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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Stimme, »verlangen wir eine sofortige Verhandlung, die morgen früh beginnen soll.«
    Überraschtes Gemurmel von den anderen Magiern war zu hören, und Orris glaubte ganz kurz eine Spur von Angst und Zweifeln in Sartols Zügen zu erkennen. Aber dann verzog der Eulenmeister den Mund zu einem Grinsen, obwohl dem Rest seines Gesichts keine Heiterkeit anzumerken war, und wieder einmal bezweifelte Orris die Richtigkeit seiner Wahrnehmung.
    »Meine Zeugen sind noch nicht aus Wasserbogen eingetroffen«, erwiderte Sartol glatt. »Ich würde gerne warten, bis sie hier sind.«
    Baden schüttelte den Kopf. »Das wird nicht notwendig sein, Sartol. Du kannst an ihrer Stelle aussagen. Ich verlasse mich darauf, dass du das angemessen erledigst. Wir werden morgen beginnen.«
    Nun lächelte Sartol nicht mehr. »Also gut«, antwortete er, und die Feindseligkeit in seinem Tonfall war nicht zu überhören. »Morgen früh.« Er erhob sich abrupt, nicht ohne Baden noch einmal mit einem zornigen Blick zu fixieren. »Bringt sie ins nächstgelegene Gasthaus und bewacht sie dort. Morgen früh werden die Glocken zu ihrer Verhandlung rufen.«
    Mit raschelndem grünem Umhang wandte er sich vom Tisch ab und eilte auf die Tür zu den Amtsgemächern des Eulenweisen zu.
    Niall kam auf die drei zu. »Kommt mit«, sagte er streng und winkte mit seinem Stab. »Ich bringe euch zu eurer Unterkunft.«
    Die drei erhoben sich, und Baden und Trahn folgten dem älteren Mann hinaus auf die Straße. Orris allerdings blieb noch einen Moment stehen und beobachtete, wie Sartol den hinteren Teil des Saals durchquerte. Und wieder sah es, als der Verräter am Rufstein vorbeistolzierte, so aus, als reagiere der massive Kristall mit einem hellgelben Flackern.

7
     
    A lle Wege des Lebens führen im Kreis«, sagte ein beliebtes Sprichwort, »und die Götter freuen sich, wenn uns davon schwindlig wird.« Das Gasthaus, zu dem Niall sie führte, erwies sich als dasselbe, zu dem Orris und Trahn die Männer verfolgt hatten, die während der letzten Versammlung ein Fenster der Großen Halle eingeworfen hatten. »Das hat irgendeine Bedeutung«, sagte Trahn zu Orris, als sie das Gebäude betraten, aber sein scherzhafter Ton konnte nicht ganz über seine Sorge hinwegtäuschen. »Ich weiß nur noch nicht welche.«
    Die angeklagten Magier und vier andere Mitglieder des Ordens, die man ausgewählt hatte, um sie zu bewachen, folgten Niall eine schmale Treppe hinauf zum ersten Stock des Gasthauses. Dort in dem dunklen Flur, der nur von Nialls weinrotem Ceryll und den Kristallen der Wachen beleuchtet wurde, zeigte Niall auf drei Zimmer, die man für die angeblichen Verräter ausgesucht hatte. »Ihr werdet jeder in einen dieser Räume gehen«, begann Niall, »und morgen -«
    Baden unterbrach den älteren Mann, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte. »Danke, Niall«, sagte er höflich. »Zunächst einmal werden wir uns in meinem Zimmer zusammensetzen. Wir haben viel zu besprechen. Bitte sorge dafür, dass uns etwas zu essen gebracht wird, und informiere die Magier, die hier postiert werden, dass wir Besucher haben dürfen.«
    Niall zögerte unsicher.
    »Wir sind noch nicht verurteilt, Niall«, fuhr Baden sanfter fort. »Den Gesetzen des Ordens zufolge sind wir immer noch freie Menschen. Wir haben uns zum Zeichen unserer guten Absicht ergeben, und wir werden hier bleiben. Aber zum Ausgleich dafür erwarten wir, entsprechend behandelt zu werden.« Niall sah sie an, und man konnte erkennen, wie sich die Muskeln in seinem Unterkiefer anspannten. Schließlich nickte er. »Also gut«, sagte er. »Ich hoffe, dass ich das nicht bedauern werde.«
    Baden lächelte, und dann gingen sie zu dritt in das mittlere Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
    Nach dem dunklen Flur kam ihnen das sonnige Zimmer hell und beinahe fröhlich vor, auch wenn es ein wenig karg war. An der rechten Wand stand ein schmales Bett mit einer Steppdecke, mit dem Kopfende zur gegenüberliegenden Wand. Direkt daneben, an dem offenen einzelnen Fenster, dessen dünne, weiße Vorhänge in der leichten Brise wehten, befand sich ein kleiner Nachttisch mit einer Öllampe darauf. In der anderen Ecke gab es einen schlichten Stuhl, und an der Wand gegenüber dem Bett stand ein übergroßer Schreibtisch. Ein beigefarbener, ovaler Teppich mit zwei Flecken lag auf dem Dielenboden. Baden setzte sich gleich aufs Bett und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Trahn zog sich den Stuhl in die Mitte des Zimmers, und Orris

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