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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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werdenden Luft bemerkten. Dennoch, das dichte Unterholz und die Dunkelheit im Wald ließen sie nur langsam vorwärts kommen. Erst spät an diesem ersten Morgen ritten sie also unter den Bäumen hervor ins hohe Gras hinaus und waren dort noch eine Stunde unterwegs, ehe sie den hellen Sand und die blauen Wogen von Ducleas Meer erreichten. In der Ferne, weitab vom Land, trieben die dunklen Wolken des Unwetters, das sich während der Nacht bei Therons Hain entladen hatte, dicht über dem Horizont. Näher am Strand schossen Seevögel über den Brechern hin und her und stritten sich unter lautem Kreischen um Futter. Steine, Muscheln und Äste, glatt geschliffen von Sand und Wellen, lagen als Treibgut am Strand, und eine dunkle Spur getrockneter Algen zog sich parallel zur Brandung, die sich nach beiden Seiten so weit erstreckte, wie das Auge reichte. Für Alayna, die ganz in der Nähe der Meerenge von Abboriji aufgewachsen war, brachten die Geräusche, die Gerüche und die Aussicht eine Flut von Erinnerungen zurück. Sie konnte ihre Mutter und ihren Vater vor sich sehen, wie sie nahe ihrem Haus Krabben fingen, und sie konnte das Kichern ihrer Schwester hören, die im Sand spielte oder mit ihr zusammen Hand in Hand über die Wellen sprang. Und mit diesen Bildern ihrer Kindheit kam ein Heimweh, dessen Intensität sie überraschte. Sie hatte Brisalli vor zwei Wintern verlassen, um Sartols Schülerin zu werden, und sich seitdem nicht ein einziges Mal nach ihrem Zuhause gesehnt. Sicher, Faren und ihre Eltern fehlten ihr, aber bis zu diesem Tag, als sie zum ersten Mal die Südküste von Tobyn-Ser sah, war das alles gewesen. Als sie nun neben ihrem Pferd stand, Fylimar auf der Schulter und den Blick auf die weit entfernten Wolken gerichtet, schüttelte sie den Kopf. Zu jeder anderen Zeit wäre ihr das alles einfach seltsam vorgekommen. Aber in diesem Augenblick, in einem Teil des Landes, den seit Jahrhunderten kein Mensch mehr betreten hatte, und nachdem Sartol und Baden mindestens einen Tagesritt Vorsprung hatten, wusste sie, dass sie sich solche Gefühle nicht leisten konnte. Sie schob die Erinnerungen mit einer Härte beiseite, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war. Später, sagte sie sich, wandte sich vom Ozean ab und kraulte Fylimars Kinn. Ich werde später an sie denken, wenn das hier vorüber ist. Sie hatten nur eine kurze Rast eingelegt, dann waren sie wieder in den Sattel gestiegen und über den festen, feuchten Sand oberhalb der Gezeitenlinie geritten. Sie hatten zwei Ersatzpferde bei sich, die Hengste, die Jessamyn und Peredur geritten hatten, und so konnten sie die Reittiere alle paar Stunden wechseln, damit sie länger bei Kräften blieben. Selbst Jaryd, der auf der ganzen Reise zum Hain nur den Wallach geritten hatte, setzte sich mutig auf eines der schnelleren, größeren Tiere, damit sie vorwärts kamen. Den Rest des Tages folgten sie der gewundenen Küstenlinie überwiegend direkt am Strand entlang, und hin und wieder überquerten sie kleine Bäche, in denen das Wasser aus dem Schattenwald seinen Weg zum Meer vollendete. Es war ein schöner Ritt, sogar noch angenehmer als die beiden Tage, die die Gruppe zur Überquerung der Parnesheim-Berge gebraucht hatte. Aber sie waren nicht in der Lage, die Landschaft zu genießen, da sie sich voll und ganz darauf konzentrierten, Therons Weg zu finden.
    Die Legenden erzählten von einem kleinen Streifen Land zwischen Ducleas Meer und dem Rand des Südsumpfes. Wenn man den alten Geschichten glaubte, war dies die Route gewesen, die der junge Theron nach Norden genommen hatte, verbittert und ausgestoßen, nachdem man ihn aus Rholde verbannt hatte. Wenn der Weg tatsächlich existierte, würde er es den drei Reitern gestatten, Tobyns Ebene schneller und mit weniger Schwierigkeiten zu erreichen als durch den Schattenwald und den Sumpf. Damit würden sie, so hatte Trahn spekuliert, mindestens einen halben Tag des Vorsprungs von Baden und Sartol wettmachen, vielleicht sogar mehr. Aber selbst wenn die Geschichten stimmten, konnte ihnen niemand garantieren, dass der Weg die Jahrhunderte überdauert hatte. Er war vielleicht nach und nach von Veränderungen im Gezeitenmuster abgetragen oder bei einem einzigen der wilden Unwetter zerstört worden, die jeden Herbst Tobyn-Sers Ostküste heimsuchten. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann würden sie den Sumpf an seiner breitesten Stelle durchqueren müssen. Damit würden sie jede Hoffnung verlieren, die

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