Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
das Gefühl, ihn irgendwie gestört zu haben. Also habe ich nie darüber gesprochen; ich nehme an, aus Respekt gegenüber Phelan.« Baden sah sie neugierig an. »Aber du glaubst trotz dieser Wahrnehmung, dass er Verständnis für uns haben würde?« »Unter diesen Umständen ja.«
Baden sah sie noch einen Augenblick an, dann nickte er. »Das klingt nach einer guten Idee. Es sei denn, jemand hat noch eine bessere«, fügte er lauter hinzu. Niemand reagierte, und der Eulenmeister wandte sich Toinan zu. »Was glaubst du, wie viele Magier können wir zu Phelans Dorn schicken?«
Die Frau sah sich um und dachte über Badens Frage nach. »Fünf oder sechs«, sagte sie schließlich. »Wenn mehr gehen wollten, würden zu wenige hier bleiben, um dem Stein Kraft zuzuführen.«
»Ich würde vorschlagen, dass Sonel zu der Delegation gehört«, wandte sich Baden an die anderen Magier. »Da sie schon einmal mit Phelan gesprochen hat, hat sie vielleicht die beste Chance, ihn zu überzeugen.«
Toinan schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle nicht, dass sie ein wertvolles Mitglied der Delegation sein würde«, sagte die ältere Frau, »aber sie wäre als unser Kanal erheblich nützlicher. Sie war auf dem Dorn, sie weiß, wo Phelan zu finden ist. Es ist der Sicherheit derjenigen, die wir schicken wollen, besser gedient, wenn sie hier bleibt.«
Orris sah, wie Baden und Sonel sich intensiv anblickten. Schließlich nickte Sonel. »Also gut«, stimmte sie zu. »Ich werde bleiben. Aber wen schicken wir dann?«
»Jaryd und Alayna haben schon mit Theron gesprochen und den Stab des Eulenmeisters mitgebracht«, erinnerte Trahn die anderen. »Sie sollten auf jeden Fall gehen.«
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte Baden. »Die restliche Zusammensetzung der Delegation ist mir gleich. Ich melde mich freiwillig, aber wenn andere an meiner Stelle gehen wollen oder der Ansicht sind, dass ich angesichts der letzten Ereignisse lieber hier bleiben sollte, dann verstehe ich das.«
Die Magier diskutierten eine Weile über die neue Delegation. Normalerweise hätte Orris sich sehr aktiv an einer solchen Debatte beteiligt. Aber zum zweiten Mal an diesem seltsamen und schwierigen Tag war er sich seiner Machtlosigkeit und daher auch, wie es ihm vorkam, seiner Bedeutungslosigkeit schmerzlich bewusst. Während er zuhörte, wie der Orden Trahn, Baden, Niall und Ursel auswählte, um Jaryd und Alayna auf ihrer Reise zu begleiten, verspürte Orris einen wahren Tumult widersprüchlicher Gefühle. Er wusste, dass mit diesem Auftrag große Gefahren verbunden waren, und dennoch war er neidisch, weil er nicht dazugehören konnte. Er hoffte selbstverständlich, dass die anderen Erfolg haben würden, aber der Gedanke, dass dies ohne seine Hilfe geschehen könnte, verstörte ihn gewaltig. Er konnte nichts anderes tun als zusehen und warten. Der Gedanke ärgerte ihn, und am liebsten hätte er laut geschrien. Er hatte erwartet, dass Sartols Tod ihm einen Teil dieser schrecklichen Last nehmen würde, aber am Ende hatte die Art, wie der Eulenmeister gestorben war, alles nur noch schlimmer gemacht. Zwei Wochen zuvor hatte Orris auf Tobyns Ebene unter dem Sternenhimmel geschworen, er würde Sartol töten. Heute war Sartol tatsächlich gestorben, und Orris hatte überhaupt nichts damit zu tun gehabt. Wie beinahe jeden Tag seit Pordaths Tod fühlte sich der Falkenmagier vollkommen allein.
Nachdem die anderen Magier ihre Delegation ausgewählt hatten, machten sie sich sofort an die Vorbereitungen, sie zu Phelans Dorn zu schicken. Sonel zog sich in das Zimmer des Weisen zurück, um sich auf ein geistiges Bild des Geländes zu konzentrieren, und Toinan begann, die Magier, die in Amarid bleiben würden, rund um den Stein aufzustellen. Orris, der nicht im Weg stehen wollte und sich immer noch nicht sonderlich gut fühlte, drehte sich um und wollte sich in eine abgelegene Ecke der Halle zurückziehen. Aber dann hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Er drehte sich wieder um und sah, dass Niall auf ihn zukam. Der ältere Mann schien sich nicht recht wohl zu fühlen, als er nun vor Orris stehen blieb. Die beiden waren nie sonderlich gut miteinander ausgekommen, und die letzten beiden Tage hatten ihre ohnehin eher schlechte Beziehung nicht gerade verbessert. »Ich wollte nur sagen, dass es mir Leid tut, dass ich dich so angefaucht habe«, sagte Niall schließlich. Er lächelte bedauernd. »Es scheint, dass ich selbst dann noch zornig wirke, wenn ich der gleichen Meinung bin wie
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