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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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passiert: Verlasst euren Raum nicht.
    Nando folgte der Anweisung. Sein Blick durchdrang die Wände, er sah sich erneut bewegungslos im Boot sitzen. Dort streckte er die Hand aus – und dann zog Avartos mit rascher Geste sein Messer und führte die Klinge über Nandos Handfläche.
    Der Schreck ließ ihn zusammenfahren. Sofort wurde das Licht aufgewühlt und verschleierte seinen Blick, doch er zwang sich, die Empfindung zu ersticken, und fixierte Avartos’ Waffe. Sie war aus Preinstahl gefertigt und mit magischen Siglen versehen, sie durchschnitt Stein und Knochen wie Butter – doch kein Blut klebte an ihrer Klinge. Es war nicht Schmerz gewesen, der ihn erschreckt hatte, denn … seine Hand war unversehrt.
    Seltsam fern war das Staunen, mit dem er zusah, wie Avartos die Klinge über Noemis Hand führte. Auch sie verwundete die Waffe nicht, doch sie erschrak so heftig, dass sie Nando anstieß.
    Verlasst euren Raum , forderte Avartos sie auf.
    Nando zog sich aus seiner Magie zurück. Fast empfand er etwas wie Wehmut, als er im Boot die Augen öffnete.
    Drengur und Althos standen noch immer am Bug, doch Raureif überzog ihre Körper, und nun, da der Dämon den Kopf neigte, als wollte er sich vergewissern, dass es tatsächlich Nando war, der zurückgekehrt war, fielen Eissplitter von seinem Mantel. Nando holte Atem – und erst in diesem Moment nahm er die Hitze wahr, die ihn auf einmal umgab. Glühend heiß ergoss sich die Luft in seine Lunge. Kaya schaute ihn besorgt an, auch auf ihrem Fell glitzerte Raureif. Nando hustete, aber da griff Avartos in seinen Nacken und sandte einen lindernden Zauber in seinen Leib. Noemi legte die Hand auf seinen Arm, und als er ihre eisigen Finger fühlte, begriff er, dass die Umgebung keineswegs besonders heiß war, sondern dass er selbst die Kälte der Engel angenommen hatte.
    »Ihr werdet lernen, mit der Kraft meines Volkes umzugehen«, sagte Avartos ruhig. »Der Oreymon wird euch nicht unverwundbar machen. Doch wenn ihr ihn in einen Ort der Stille verwandelt, wird er euch vor vielen Gefahren schützen. Selbst vor einer Klinge wie dieser.«
    Noemi schaute fasziniert auf ihre Hand, offensichtlich konnte sie nicht glauben, dass sie von dieser mächtigen Waffe nicht einmal einen Kratzer davongetragen hatte. Erst als sie den Blick des Engels bemerkte, rief sie die Abwehr auf ihre Züge zurück. »Wir werden sehen, ob er uns wirklich nützlich ist«, sagte sie betont reserviert und wischte sich die Hand an ihrem Ärmel ab, als würde Schmutz daran kleben. »Was sollen wir tun, um ihn weiter auszubilden?«
    »Erhaltet ihn in Kälte«, erwiderte Avartos leise. »Und ertragt seinen Glanz, bis ihr ihn verehren könnt.«
    Nando meinte, eine Bitterkeit in seiner Stimme zu hören, so als wären es nicht seine eigenen Worte gewesen, die er ausgesprochen hatte. Vielleicht empfand Noemi ähnlich, denn sie sparte sich jede abfällige Bemerkung. Stattdessen wandte sie den Blick. Graues Licht floss in einiger Entfernung träge über den See.
    »Dort enden die Wege des Zwielichts«, sagte Drengur. »Dort beginnen die Wege der Engel.«
    Sie näherten sich dem Ufer rasch, und Nando ertappte sich dabei, wie er sich zurückwünschte in den Dreck Katnans oder die Gefahren der tiefen Schattengänge. Doch schon glitt ihr Boot über raue Steine, und Drengur sprang an Land. Mehrere Tunnel führten aus der Höhle hinaus, nur schwach erhellt von blass glimmenden Felsen.
    Nando sah aus dem Augenwinkel, wie die anderen sich von Althos und Drengur verabschiedeten, und er hoffte vergebens, dass der Kloß in seinem Hals verschwinden würde, ehe er sich umdrehen und zu dem Dämon hinübergehen musste. Drengur konnte sie nicht begleiten. Er würde ihr Führer sein, sobald sie sich in das Pandämonium begaben, doch vorerst musste er sich verbergen, um jenen Dämonen zu entgehen, die den Verräter ihres Herrn jagten. Er würde nach Or’lok aufbrechen, schon bald, und währenddessen würde Nando seinen Weg ohne ihn gehen müssen.
    Kein Abschied war Nando leichtgefallen, doch nun, da er vor seinen Lehrer trat und Althos’ Blick auf sich fühlte, zog sich seine Kehle zusammen. Dieser Dämon hatte es ihm in seinen ersten Wochen in Bantoryn nicht leicht gemacht. Er hatte ihn geprüft, wieder und wieder, ehe er ihm sein Vertrauen geschenkt hatte – jenes Vertrauen, das nun unerschütterlich in Drengurs Augen glomm.
    Teufelssohn , sagte Drengur in Gedanken. Du bist der Krieger, der das Schwert führen wird. Du wirst

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