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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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diese Geschöpfe ansehen konnte ohne zu bemerken, dass sie kein Blut und keine Federn hatten, dass sie keine echten Vögel waren. Sicher konnte er sie doch nicht herumtragen, ohne das zu sehen! Aber der Eulenmeister zeigte sich kein bisschen überrascht. Und das konnte nur bedeuten, dass er schon die ganze Zeit gewusst hatte, was diese Geschöpfe waren. Ich würde dich auf der Stelle niederstrecken, wenn ich nur die Kraft dazu hätte, dachte Orris und musste die Zähne zusammenbeißen, so schwer fiel es ihm, gegen den Impuls anzukämpfen, den Eulenmeister trotzdem anzugreifen. Sartol hatte zwei Decken aus der Satteltasche geholt und wickelte nun eine davon um die Kadaver der beiden Geschöpfe und band das Bündel an den Sattel seine Pferdes. Er holte auch die Stäbe der Fremden und tat mit ihnen das Gleiche. Orris begriff, dass der Eulenmeister vorhatte, sowohl die Vögel als auch die Stäbe zu vernichten, und ihm wurde bei dieser Erkenntnis beinahe übel. Dennoch, es war durchaus zu begreifen. Wäre Orris in Sartols Lage gewesen, hätte er dasselbe getan. Er hätte die Fremden getötet und Baden als Verräter gebrandmarkt. Indem der Eulenmeister die Vögel und Waffen vernichtete, merzte er auch die letzten Beweise dafür aus, dass er den Orden belogen und verraten hatte.
    Orris hörte, wie jemand vom Nordende der Stadt nach dem Eulenmeister rief, und sah, wie dieser sich ruhig zu den Männern und Frauen umdrehte, die nun auf ihn zukamen. Er ist wirklich aalglatt, dachte Orris, das muss man ihm lassen. Sartol und die Leute sprachen kurz miteinander und dann gingen sie gemeinsam nach Süden weiter. Orris folgte ihnen.
    Das Gasthaus von Wasserbogen war offenbar bei dem Angriff nicht beschädigt worden, und nun boten die Bewohner Sartol dort einen Schlafplatz an. Sartol nahm das Angebot an, und Orris eilte zur Rückseite des Gasthauses, um die Fenster zu beobachten und festzustellen, welches Zimmer Sartol bezog. Bald schon leuchtete ein Licht in einem Fenster im oberen Stockwerk auf. Kurz darauf wurde das Fenster geöffnet und die Kerze im Zimmer ausgeblasen, so dass man nur noch das hellgelbe Leuchten des Cerylls sah. Orris ging davon aus, dass sich Sartol hingelegt hatte, schlich wieder zur Hauptstraße und beobachtete, wie die letzten Menschen den Markplatz verließen. Erst dann machte er sich leise und im Schatten auf den Weg zum Gefängnis von Wasserbogen.
    Er hätte Baden gerne freigelassen, ohne mit seinen Bewachern zu tun zu bekommen, aber unter diesen Umständen schien das nicht möglich. Also ging er ganz direkt vor und spazierte einfach ins Gefängnis hinein. Die drei Männer, die den Eulenmeister vom Marktplatz weggebracht hatten, saßen im vorderen Zimmer, und zwei von ihnen unterhielten sich leise. Der dritte war eingeschlafen. Als Orris das Gebäude betrat, sprangen die beiden, die wach waren, abrupt auf und wichen zurück. Einer von ihnen rüttelte den Schlafenden wach.
    »Wer bist du?«, fragte der Größte der drei mit unsicherer Stimme, und seine Angst spiegelte sich deutlich in seinen hellen Augen. »Was willst du?«
    »Eulenmeister Sartol hat mich geschickt, um den Verräter abzuholen«, erwiderte Orris, als sei das vollkommen selbstverständlich. »Ich will euch nichts Böses.«
    Die der Männer sahen einander unsicher an. »Er hat gesagt, sie würden erst morgen weiterziehen«, wandte der Größte schließlich ein.
    Orris zwang sich zu lächeln. »Ja, ich weiß. Aber wir mussten unsere Pläne ändern. Wir ziehen schon heute Abend weiter.«
    Der Mann, der geschlafen hatte - ein drahtiger Bursche mit dunklen Augen und wirrem dunklem Haar - betrachtete Orris forschend. »Ich habe dich vorher noch nicht gesehen«, sagte er misstrauisch.
    »Ich auch nicht«, fügte der Große hinzu. »Wir müssen mit dem Eulenmeister reden, bevor wir dir den Gefangenen überlassen.«
    Er machte einen Schritt vorwärts, als wollte er sich auf die Suche nach Sartol machen.
    »Rühr dich nicht von der Stelle«, befahl Orris, richtete den Stab auf die Wachen und nutzte seine geringe Macht, um seinen bernsteinfarbenen Ceryll bedrohlich glitzern zu lassen. »Ich will keine Magie anwenden«, sagte er zu ihnen, »aber so oder so, ich werde dieses Haus zusammen mit dem
    Gefangenen verlassen. Ihr könnt bei dem Versuch, mich aufzuhalten, sterben, oder ihr könnt tun, was ich euch sage, und euren Freunden morgen früh davon erzählen. Entscheidet selbst.«
    Die Männer standen reglos da und starrten Orris' Ceryll an, und der

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