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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Falkenmagier konnte ihnen ansehen, dass sein Bluff funktioniert hatte. »Gebt mir die Schlüssel«, befahl er. Immer noch regten sie sich nicht. »Los!«, fauchte er, und schließlich setzten sie sich in Bewegung.
    Der dritte Mann, der noch kein Wort gesagt hatte, holte die Schlüssel aus der Hosentasche und reichte sie dem Falkenmagier. Orris nickte und bedeutete den dreien, in den hinteren Teil des Gebäudes zu gehen.
    Baden befand sich in der ersten Zelle und stand an der Tür. Er hatte eine Wunde an der Stirn, und sein Gesicht war immer noch blutig. »Ich glaube, ich bin sehr froh, dich zu sehen«, erklärte der Eulenmeister, als Orris die Männer in die nächste Zelle dirigierte und die Tür abschloss. »Wäre das richtig?«
    Der Falkenmagier warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich bin noch nicht sicher«, erwiderte er ehrlich. »Aber ich würde diese Dinge lieber woanders besprechen.« Dann wandte er sich wieder an die drei Wachen. »Welcher Schlüssel öffnet seine Zellentür?«
    Die drei Männer sahen ihn mürrisch an und schwiegen. Abermals drohte er ihnen mit dem Stab. »Welcher Schlüssel?«, brüllte er. Als er sah, wie die Männer bei seinem Tonfall und dem bedrohlichen Glühen seines Cerylls zusammenzuckten, tat Orris sein Verhalten Leid. Es war gut möglich, dass diese Männer beim Angriff der Fremden ihre Häuser und ihren Lebensunterhalt verloren hatten, vielleicht sogar Frauen und Kinder. Und er schikanierte sie herum, bedrohte scheinbar ihr Leben, und all das um eines Mannes willen, von dem sie glaubten, dass er ihr Land verraten hatte. Er konnte nicht einmal sicher sagen, dass er wusste, was er tat. Es war gut möglich, dass Baden tatsächlich ein Verräter war, der an diesem Abend von seinem Mitverschwörer selbst verraten worden war. »Sagt mir einfach, welcher Schlüssel passt, und dann gehen wir«, erklärte er ein wenig ruhiger und leiser.
    »Der große mit dem eckigen Kopf«, sagte der drahtige Mann schließlich resigniert.
    Orris fand den Schlüssel, schloss rasch Badens Zelle auf und ließ den Eulenmeister in den schmalen Flur hinaus. Aber bevor sie gehen konnten, rief ihnen der große Mann aus der Nachbarzelle zu: »Warum habt ihr das getan? Warum ausgerechnet Wasserbogen?«
    Orris wäre lieber gegangen, ohne zu antworten, aber Baden wandte sich dem Mann zu, und sein Gesicht sah im trüben Licht des Gefängnisflurs noch hagerer aus als sonst. »Ich weiß nicht, wieso man eure Stadt ausgewählt hat«, sagte er freundlich. »Nur die Götter und die beiden Männer, die draußen tot auf der Straße liegen, kennen die Antwort auf diese Frage. Aber eines kann ich euch sagen: Ich bin kein Verräter, ebenso wenig wie mein Freund hier. Wir haben vor langer Zeit geschworen, Tobyn-Ser zu dienen, und was immer ihr denken mögt, genau das tun wir immer noch. Vertraut dem Orden; er bleibt euer Freund und die beste Hoffnung des Landes.«
    Die Männer starrten sie an, und Orris hätte nicht sagen können, ob sie Baden glaubten. Aber er wusste, dass sie es sich nicht leisten konnten, noch länger zu verweilen, um es herauszufinden. »Komm schon, Baden«, sagte er, packte den Eulenmeister am Arm und zog ihn mit sich.
    Sie eilten auf die Straße hinaus und zur Seite des Gefängnisses, wo Orris' Pferd bereitstand. Sie führten das Tier am Zügel und schlichen sich aus der Stadt und gelangten schließlich wieder ins hohe Gras von Tobyns Ebene. Erst als sie in sicherer Entfernung von den letzten Bauernhäusern angelangt waren, blieb Orris stehen.
    »Ich danke dir«, sagte Baden leise. »Sartol hat den Leuten erzählt, er wolle mich zur Großen Halle bringen, aber ich habe das Gefühl, dass mir auf dem Weg dorthin etwas zugestoßen wäre.«
    Orris starrte den Eulenmeister einige Zeit an. »Ich will ehrlich mit dir sein, Baden«, sagte er schließlich abweisend. »Ich habe dich aus dem Gefängnis geholt, weil ich weiß, dass Sartol ein Verräter ist, und ich weiß, dass ich ihn nicht alleine aufhalten kann. Das macht uns nicht zu Freunden, es bedeutet nicht einmal, dass ich dir traue. Es bedeutet nur, dass ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte.«
    Baden sah ihn kühl an und nickte dann. »Ich verstehe. Was soll ich also tun, Orris? Beweisen, dass ich loyal zum Orden stehe? Dir einen unwiderlegbaren Beweis meiner Unschuld liefern? Ich habe keinen. Aber du solltest wissen, dass ich bis gestern Abend überzeugt davon war, dass du der Verräter bist und dass du Jessamyn und Peredur und vielleicht auch Jaryd und

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