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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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kaschierte, und umfasste Kaya mit seinem Blick.
    »Es ist auch im Volk der Engel üblich, Instrumente mit Dschinns zu besitzen«, sagte er. »Äußerlich wird daher keine Veränderung nötig sein. Doch du solltest deine Gewohnheiten überdenken und weniger fluchen, um deine Herkunft zu verschleiern.«
    Kaya sog empört die Luft ein. »Meine Herkunft verschleiern! Ich bin Kaya Amirah Feyza Al’ Jawahil, eine Dschinni …«
    »Ja«, unterbrach Avartos sie gelassen. »Und dort oben residieren die mächtigsten bekannten Dschinns der Welt – jedenfalls glauben sie das von sich selbst. Es wäre nicht ratsam, ihnen das Gegenteil zu beweisen, ebenso wenig, wie es klug wäre, sich als Dschinniya der Unterwelt zu erkennen zu geben. Denn das würde zwangsläufig Fragen aufwerfen, und Aufmerksamkeit erregen. Und das wollen wir doch nicht, oder?«
    Selten hatte Nando gehört, wie Kaya mit den Zähnen knirschte, doch nun tat sie es und sah dabei aus wie ein griesgrämiges Eichhörnchen. Ohne ein weiteres Wort zog sie sich in die Geige zurück, aber das schien Avartos nicht zu kümmern. Er deutete auf die Kleidung. »Zieht euch um«, forderte er sie auf. »Dann wird die Verwandlung vollkommen sein.«
    Schweigend griff Nando nach dem Waffenrock und hätte beinahe über das angeekelte Gesicht Noemis gelacht, als sie die Korsage einer Engelskriegerin anlegte. Ohne Frage war es nicht leicht für sie, in die Rolle ihrer Feinde zu schlüpfen, aber sie würde ihren Unwillen schon bezwingen. Rasch wechselten sie die Kleidung, und Nando musste feststellen, dass Avartos nicht übertrieben hatte: Auch wenn sich die kostbaren Stoffe der Engel seltsam fremd anfühlten, kleideten sie ihn, als wären sie für ihn gemacht, und Noemi sah aus wie eine stolze Rekrutin Nhor’ Kharadhins mit Haaren aus samtener Nacht.
    Avartos maß sie mit seinem Blick, als betrachtete er ein Gemälde, das unter seinen Händen entstanden war, und nickte zufrieden. Mit eleganter Geste deutete er auf den Portalkreis. »Bereit, wenn ihr es seid, meine Freunde«, sagte er. Der Ernst in seiner Stimme konterkarierte das Lächeln auf seinen Lippen.
    Nando holte tief Atem. Es gelang ihm, seinen Herzschlag zu beruhigen, aber sein Puls pochte in den Fingerspitzen, und als er das Innere des Kreises betrat, musste er die aufkeimende Unruhe mit aller Kraft zurückdrängen. Kühl brach das Licht aus den Linien im Stein, und kurz meinte er, einen Schatten in Avartos’ Blick zu bemerken, als der Engel den Kopf in den Nacken legte. »Ich kehre zurück«, raunte er kaum hörbar. »Ich kehre zurück in die Welt des Lichts.«
    Dann löste sich jede Kontur auf. Nando verlor den Boden unter den Füßen, spannte seinen Körper an, wie er es in der Akademie Bantoryns gelernt hatte, und kam kurz darauf auf weicher Erde auf. Wind stob ihm ins Gesicht, und noch ehe das Licht erlosch, wusste er, wo er sich befand. Über ihm rauschten die Bäume der Villa Borghese, der Schein des Mondes huschte über sein Gesicht, und der Lärm der Menschenwelt – lange nur eine ferne Erinnerung – umfing ihn wieder. Wie lange war es her, seit er nicht mehr in die Oberwelt gekommen war? Eine Woche, ein Jahr, ein ganzes Leben? Er ging neben Avartos und Noemi durch den Park, erinnerte sich an den Geburtstag seiner Mutter, den sie stets an diesem Ort gefeiert hatten, und an seinen Ritt auf Matradons Rücken, und er fühlte, wie sich die leise wispernde Sehnsucht, die ihn in der Unterwelt immer begleitete, im Gesang des freien Windes auflöste. Das Kind der Schatten, das er geworden war, wurde mit jedem Schritt in dieser Dämmerung wiedergeboren als ein Kind der Menschen. Und doch begleitete ihn die Vorsicht der Heimatlosen, als sie die Piazzale Napoleone erreichten und im Dickicht innehielten. Die Menschenwelt war grell, ihr Lärm zerrte seine Aufmerksamkeit in tausend verschiedene Richtungen. Die Dunkelheit hatte seine Wahrnehmung geschärft, doch hier musste er die Eindrücke zurückdrängen, um nicht von ihnen zerrissen zu werden. Er richtete seinen Blick auf den Platz – und zögerte. Dieses Mal wartete kein Mantikor inmitten rettender Fackeln. Dieses Mal gab es nichts auf diesem Platz als das Licht der Welt, die er verlassen hatte.
    Lautlos trat er aus den Schatten, gefolgt von Noemi und Avartos, und hielt am Rand des Abhangs inne. Kaya setzte sich auf seine Schulter, und sein Blick schweifte über Rom, das sich vor ihm ausbreitete wie ein Teppich aus goldenen Lichtern. Er schaute hinüber zur

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