Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
andere in Tobyn-Ser wissen müssen. Und dann war da noch das andere Zeichen, das sie erhalten hatte, das sie vor Sartols Verrat hätte warnen müssen - ein Zeichen, von dem Jaryd noch nichts wusste. O ja, sie hätte es wissen müssen. Zumindest sagte sie sich das, während sie ins Feuer starrte, zurückgezogen in ihr selbst auferlegtes Exil, als ob sie etwas besser machen könnte, wenn sie sich selbst bestrafte.
Nach einiger Zeit ging Trahn ein paar Schritte vom Feuer weg und legte sich zum Schlafen nieder. Noch eine freundliche Geste des Falkenmagiers - er überließ es Jaryd und Alayna, das Feuer und ihre Abgeschiedenheit zu genießen. Er hatte Besseres verdient als ihr kühles Schweigen. Ebenso wie Jaryd, der nun näher zu ihr rückte und zusammen mit ihr in die Flammen starrte.
Er schwieg lange Zeit, und als er schließlich sprach, überraschten seine Worte sie. Jaryds Instinkte waren offenbar vollkommen wach. »Ich kann dir bei dem Schmerz, den du empfindest, helfen«, bot er sanft an. »Wenn wir beide das sind, was ich glaube, wäre das das Wenigste.« Er zögerte, aber nur einen Augenblick. »Aber über dein Selbstmitleid und deine Selbstzweifel kannst nur du allein dich hinwegsetzen. Ich kann dir sagen, dass ich deine Menschenkenntnis respektiere und dass ich dich für klug halte; ich kann dir sagen, dass ich dabei bin, mich in dich zu verlieben. Aber am Ende zählt das alles wenig, wenn du dich selbst nicht achten kannst.«
Es war nicht so, als ob er etwas Falsches gesagt hätte. Das begriff sie später in dieser Nacht, lange nachdem sie ihn vertrieben hatte, als sie im Dunkeln lag, dem Meer lauschte und versuchte, nicht mehr zu weinen. Tatsächlich traf das Gegenteil zu. Er war der Wahrheit zu nahe gekommen, hatte ihre Gedanken nur zu gut erkannt. Und selbstverständlich gab es noch etwas anderes - die Worte, die bewirkten, dass ihr Pulsschlag sich beschleunigte, gerade jetzt, wo sie verzweifelt das Gefühl brauchte, ihre Empfindungen beherrschen zu können. Es war nicht seine Schuld. Dennoch hatte ihre Antwort, als sie sie schließlich gab, nur den Zweck, ihn zu kränken.
»Ganz gleich, was du glaubst über mich zu wissen«, versicherte sie ihm kühl, »ich frage mich, ob ich dazu neige, Menschen, von denen ich eigentlich nur sehr wenig weiß, zu schnell zu vertrauen. Und damit bist auch du gemeint. Besonders du.«
Er starrte sie noch einen Moment an, dann erhob er sich und sagte ruhig: »Es tut mir Leid, wenn du so empfindest; ich dachte, darüber wären wir hinweg.« Dann ging er ein paar Schritte weiter, legte sich zum Schlafen nieder und ließ sie allein mit dem Feuer, ihrer Melancholie und ihrer Zweifeln.
Sie schlief in dieser Nacht sehr unruhig und erwachte in dem silbrigen Licht vor der Morgendämmerung. Der Himmel war grau, und kalter, durchdringender Nebel lag in der Luft. Trahn war bereits wach, saß mit dem Rücken zu ihr im Sand und starrte nachdenklich nach Norden. Sein langes, schwarzes Haar war offen und fiel ihm auf die Schultern. »Wenn der Weg nicht da ist«, flüsterte der Falkenmagier, ohne zu ihr hinzuschauen, denn er hatte offenbar gehört, dass sie sich gerührt hatte, »können wir überhaupt nichts mehr tun.«
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich verwirrt und emotional erschöpft von ihrer Auseinandersetzung mit Jaryd am Abend zuvor. Sie war immer noch verletzt von dem, was Sartol getan hatte, und obwohl sie schließlich begonnen hatte, Trahn zu vertrauen, kannte sie auch ihn kaum, denn vor dieser Reise hatte sie nur wenig Zeit mit ihm verbracht. Nach einem Blick zu Jaryd, der nur ein paar Schritte entfernt schlafend im Sand lag - nicht annähernd so weit entfernt, wie es ihr am Abend zuvor vorgekommen war -, versuchte sie, Trahn den einzigen Trost zu geben, den sie zu bieten hatte. »Jaryd hat keinen Augenblick daran gezweifelt, dass wir einen Weg entlang der Küste finden werden, wie du versprochen hast«, erklärte sie ruhig.
Bei diesem Satz drehte Trahn sich um und sagte lächelnd: »Ich hoffe, dass du eines Tages auch mir so vertrauen wirst. Wenn ihr beide zusammenbleiben wollt, dann werden wir uns anfreunden müssen.«
Alayna wandte sich ab und schaute wieder zu Jaryd hin, dessen Gesicht in diesem Augenblick so jung und sorglos aussah. Wenn ihr zusammenbleiben wollt... Es gab nichts, was sie sich mehr wünschte als das. Bis zum vergangenen Abend hatte Alayna trotz allem anderen, was geschehen war, seit sie Amarid verlassen hatten, eine
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