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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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drang nun rascher vor, bis es schließlich Sartol war, der einen Schild gegen die gemeinsame Macht seiner Feinde aufbauen musste.
    »Du kannst nicht gewinnen, Sartol!«, rief Baden heiser vor Anstrengung. »Ergib dich oder stirb!«
    Zur Antwort lachte Sartol gellend. Und dann tat er etwas, was niemand hätte vorhersehen können. Mit begeistert glitzernden Augen und zu einem schrecklichen Grinsen gefletschten Zähnen schwang er abrupt all sein Feuer, all die Macht, die ihm noch geblieben war, auf seine eigene
    Kraftquelle zu, auf die große Eule, die auf seiner Schulter saß. Die Flammen umtosten den Vogel und töteten ihn auf der Stelle. Einen Sekundenbruchteil später brach die vereinte Kraft aller Meister und Magier im Saal mit der vernichtenden Wucht einer Lawine über Sartol herein und begrub ihn unter einem Berg weißen Feuers, tilgte ihn vollkommen vom Angesicht der Erde. Aber in diesem Sekundenbruchteil zwischen dem Tod seiner Eule und seinem eigenen war Sartol ungebunden gewesen, und so wurde er zu einem Unbehausten und hatte Therons Fluch benutzt, um ein gewisses Maß an Unsterblichkeit zu erlangen.

10
     
    W ährend er Ebbe und Flut des Kampfes, der in der Großen Halle tobte, beobachtete und zusah, wie die beiden Lichtmauern, eine weiß, die andere gelb, um die Vorherrschaft rangen und das Schicksal von Tobyn-Ser im Ungewissen lag, verfluchte Orris seine eigene Machtlosigkeit. Zumindest einen Teil der Zeit hatten Baden und Trahn seine Frustration geteilt. Sicher, sie verfügten über eine gewisse Macht, die sie der Sache zur Verfügung stellen konnten, aber ohne ihre Cerylle, um ihre Magie zu konzentrieren, blieben ihre Anstrengungen ziemlich oberflächlich. Also sahen die drei ungläubig und zutiefst verzweifelt zu, wie Sartols Magie, verankert in seiner wunderbaren Eule, gespeist von seiner wilden Leidenschaft und verstärkt von dem riesigen Kristall, den er irgendwie zu beherrschen gelernt hatte, sich selbst für die vereinte Macht aller Magier, denen er gegenüberstand, als zu mächtig erwies.
    Nur die Tat des Dieners, mit dem Baden sich am Tag zuvor gestritten hatte, rettete sie, denn es war genau dieser Mann, der Baden und Trahn ihre Stäbe brachte und ihnen gestattete, das Gleichgewicht im Augenblick von Sartols scheinbarem Sieg noch einmal umzukehren. Der große, kräftige Mann hatte auch einen dritten Stab gebracht: Orris' Stab. Er konnte schließlich nicht wissen, dass Orris keinen Einfluss auf das Geschehen unter der Kuppeldecke mit ihren wunderschönen Bildern von Amarid und Parne haben würde. Ja, er hätte vielleicht bemerken können, dass Orris keinen Falken hatte, aber für die meisten Menschen in diesem Land waren Umhang und Stab ebenso sehr Symbole der Macht wie die Falken und Eulen. Orris konnte es dem Mann nicht übel nehmen, dass er auch seinen Stab gebracht hatte - und er war ihm unendlich dankbar dafür, dass er Baden und Trahn die Gelegenheit gegeben hatte, ihre Magie einzusetzen. Als ihm klar wurde, dass die Anstrengung seiner beiden Freunde genügen würde, um den abtrünnigen Eulenmeister zu besiegen, wurde er von Erleichterung schier überwältigt.
    Dennoch, er war nicht daran gewöhnt, sich nutzlos zu fühlen. Noch während er mit grimmiger Zufriedenheit beobachtete, wie Sartols gelbes Licht zurückgedrängt wurde, wurde sein Geist von Erinnerungen an Pordath überflutet, und der Schmerz, sie verloren zu haben, drohte ihm abermals das Herz zu zerreißen.
    Diese Bilder und Gefühle blieben bei ihm, wenn auch auf eine Weise verändert, die er niemals erwartet hätte, als er Sartols letzten verzweifelten Akt des Trotzes sah. Es hatte eine Zeit gegeben, direkt nach Pordaths Tod, als Orris sich gewünscht hatte, der Eulenmeister möge eines Tages spüren, wie es war, seinen Vogel zu verlieren. Aber er hätte sich niemals vorstellen können, dass Sartol den Vogel selbst töten würde. Er konnte kaum die Gefühllosigkeit, die unbeugsame Feindseligkeit und Entschlossenheit ermessen, die den Mann zu einer solch gewaltsamen, unwiderruflichen Lösung trieb. Orris, der sich noch nie vor etwas gefürchtet hatte, hatte in den vergangenen Wochen gelernt, Therons Fluch und die Aussicht auf ewige Ruhelosigkeit zu fürchten. Und dennoch hatte Sartol genau diesen Weg gewählt, hatte ihn der Niederlage und dem Tod vorgezogen. Es war einfach nicht zu begreifen.
    Als er sich im Versammlungssaal umsah, fand Orris seinen eigenen Schock in den Gesichtern der anderen Magier gespiegelt. Entsetztes

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