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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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den Ast, in dem sich immer noch sein Ceryll befand, und ließ den Stein kurz aufblitzen. »Dich ebenfalls«, rief er.
    Alayna stellte sich neben den jungen Magier und winkte zum Abschied.
    Noch lange, nachdem Baden im Wald verschwunden war, blieben sie an dieser Stelle stehen, schauten zu dem dunklen Wald, und ihre Gedanken reisten mit den anderen zur Stadt und zu allem, was sie dort erwartete.
    »Ich glaube, auf Badens Botschaft zu warten, wird das Allerschwierigste sein«, sagte Jaryd. »Ich wäre lieber bei ihnen und würde mich viel lieber verhaften lassen -« »Als hier mit mir allein zu sein?«
    »Das hatte ich nicht -« Er hielt inne, als er sah, wie sie lächelte. »Du weißt, was ich gemeint habe.«
    »Ja«, sagte sie und ihr Lächeln verschwand. »Ich bin ebenso unruhig wie du, aber Baden hat mich davon überzeugt, dass dies die beste Möglichkeit ist.« Sie warf einen Blick auf den Stab, den er in der Hand hatte. »Vielleicht sollten wir diese Zeit nutzen, um dich weiter auszubilden. Wir könnten auch deinen Ceryll aus diesem albernen Ast holen und auf Therons Stab setzen und dir auf diese Weise ein wenig Erfahrung mit dem Formen von Holz verschaffen.« »Therons Stab gehört dir ebenso wie mir«, erwiderte Jaryd. »Er hat ihn uns beiden gegeben. Es ist ungerecht, wenn ich ihn einfach als meinen Stab betrachte.«
    »Mir macht das nichts aus«, sagte sie. »Außerdem habe ich bereits einen Stab. Selbst wenn ich ihn von Sartol erhalten habe, gehört er doch mir, und ich werde ihn behalten.« Sie lächelte traurig. »Ich denke, in gewisser Weise hat Sartol uns beiden unsere Cerylle gegeben.«
    Und plötzlich liefen ihr Tränen über die Wangen. Jaryd nahm sie in die Arme, drückte sie fest an sich und spürte, wie ihr ganzer Körper von Schluchzern geschüttelt wurde. Sie hatte sich diesem Ausbruch lange verweigert, das wusste er. Die ganze Zeit hatte sie einfach keine Gelegenheit gehabt, über den Verlust ihres Lehrers zu weinen. Selbst jetzt spürte er, dass sie nicht nur aus Trauer, sondern auch aus Angst weinte. Ja, sie hatten Theron gegenübergestanden und die Schrecken von Wasserbogen gesehen. Aber es gab noch so viel zu tun, und so viel hing davon ab, dass sie das Richtige taten! Und selbstverständlich mussten sie immer noch mit Sartol fertig werden. Also hielt Jaryd Alayna fest umarmt, strich ihr über das lange, dunkle Haar und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Nach einiger Zeit ließ das Schluchzen nach. Jaryd ließ sie wieder los. »Nein«, sagte sie leise und klammerte sich weiter an ihn. »Bitte halt mich weiter fest. Hör nicht auf. Bitte.« Sie blickte zu ihm auf, ihre dunklen Augen groß, die Wangen immer noch tränenfeucht. Sie schob ihre Finger in sein Haar und zog seinen Kopf auf sich zu, um ihn lange und leidenschaftlich zu küssen. Jaryd erwiderte den Kuss und spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. In diesem Augenblick schienen ihr Kummer und ihre Angst zu schwinden, und nur die Liebe und die Leidenschaft blieben, durchfegten sie wie ein Herbststurm, der durch die Äste von einem von Leoras Bäumen wirbelte und sie in das kühle, duftende Gras trug, als wären sie die goldenen Blätter der Göttin, die der Sturm losgerissen hatte. Und für eine Weile gestatteten sie ihrer Leidenschaft, sie weit aus einer Welt voller Fremder, Verräter und Anklagen hinauszutragen, während die warme Sonne ihre Haut streichelte und die Blüten ringsum noch heller leuchten ließ, bis schließlich die Wirklichkeit nur noch aus ihnen beiden zu bestehen schien, aus dem weichen Boden, auf dem sie lagen, und dem Rhythmus, den sie im Sonnenlicht und im leichten Wind gemeinsam schufen.
    Man konnte sich an beinahe alles gewöhnen, zumindest kam es ihm manchmal so vor. Er hatte sich den seltsamen täglichen Mustern des Reisens anpassen können, bei denen man den ganzen Tag zu Pferd saß, bis die Bewegungen des Tieres zu einer Art Wachtraum wurden, und er nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Bewegung aufhörte, wieder auf normalere Weise weiterfunktionierte. Er konnte es zulassen, dass sich seine Vorstellungen über die Menschen, mit denen er zu tun hatte, ja selbst über die mythischen Gestalten seiner Kindheit, so vollständig veränderten, dass es sich anfühlte, als hätte die Welt selbst sich geändert, um sich seinen neuen Ansichten anzupassen. Er konnte sogar einen Freund verlieren oder ein Geschöpf, dem er näher gestanden hatte als jedem menschlichen Gefährten, und irgendwann mit der Trauer und dem

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