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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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hindern.«
    »Wir werden bereit sein«, erwiderte der Eulenmeister. Er warf Jaryd einen Blick zu und setzte dazu an, etwas zu sagen. Dann hielt er inne und legte die Hand auf den Arm seines Neffen. »Du schaffst das schon«, murmelte er. »Ich weiß, dass du es schaffen wirst.«
    Alayna drückte Jaryd kurz an sich, dann ging sie zusammen mit den anderen ein Stück weg. Jaryd versuchte sich zu beruhigen, aber die finstere Vorahnung war zurückgekehrt. Es schien alles beinahe zu einfach zu sein.
    »Halte dich bereit, Falkenmagier«, befahl Phelan, und der Wolfsmeister und das große Tier neben ihm schlossen wieder die Augen.
    Jaryd tat dasselbe und konzentrierte sich so gut wie möglich auf die Vision, die er vor so vielen Wochen, als er und Baden in den Bergen nahe Taima schliefen, gehabt hatte. Zuerst blieb die Erinnerung unklar, als hätte er sie durch einen Vorhang oder feinen Nebel gesehen. Aber langsam wurde sie deutlicher. Wie damals in der Frühlingsnacht sah Jaryd einen Mann in einem langen grünen Umhang, der einen bedrohlich wirkenden roten Ceryll auf dem Stab in seiner Hand und einen riesigen, seltsamen Vogel auf der Schulter hatte. Jaryd sah zu, wie die Gestalt näher kam, sah, wie der Fremde eine Feder aus seinem Umhang holte, wartete, während der Mann noch näher kam. Während er sich auf das Bild konzentrierte, war sich Jaryd nur vage des intensiver werdenden Winds bewusst, der durch die Senke peitschte. Einen Augenblick später jedoch bemerkte er eine weitere Präsenz in seinem Geist. Er brauchte ein paar Sekunden um zu erkennen, dass es sich um den Wolfsmeister handelte.
    Ganz ruhig, übermittelte ihm der Geist. Erhalte deine Vision aufrecht, aber öffne deinen Geist, so dass wir sie ebenfalls sehen können. Das Bild ist stark, du machst das sehr gut. Dann war Phelan verschwunden, und nach ihm kam ein anderes Bewusstsein, eines, das Jaryd nicht kannte. Es schien sich durch ihn hindurch und über ihn hinweg zu bewegen, wie der Wind, den er so vage auf seiner Haut und dem Umhang spürte. Andere folgten in einer scheinbar endlosen Prozession. Die Zeit war nur noch an dem Wechsel dieser Präsenzen in seinem Geist zu messen. Einmal war auch Theron da, stolz und leidenschaftlich. Das hast du gut gemacht, Falkenmagier, strahlte er aus. Vergiss mich nicht.
    Irgendwann später zog ein anderer durch ihn hindurch, der Jaryd vage vertraut vorkam, aber er konnte die Präsenz nicht benennen. Ich bin der Letzte, teilte dieser ihm mit. Aber die Worte schwebten auf einer Welle boshaften Gelächters, das Jaryd bis ins Mark frieren ließ.
    Und in diesem Augenblick zerbrach das Bild in Jaryds Geist in Splitter blendenden, gleißenden Lichts, und Phelan brach in ein ohrenbetäubendes Brüllen aus. Jaryd fühlte, wie er zu Boden fiel, und obwohl er immer noch nichts sehen konnte, spürte er plötzlich deutlich den heulenden Wind, der über ihn hinwegfegte.
    »Was ist los?«, hörte er Baden irgendwo hinter sich rufen. »Das ist doch unmöglich!«, brüllte Phelan gleichermaßen empört wie schockiert. »Wie kann er bereits so stark sein?« Sartol, erkannte Jaryd. Selbstverständlich, das war die Stimme gewesen, die er gehört hatte. »Er ist noch neu in unserem Kreis«, hatte Phelan gesagt. »Er sollte kein Problem darstellen.« Oh, aber er war so stark! Jaryd hatte seine Macht erst an diesem Morgen zu spüren bekommen. Sie wären beinahe alle von der Hand des Eulenmeisters gestorben. Sie hätten wissen sollen, dass er eine Möglichkeit finden würde, ihnen etwas anzutun, selbst jetzt. Sie hätten es wissen sollen. Jaryd hatte einen Geschmack nach Asche im Mund, und er konnte immer noch Sartols rachsüchtiges Lachen hören, dass in seinen Ohren widerhallte. »Er hat sich uns widersetzt!«, rief Phelan. »Er hat uns verraten!«
    Dann gab ihnen der Wolfsmeister eine letzte Warnung: »Passt auf!«, rief er, und seine Worte tosten über den Sturm und die kalte Erinnerung an das Lachen hinweg. »Sie kommen! Und sie können euch bekämpfen!«

11
     
    L angsam wanderte er durch den dichten Wald - Leoras Wald nannten sie ihn hier, obwohl er auf den grob skizzierten Landkarten, die er sich eingeprägt hatte, noch bevor er Lon-Ser verließ, als »nordwestlicher Wald« eingezeichnet war. Das geisterhafte Licht des Mondes wurde durch die Blätter und Zweige gefiltert, und der glühende rote Stein oben auf seiner Waffe diente als zusätzliche Lichtquelle. Ein paar Meilen voraus lag ein Dorf, und er konnte schon den Geruch von

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