Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
Zufriedenheit und Begeisterung verspürt, wie sie sie nie zuvor gekannt hatte, und das alles Dank des jungen Falkenmagiers und der Gefühle, die sie füreinander hegten. Aber als sie Jaryd nun ansah und wieder und wieder im Kopf die Worte hörte, mit denen sie ihn bewusst gekränkt hatte, fürchtete sie, ihr gemeinsames Leben vernichtet zu haben, noch bevor es wirklich begonnen hatte. Sie fühlte sich elend und hätte am liebsten geweint, und wieder einmal wusste sie nicht, was sie Trahn antworten sollte.
Also stand sie stattdessen rasch auf, murmelte etwas darüber, dass ein Bad ihr sicher helfen würde wach zu werden, eilte zu einem der Süßwasserbäche und folgte ihm ein Stück weit in den Wald hinein. Dort zog sie sich aus, stieg ins klare, kalte Wasser und schrubbte sich heftig, als könnte sie die Erinnerungen an das, was sie getan hatte, wegwaschen.
Nach ein paar Minuten in der eisigen Kälte stieg sie wieder aus dem Bachbett heraus und stand schaudernd im Nebel. Das war, dachte sie bedauernd, sicherlich nicht das Klügste gewesen, was sie je getan hatte. Sie hatte keine Kleider zum Wechseln und kein Handtuch dabei. Also blieb sie mit klappernden Zähnen stehen und wartete darauf, dass die Luft sie trocknete, und sie bezweifelte nicht, dass ihre Lippen inzwischen so blau waren wie Jaryds Ceryll. Dennoch, sie merkte, dass das Bad ihre Stimmung tatsächlich ein wenig gebessert hatte. Und ganz sicher hatte es sie aufgeweckt. Als sie ins Lager zurückkehrte, begleitet von Fylimar, die über ihr herflog, sah sie, dass Jaryd inzwischen aufgestanden war und zusammen mit Trahn das Feuer wieder entzündet hatte. Als er sie bemerkte, kam er ihr mit einem Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit entgegen. Er reichte ihr das Getränk wortlos. Alayna legte beide Hände um den Becher und spürte, wie die Wärme in ihre Finger und Handflächen drang. Der süße, kühle Duft des Dampfes, der ihre Wangen streifte, sagte ihr sofort, was der Becher enthielt.
»Shan-Tee«, murmelte Jaryd überflüssigerweise und sah Alayna nur einen kurzen Moment in die Augen, bevor er sich wieder abwandte. Er lächelte dünn. »Den hat Trahn uns bisher vorenthalten; sieht so aus, als hätte er einen ganzen Beutel von dem Zeug.«
»Danke, dass du ihn mir gebracht hast.«
Er nickte und warf ihr abermals einen kurzen Blick zu. Dann kehrte er zum Feuer zurück.
Auch Alayna setzte sich neben das Feuer und starrte aufs Meer hinaus. Sie sah Jaryd nicht an, aber sie war sich jeder seiner Bewegungen bewusst, als er und Trahn Frühstück machten und dann ihre Pferde für den Tagesritt vorbereiteten.
Sie aßen schnell und machten sich dann wieder auf den Weg. Alle schienen ungeduldig bemüht, so bald wie möglich weiterzukommen und herauszufinden, ob der Weg tatsächlich existierte. Beinahe sofort, nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatten, begann der Sumpfgeruch intensiver zu werden, aber obwohl der Wald, der im Westen vor ihnen lag, weniger dicht war, konnten sie aufgrund des Nebels nicht feststellen, wo der Forst endete und das Sumpfgebiet begann. Erst als die ersten Spuren übelriechenden Schlamms ein paar Schritte vor ihnen durch den hellen Sand drangen, begriffen sie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Und nirgendwo gab es eine Spur von Therons Weg.
Sie zügelten die Pferde, und Trahn stieg ab und ging weiter, bis der Sand unter seinen Füßen dunkel und feucht wurde. Er bückte sich, hob einen faustgroßen Stein auf und warf ihn in den Schlamm. Der Stein traf mit einem unangenehmen Klatschen auf und sank mehrere Zoll tief ein. »Die Pferde kommen hier nicht weiter«, sagte er tonlos, immer noch mit dem Rücken zu Jaryd und Alayna. »Und der Weg existiert offenbar nicht mehr.« Er drehte sich um und hob die Hände. »Verzeiht mir, ich habe mich geirrt.« Alayna spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Mit ihrem Vertrauen zu Trahn war auch ihre Hoffnung gewachsen, dass sie Therons Weg finden würden, bis sie beinahe alle Skepsis gegenüber den alten Geschichten abgelegt hatte. Als sie nun nur noch Sumpf und Ozean gegenüberstanden, spürte sie, wie die Stimmung des Vorabends wieder über sie kam. Unfähig, Trahns bekümmerten Blick zu ertragen, und unwillig, in diesem Augenblick Jaryd anzusehen, schaute sie zum Ozean hin. Und als sie das tat, bemerkte sie, dass sich die Struktur der Wellen mehrere Schritte vor der Wasserlinie ein wenig änderte. Sie lächelte, als ihr eine weitere Kindheitserinnerung einfiel, und dann wendete sie ihr Pferd
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