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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Verlust leben, sie aber auch als eine weitere Lektion betrachten, die das Leben ihm erteilt hatte.
    Orris hielt sich nicht für besonders anpassungsfähig, aber auch nicht für übertrieben starr. Er hatte sich an das endlose Reiten der vergangenen Wochen gewöhnt. Er hatte schließlich einen Punkt erreicht, an dem er Baden vertraute und Jaryd und Alayna bewunderte; und nachdem er die Schilderung der jungen Magier von ihrer Begegnung mit Theron gehört hatte, hatte er sogar zugegeben, dass der unbehauste Eulenmeister nicht die Verkörperung des reinen Bösen war, für die Orris ihn immer gehalten hatte. Und nach und nach hatte der Falkenmagier begonnen zu akzeptieren, dass Pordath nicht mehr bei ihm war und dass er sich irgendwann, vielleicht schon bald, an einen anderen Vogel binden würde. Aber an diesem Tag begriff Orris, dass sein Toleranz Grenzen hatte: Er konnte es nicht ertragen, dass man ihn als Verräter bezeichnete.
    Bevor Baden auf dem Weg nach Amarid wieder zu ihnen gestoßen war, waren sie keinen anderen Magiern mehr begegnet. Kurz darauf allerdings, als sie näher zur Stadt kamen, sahen sie mehr und mehr Magier, die von den Patrouillen zurückkehrten, die Orris vorgeschlagen und Ursel organisiert hatte. Zum Glück schien keiner von den Männern oder Frauen, die sie auf dem Weg begrüßten, eine Ahnung davon zu haben, wieso man den Orden nach Amarid zurückgerufen hatte, und Orris, Trahn und Baden erreichten das Südufer des Larian unbehelligt. Von dort an allerdings verschlechterte sich die Situation rapide. In den vergangenen Tagen hatte Baden mehrmals lässig, beinahe zu lässig, davon gesprochen, dass man sie gefangen nehmen würde, bis Orris sich schließlich an die Vorstellung gewöhnt hatte. Zumindest hatte er sich das eingebildet. Nichts allerdings hätte ihn auf die demütigende Szene vorbereiten können, die sie auf der Brücke über den Larian zum alten Gemeindeanger von Amarid erwartete. Wie Baden schon auf den letzten paar Meilen ihres Ritts vorhergesagt hatte, war Sartol nicht persönlich gekommen, hatte aber dafür gesorgt, dass sie so öffentlich wie möglich festgenommen werden würden. Der verräterische Magier hatte Niall als seinen Vertreter geschickt, und der ältere Eulenmeister stand nun mitten auf der Brücke, den Stab mit dem weinroten Ceryll vor sich ausgestreckt, und seine hell gefiederte Eule saß mit leicht hochgezogenen Flügeln auf seiner Schulter. Der Oberwachtmeister der Stadt war ebenfalls anwesend und wartete auf der anderen Seite der Brücke mit mehreren seiner Männer und drei der größten, kräftigsten Diener der Großen Halle, die Orris je gesehen hatte. Hinter ihnen, in den Straßen des ältesten Teils der Stadt, hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt, darunter nicht nur Bürger von Amarid, sondern auch viele Magier, die Orris erkannte. Er fürchtete das öffentliche Spektakel, von dem er wusste, dass es nun stattfinden würde. Als der Falkenmagier und seine Begleiter aus dem Sattel stiegen und auf die Brücke traten, stieß Niall mit dem Ende seines Stabs auf die dicke Holzplanke, auf der er stand. Er tat es nur einmal, aber das genügte, um die Menschenmenge zum Schweigen zu bringen und die Blicke eines jeden auf ihn zu lenken. Als Orris nun dem Eulenmeister gegenüberstand, der größer und jünger aussah, als er ihn in Erinnerung hatte, fielen ihm unwillkürlich die zornigen Worte wieder ein, die er und Niall bei der Versammlung vor nur ein paar Wochen gewechselt hatten. Er fragte sich beiläufig, ob der ältere Mann ebenfalls daran dachte. Einen Augenblick später waren diese Gedanken allerdings wie weggewischt.
    »Im Namen Amarids, des Ersten Magiers und Gründers des Ordens«, erklärte Niall mit einer Stimme, die auch über das Rauschen des Flusses hinweg noch deutlich zu hören war, »und auf Befehl von Eulenmeister Sartol, der Tobyn-Ser bis zur nächsten Wahl vorübergehend als Eulenweiser dient, befehle ich euch hiermit, eure Stäbe zu übergeben und euch meiner Autorität auszuliefern.«
    »Aus welchem Grund?«, fragte Baden höflich und machte sich damit zum Sprecher ihrer kleinen Gruppe, wie es entsprechend seiner Stellung als Eulenmeister angemessen war.
    Orris wappnete sich innerlich gegen das, was nun kommen würde.
    »Um euch Anklagen zu stellen, die euch alle drei einer Verschwörung gegen das Volk von Tobyn-Ser und der Ausführung der kürzlich erfolgten Angriffe auf das Land bezichtigen, darunter der Morde an zwei Menschen bei Sern,

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