Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
sprichst davon, dass er die Fremden getötet hat.« Baden warf ihm einen scharfen Blick zu. »Das hast du gesehen?«
Orris nickte. »Für mich sah es so aus, als hätte einer der Männer gerade mit Sartol sprechen wollen. Er hat ihn eindeutig wiedererkannt.«
»Den Eindruck hatte ich auch. Wir hätten viel von diesen Männern erfahren können, und ich denke, das ist genau der Grund, wieso Sartol sie getötet hat.« Baden runzelte die Stirn. »Wenn du gesehen hast, wie Sartol die Fremden umgebracht hat, dann ist dir sicher auch aufgefallen, dass die Männer ihre Macht auch noch behielten, nachdem ich ihre Vögel getötet hatte.«
»Allerdings«, erwiderte Orris grimmig.
»Und was hältst du davon?«
Orris holte tief Luft. »Das ist eine schwierigere Frage, als du denkst, Baden. Nachdem man dich ins Gefängnis gebracht hatte, habe ich mir die Waffen dieser Männer und die Kadaver ihrer Vögel einmal genauer angesehen.« Er hielt inne, denn er wusste nicht so recht, wie er fortfahren sollte. »Und?«, drängte Baden.
»Nichts davon war echt - weder die Stäbe noch die Cerylle noch die Vögel.«
»Wie meinst du das?«
Orris schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es auch nicht. Und ich bin nicht sicher, wie ich dir beschreiben soll, was ich gesehen habe.« Er hielt inne und zupfte ungeduldig an seinem Bart. Baden starrte ihn nur an, und er sah bleich und ausgemergelt aus.
»Dein magisches Feuer hat die Vögel so gut wie zerrissen, und dennoch bluteten sie nicht. Es gab keine Federn und keine Knochen. Sie bestanden aus einem seltsamen Material, wie ich es nie zuvor gesehen habe: flexibel und leicht wie Segeltuch, aber viel fester. Ihre Krallen und Schnäbel waren aus Metall. Selbst die Augen waren künstlich.« Er griff in den Umhang und holte die goldene Scheibe heraus, die er auf der Straße gefunden hatte. »Sieh dir das hier an.« Er ließ die Scheibe in Badens ausgestreckte Hand fallen. De Eulenmeister schaute das goldene Auge verblüfft an, dann hob er es mit Daumen und Zeigefinger hoch, um es einer ausführlicheren Inspektion zu unterziehen. »Das ist das Auge eines dieser Vögel?«, fragte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Ja, ich glaube, es ist herausgefallen, als das Geschöpf auf die Straße stürzte.«
»Kein Wunder, dass Jaryd die Augen des Vogels, den er in seiner Vision gesehen hat, nicht beschreiben konnte«, sagte der Eulenmeister, der immer noch die Scheibe betrachtete. »Was er gesehen hat, hätte sich auch vollkommen unlogisch angehört.« Er schüttelte den Kopf, als sei er gerade aus einem Tagtraum aufgewacht, und dann reichte er Orris das Auge zurück. »Du sagtest, auch ihre Cerylle wären nicht echt gewesen?«
»Ja«, bestätigte Orris. »Die Stäbe bestanden aus dem gleichen Material wie die Vögel. An ihnen befand sich ein kleines Rechteck, und wenn man daraufdrückte, schoss Feuer aus dem Stein.«
Baden nickte nachdenklich. »Das würde erklären, wieso ich ihnen nicht die Macht nehmen konnte, indem ich ihre Vögel tötete.« Er starrte lange zu Boden, bevor er schließlich wieder Orris anschaute. »Aber wie kann das alles möglich sein?«, fragte er, und man hörte ihm seine Angst deutlich an. »Wer könnte diese Waffen und Vögel hergestellt haben, die du gesehen hast?«
»Niemand in Tobyn-Ser«, erwiderte Orris überzeugt. »Fremde?«, fragte Baden ungläubig.
»Das ist die einzige Möglichkeit.«
»Ausländer«, sagte der Eulenmeister, als wäre ihm das Wort selbst fremd. Er holte tief Luft. »Abtrünnige wären mir beinahe lieber gewesen«, sagte er eher zu sich selbst als zu dem Falkenmagier. Dann sah er Orris wieder an. »Hast du irgendeine Ahnung, woher sie kommen könnten?« »Ja, die habe ich«, erwiderte Orris. »Aber es ist nicht mehr als eine Ahnung.« Er erzählte Baden von seinem letzten Gespräch mit Crob. »Das scheint mir kein Zufall zu sein«, schloss er.
»Lon-Ser«, flüsterte Baden. »Das sind schlimme Nachrichten, Orris.« Abermals hielt er inne, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und schaute dann bedrückt nach Wasserbogen zurück. Dann wandte er sich abrupt wieder Orris zu. »Hast du außer dem Vogelauge noch andere Beweise für das, was du mir erzählt hast?«
»Nein«, erwiderte Orris. »Ich wollte lieber nicht noch mehr mitnehmen, damit Sartol keinen Verdacht schöpft.« »Also liegen die Waffen und Vögel immer noch auf der Straße?«
»Nein. Sartol hat sie in Decken gewickelt und an seinen Sattel gebunden. Ich nehme an, er
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