Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
ich.«
Jorgan wandte sich einem Soldaten zu: »Von jetzt an ist dein Platz hier. Tag und Nacht. Sollte er wieder aufwachen, schickst du mir einen Boten.
»Jawohl, mein König!«
»Und sollten sie ihn weiter foltern«, fügte Jorgan unter Tränen hinzu, »erlöse ihn.«
Diesmal sagte der Soldat nichts, sondern schluckte laut hörbar.
Mitten in der Nacht erwachte Tharador und fand keinen Schlaf mehr. Er schlich leise aus dem Zimmer, um Calissa nicht zu wecken, und trat in dicke Felle gehüllt hinaus in den Schlossgarten.
Der frische Schnee verdichtete sich geräuschvoll unter den Stiefelsohlen, und er hinterließ tiefe Spuren, als er zwischen den kahlen Bäumen umherging. Mondlicht tanzte auf den dünnen Eiskrusten, ließ den Schnee wie ein Meer aus weißen Perlen erscheinen.
So schön der Anblick der Bäume auch war, er spendete ihm keinen Trost. Tharador erinnerte sich an die kleine Kapelle, in der eine Statue seines Vaters stand, und begab sich auf den Weg, sie aufzusuchen.
Voller Ehrfurcht öffnete er die hölzerne Tür und trat in den kleinen Raum ein, der von unzähligen Kerzen erleuchtet war.
Zu seiner Überraschung kniete Jorgan vor einem kleinen, steinernen Altar und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.
»Mein König?«, fragte Tharador leise und trat näher.
Jorgan hob schluchzend den Kopf. Er wischte sich mit einem Tuch über die Augen.
Tharador legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter, konnte aber keine tröstenden Worte finden.
»Dies ist also der Preis für meine Regentschaft«, flüsterte Jorgan, ohne aufzublicken, nach einem langen Moment des Schweigens.
»Es ist der Preis für Eure Besonnenheit«, erwiderte Tharador.
»Spar dir die Förmlichkeit, Tharador«, sagte Jorgan. »Sei in dieser Stunde nicht mein Gast, nicht der Sohn eines Engels – sei mein Freund.«
»Ich bin nie etwas anderes gewesen.«
»Ich habe meinen Sohn zum Tode verurteilt«, sprach Jorgan weiter, den Blick starr in eine Kerzenflamme gerichtet.
»Ihr ... du hast zum Wohle der Bürger gehandelt.«
»Kein Vater sollte zu einer solchen Entscheidung gezwungen sein.«
»Kein Mensch sollte ein Leben gegen ein anderes aufwiegen müssen«, stimmte Tharador ihm zu.
»Ich kann nicht mehr, Tharador«, gestand Jorgan ein. »Ich habe schon meine Frau an meine Regentschaft – meine Bürde – verloren. Und nun auch noch Vareth. Am Ende meines Lebens liegt meine Welt in Trümmern.«
»Berenth ist noch nicht verloren!«
»Alles, was mir wichtig war, ist verloren«, entgegnete Jorgan. »Ich kann kein König mehr sein.«
Tharador riss erschrocken die Augen auf. »Jorgan, tu das nicht! Du würdest den Menschen jede Hoffnung rauben.«
Der alte König sah ihm fest in die Augen. »Nicht, wenn ich ihnen einen mächtigeren Herrscher präsentiere.«
»Was ... Ich?« Tharador taumelte vor Überraschung einen Schritt zurück. »Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Es ist dein Thron«, sagte Jorgan ruhig. »Er wartet seit dreihundert Jahren auf dich.«
Tharador seufzte. »Das hast du mir schon einmal gesagt, genau hier. Aber ich bitte dich, verlange es nicht von mir. Ich bin für diese Aufgabe nicht bereit. Ich bin kein König. Du bist König.«
»Ich bin es leid!«, brauste Jorgan auf. »Das Wohl des Landes über mein eigenes stellen zu müssen! Ich kann es einfach nicht mehr.«
Tharador nickte langsam. »In Ordnung. Aber nicht jetzt. Nimm den Menschen nicht ihre Sicherheit, die sie durch dich spüren. Warte, bis der Krieg vorüber ist.« Er blickte Jorgan mitfühlend in die Augen und fügte leiser hinzu: »Gerade jetzt wirst du die Menschen noch viel stärker inspirieren.«
»Vareths Tod macht mich zum Märtyrer«, gab Jorgan ihm Recht.
***
Du wirst scheitern! , höhnte Dergerons Geist. Tharador wird dich vernichten.
Pharg’inyon schüttelte heftig den Kopf, erwiderte aber nichts. Nicht der kleinste Gedanke entwich ihm.
Du weißt, dass ich Recht habe! Dergeron lachte. Du hast Tharadors Aura gespürt, du weißt um seine Macht. Und auch, dass du ihm nicht gewachsen bist.
»Schweig!«, brüllte der Aurelit nun und war erleichtert, allein in dem kleinen Haus eines Pelzhändlers zu sein.
Mit jedem Tag, den der Prinz weiterlebt, schwindet dein Einfluss auf deine Untergebenen , fuhr Dergeron ungerührt fort.
»Sei endlich still!«
Pah! Sieh dich an! Sogar deine Macht über mich versiegt bereits!
»Für dich reicht es noch«, spöttelte Pharg’inyon und entlud seinen Hass in geistigen Folterungen. Dergeron schrie
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