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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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vorsichtig, als wäre sie unsicher, was sie drinnen erwartete. Sie zuckte zusammen, als die Tür sich hinter ihr wieder schloss, blieb stehen, um tief Luft zu holen, und sah sich dann um. Das Vorzimmer zu den Räumen des Oberlords hatte sich seit ihrem letzten Besuch nicht sonderlich verändert. Ein langes Sofa und drei große, dick gepolsterte Sessel, alle mit silbergrauem Stoff bezogen, standen rund um einen niedrigen Glastisch, dessen runde Platte auf einem Metallrahmen ruhte. Geschmackvolle Tinten- und Bleistiftzeichnungen mit Szenen aus dem Nal schmückten die weißen Wände. Hochfloriger Teppichboden, der sich unter Melyors Füßen weich anfühlte und in der Farbe genau zu den Sesseln und dem Sofa passte, bedeckte den Boden. Die der Tür gegenüberliegende Wand bestand vollkommen aus Glas und bot eine spektakuläre Aussicht auf die gesamte Südhälfte des Nal. Weit in der Ferne, beinahe verborgen von der braunen Luft, die über der Stadt hing, waren die hohen Gipfel des Grünwassergebirges zu erkennen. Es war alles makellos sauber, als hätte sich seit Tagen oder Wochen niemand hier aufgehalten, und es sah, wie Melyor nicht zum ersten Mal feststellte, wie eine ganz gewöhnliche Wohnung aus. Bei allem, was sie über Cedrych wusste, fand sie es jedes Mal seltsam, dass keine Dolche und Werfer von der Decke hingen und keine Gemälde von Kämpfen an den Wänden. Aber andererseits hätten die Leute aus dem Vierten wohl ähnlich verwundert auf ihre Wohnung reagiert - die im Vergleich zu dieser selbstverständlich viel bescheidener war.
    »Komm herein!«, erklang eine Stimme aus einem anderen Zimmer. Cedrychs Stimme: klar und freundlich, ganz ähnlich, wie Melyor die Stimme ihres Vaters in Erinnerung hatte. »Ich bin hier hinten im Lesezimmer! Komm einfach herein!«
    Sie ging zum Arbeitszimmer des Oberlords und dachte dabei daran, dass sie Cedrych nie in einem anderen Teil seiner Wohnung gesehen hatte. Nicht, dass er sie nicht mehrmals in sein Schlafzimmer eingeladen hatte, aber nachdem sie seine ersten Annäherungsversuche vorsichtig abgelehnt hatte, waren diese Einladungen immer mit einer gewissen Scherzhaftigkeit ausgesprochen worden, die es ihr gestattete, sie lachend abzutun, ohne ihr Gegenüber zu beleidigen. Manchmal fragte sich Melyor, was hinter dieser Frivolität Cedrychs lag, aber sie war nie weiter darauf eingegangen, und bisher hatte er das, sehr zu ihrer Erleichterung, auch nicht getan.
    Vor dem Arbeitszimmer angekommen, klopfte Melyor leise an den hölzernen Türrahmen, obwohl die Tür bereits offen stand. Cedrych saß an seinem Schreibtisch, in einem schwarzen Ledersessel, der leise knarrte, als der Oberlord sich zurücklehnte. Der Schreibtisch war ziemlich alt - mehrere hundert Jahre alt, hatte er ihr einmal gesagt - und er bestand aus dunklem Holz mit breiter Maserung. Mehrere Papierstapel lagen ordentlich im Schein einer niedrigen Schreibtischlampe aus Messing, und in der Mitte stand ein Sprechschirm, der dem ganz ähnlich war, den Melyor zu Hause hatte. Der elegante Teppichboden endete am Eingang zu diesem Büro, das einen gebohnerten Dielenboden aus etwas hellerem Holz als dem des Schreibtischs hatte. Wie schon im Vorzimmer bestand auch hier eine Wand - die hinter Cedrych - vollkommen aus Glas, und man konnte den Ostteil von Bragor-Nal und die nahe gelegenen Medianberge sehen. An den anderen drei Wänden zogen sich hölzerne Bücherregale vom Boden bis zur Decke entlang.
    Cedrych blickte auf, als er Melyors Klopfen hörte, sah sie von oben bis unten an und schaute ihr dann mit seinem guten Auge wieder ins Gesicht. Er lächelte.
    »Melyor, meine Liebe!«, sagte er freundlich und erhob sich zu ihrer Begrüßung. Er trug eine schwarze Hose und ein weites schwarzes Hemd, und er hatte einen Werfer an den Oberschenkel geschnallt. Sie trat ein paar Schritte vor, so- dass er ihre Hand ergreifen und ihren Handrücken küssen konnte. Cedrychs Zugeständnis an die Ritterlichkeit, dachte sie bei sich und fand den Gedanken trotz ihres rasenden Pulsschlags erheiternd. »Ich bin entzückt, dass du kommen konntest«, fügte er hinzu, setzte sich wieder und zeigte auf einen der Stühle aus dunklem Holz, die zwischen der Tür und dem Schreibtisch standen.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Oberlord«, entgegnete sie und setzte sich. »Und selbstverständlich eine Ehre.«
    Abermals lächelte Cedrych, aber diesmal hatte er ein seltsames Glitzern in seinem linken Auge. »Du hast die Einladung doch sicher schon

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