Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
hielt sie ihn zurück und flüsterte ihm ins Ohr: »Versteck dich im Schrank.« Dann sagte sie so laut, dass der Graf es hören konnte: »Einen Moment, Liebster!«
Die Anrede fühlte sich wie ein Stich in seinem Herzen an, doch er gehorchte und beeilte sich, all seine Kleidung und sonstigen Habseligkeiten zu packen und mit im Schrank zu verstauen.
»Ich bin nicht angemessen bekleidet!«, hielt Alynéa den Grafen weiter in Schach.
Verren konnte sich nur zu gut den lüsternen Blick dieses Waschlappens vorstellen, wie er vor der Tür stand und sich seine Verlobte leicht bekleidet vorstellte.
Nutzloser Versager! , dachte Verren wütend. Du bist nicht manns genug für sie!
Durch einen Spalt zwischen den Schranktüren konnte er einen kleinen Teil des Raumes erspähen, kaum mehr als die rechte Bettkante und ein Stück des Waschtisches.
Alynéa hatte sich mit Fellen und Laken bedeckt und erwartete das Eintreten des Grafen.
Zaghaft öffnete Totenfels die Tür und kam langsam, unter mehrmaligem Räuspern näher.
»Verzeih, dass ich dich zu dieser späten Stunde noch störe ...«, begann er seine offensichtlich einstudierte Rede.
Schwächling! Dergeron hatte Recht, nach deiner Macht zu greifen , dachte Verren.
»... aber ich habe lange nachgedacht. Über diesen Fremden, der im Kerker schmort«, fuhr Totenfels fort.
Es ist dein Kerker, Idiot! Verren lachte stumm. Wenn du ihn sehen willst, geh hinunter und schau ihn dir an.
»Ich bitte dich, Liebster. Du solltest diesen Mann meiden. Er ist sehr gefährlich«, heuchelte Alynéa Besorgnis.
»Dann solltest du ihm auch fernbleiben!«, entgegnete Totenfels, der mit diesem Einwand offensichtlich gerechnet hatte.
»Du weißt mittlerweile um meine ... außergewöhnliche Begabung«, sagte Alynéa leise. »Mir kann er nichts tun.«
»Dann verrate mir, was du weißt!«, verlangte Totenfels, und Verren war über den bestimmenden Tonfall seiner Stimme überrascht.
»Das ist zu gefährlich«, warnte Alynéa. »Er ist ein Dämon. Er würde versuchen, deinen Götterglauben zu erschüttern!«
»Und was ist mit deinem Glauben?«
Ja, Alynéa, was ist mit deinem Glauben? , fragte sich Verren.
»Meine Begabung verleiht mir einen gewissen Schutz gegen seine ketzerischen Lügen«, sagte sie schnell. »Aber lass uns über etwas Erfreulicheres sprechen, wenn wir schon allein sind«, fügte sie hinzu, warf die Laken zur Seite und setzte sich auf die Bettkante.
Alynéa konnte kaum etwas angezogen haben, denn Verren konnte ihre nackten Knie und Unterschenkel erkennen. Ein besserer Blick blieb ihm verwehrt, und er konnte nicht wagen, sich durch eine Bewegung zu verraten.
Offensichtlich war Totenfels ebenso angetan von dem Bild, das sich ihm darbot, denn er atmete scharf ein. »Bei den Göttern, bedecke dich!«, rief er laut, die Stimme schrill vor gespielter Entrüstung, doch Verren entging der feine Unterton keineswegs. Seine Fragen nach dem Gefangenen schienen schlagartig vergessen.
»In drei Tagen schließen wir den Bund, Liebster«, säuselte Alynéa. Verren verzog beim Gedanken an die bevorstehende Zeremonie angewidert das Gesicht.
»Eben!«, fiel der Graf ihr ins Wort. »Erst in drei Tagen.«
»Und was ändert sich dann für uns?«, brachte sie trotzig hervor und stand auf.
Verren biss sich vor Wut auf die Zunge, als er den Hauch von Nichts erkannte, den sie trug; der metallische Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund.
»In drei Tagen sind du und ich noch immer dieselben Menschen, Liebster. Wieso darf ich dir meine Gefühle nicht jetzt schon zeigen?«, tat sie unschuldig.
Verren konnte die Reaktion des Grafen nicht sehen, aber er hörte, wie der Mann nervös das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagerte und sich beständig räusperte. Scheinbar versuchte er, die Etikette zu wahren, und rang mit den eigenen, niederen Instinkten.
Du wirst verlieren , dachte der Meuchler stolz. Ich könnte sie zurückweisen. Du kannst es nicht. Du hast keine Selbstbeherrschung. Sie treibt ein Spiel, das du nicht einmal ansatzweise durchschaust. Und die Zeichen stehen alle gegen dich, Totenfels.
Sie streckte den Arm aus seinem Sichtfeld hinaus, doch Verren konnte sich gut vorstellen, wie sie das Gesicht des Grafen mit ihren feinen Fingern umspielte. Er konnte die Berührung ihrer seidigen Haut beinah spüren.
»Wieso nutzen wir die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, nicht sinnvoller?«, säuselte sie leise, zog einen Arm des Grafen zu sich heran und legte seine Hand auf ihre Brust.
Sag
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