machte, als sie ohnehin schon war. Abgesehen davon näherten sie sich unaufhaltsam dem Ziel ihrer Reise, und nachdem die Dunkelheit grauer und die Luft wärmer geworden war, spürten sie es alle: Die Oberwelt war nicht mehr weit.
    Avartos blieb vor einem Felsvorsprung stehen und öffnete ein Portal, das sich in blauen Linien über den Stein zog. Vergebens bemühte sich Nando, seinen Herzschlag zu kontrollieren. Hinter jeder Pforte konnte nun die Welt der Menschen liegen – und das tödliche Gold Nhor’ Kharadhins. Er hatte keine Ahnung, wie sie in die Stadt der Engel gelangen sollten, ohne auf der Stelle umgebracht zu werden, aber Avartos schien genau zu wissen, was er tat. Zielstrebig hatte er sie durch die Gänge geführt, und bis zu diesem Augenblick vor dem blau flackernden Portal hatte Nando sein Schweigen hinnehmen können. Jetzt jedoch, da die Schleier des Zaubers über sein Gesicht glitten, hätte er den Engel am liebsten gegen die Wand gedrückt und zum Reden gezwungen.
    »Du kannst es versuchen«, sagte Avartos. »Aber vielleicht wäre es besser, mit heilen Knochen nach Nhor’ Kharadhin zu kommen, oder was meinst du?«
    Nando schaute düster auf das glühende Licht. Schlimm genug, dass der Engel noch immer keine Gelegenheit ausließ, um in seinen Gedanken herumzuwühlen, da musste er nicht auch noch sein spöttisches Lächeln ertragen. Entschlossen betrat er das Portal und fand sich in einer kleinen Kammer wieder. Nicht mehr als eine Pritsche, ein klappriger Holztisch und eine Truhe standen darin. Halb zerrissene Pläne der Brak’ Az’ghur bedeckten die Wände, und in der Ecke glommen die Funken eines Portalkreises.
    »Wo sind wir hier?« Noemi ließ den Blick über die Wände schweifen. Vereinzelt erkannte Nando Markierungen auf den Plänen, durchgestrichene Bereiche und Gebiete, die vollständig schwarz gefärbt waren.
    Avartos trat an ihnen vorbei. »Wir befinden uns in einem der Kontrollräume meines Volkes. Früher, als es in diesem Teil der Brak’ Az’ghur häufig zu

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