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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Prozeduren, an die wir uns halten, Regeln, denen wir folgen müssen. Im Augenblick haben wir nicht einmal eine Weise und einen Ersten. Es ist nicht der Zeitpunkt für übereiltes Handeln.«
    »Übereiltes Handeln?« Orris explodierte förmlich, denn er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. »Was braucht es denn noch, um dich zum Handeln zu bringen, Odinan? Müssen die Fremden die Große Halle zerstören, bevor du etwas merkst? Müssen sie jeden einzelnen Menschen in dieser Stadt umbringen, bevor du versuchen würdest, sie aufzuhalten? Oder bist du sogar noch feiger als das?«
    »Das genügt, Orris!«, fauchte Niall den Falkenmagier an. Lange Zeit sagte niemand im Saal ein Wort. Orris spürte, dass der Zorn immer noch in ihm brannte, aber er wusste auch, dass Niall Recht gehabt hatte, ihn zu unterbrechen. Er war zu weit gegangen. Odinan stützte sich schwer atmend auf seinen Stab und funkelte Orris mit hellen, geröteten Augen an. Auch Niall starrte wütend in Orris' Richtung.
    Baden schaute nachdenklich auf den dunklen ovalen Tisch und schien in der Maserung etwas zu suchen. Aber überraschenderweise war es Niall, der als erster das Wort ergriff. »Ich kann den Tonfall und die Andeutungen in Orris' Worten nicht gutheißen«, sagte er kühl, und dabei sah er immer noch den Falkenmagier an. »Aber ich muss zugeben, Odinan, dass ich ansonsten seiner Meinung bin.«
    »Wie?«, krächzte der alte Magier. »Ausgerechnet du, Niall?« Niall grinste dünn und sah Orris noch einen Augenblick länger an, bevor er sich dem verblüfften Eulenmeister zuwandte. »Ja, mein Freund« entgegnete er sanft. »Ich. Wir müssen handeln, um das Land zu beschützen. Das ist nichts, worüber wir lange debattieren sollten.« »Aber wir haben Regeln -«
    »Und die werden wir immer noch haben, wenn das hier vorüber ist«, versicherte ihm Niall. »Im Augenblick jedoch müssen wir diese Leute finden und sie aufhalten.«
    »Ohne einen Weisen?«, wollte Odinan wissen. »Ohne dass auch nur der Rest des Ordens anwesend ist, um an der Entscheidung teilzuhaben?«
    »Wir brauchen keinen Weisen, der uns sagt, was wir tun sollen«, erwiderte Niall, »und die anderen Magier würden nicht wollen, dass ihre Abwesenheit uns davon abhält, das Land zu schützen.« Er ging zu Odinan und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es steht zu viel auf dem Spiel, mein Freund. Siehst du das denn nicht? Wir dürfen nicht länger zögern.«
    Odinan fuhr sich mit der zittrigen Hand über seine faltige Stirn und seufzte tief. »Also gut«, murmelte er, und plötzlich wirkte er sehr erschöpft. »Also gut.«
    Orris spürte, wie sein Zorn ganz plötzlich schmolz. Er erkannte, was dieses Zugeständnis den alten Mann gekostet hatte, und war zutiefst dankbar für Nialls taktvolle Einmischung. Er wusste, er würde viel über Menschen lernen müssen, und Niall hatte ihm gerade die erste Lektion erteilt. Er schaute zu dem silberhaarigen Eulenmeister hin und bemerkte, dass Niall ihn bereits ansah. Orris zeigte ein Lächeln und hoffte, der andere würde verstehen, was es ausdrücken sollte.
    »Kann ich also davon ausgehen«, brach Baden das Schweigen, »dass wir nun alle damit einverstanden sind, dass wir handeln?« Das folgende Schweigen genügte, um seine Frage zu beantworten. »Gut«, fuhr er mit einem draufgängerischen Grinsen fort. »Hat irgendjemand einen Vorschlag, was wir tun sollten?«
    »Ich hatte den Eindruck, das sei bereits entschieden«, antwortet Jaryd. »Wir müssen uns mit Theron in Verbindung setzen, also denke ich, wir sollten einen anderen unbehausten Magier suchen.«
    »Ich fürchte, das ist nicht ganz so einfach«, sagte Baden. »Wenn wir die Eindringlinge finden und gefangen nehmen wollen, brauchen wir eine weitere Delegation. Und wir müssen begreifen, dass selbst der Weg zum nächsten Unbehausten unseren Feinden mehrere Tage Zeit lassen würde, um einen weiteren Angriff auszuführen. Sollten wir in dieser Zeit mit Ursels Patrouillen weitermachen?«
    Trahn schüttelte den Kopf. »Das ist nicht notwendig, Baden. Nicht, wenn wir den Rufstein benutzen.« Niall warf dem dunkelhaarigen Magier einen scharfen Blick zu. »Den Stein?« Hat der Stein nicht schon genug Ärger gemacht?, schien er fragen zu wollen. Und Orris musste zugeben, dass er der gleichen Meinung war.
    »Ich habe gehört«, sagte Trahn, »dass der Stein in Notzeiten benutzt wurde, um Ordensmitglieder in andere Teile des Landes zu transportieren.«
    »Das hat man getan«, bestätigte

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