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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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der Prozessionen, Debatten und Feste ihren Ausdruck fanden. Dieses Gefühl hatte er seit jener ersten Versammlung gehegt und gepflegt. Damals war er nur Schüler gewesen, von der großartigen Zukunft, die ihm Baden vorhergesagt hatte, in die große Stadt gelockt, und von seinem eigenen leidenschaftlichen Wunsch, dass sich die Vision des Eulenmeisters tatsächlich als wahr erweisen sollte. Aber diese drei Tage in Amarid hatten ihn vollkommen verändert. Er hatte bei einem Zusammenstoß mit Banditen im Falkenfinderwald seine Macht entdeckt, und am nächsten Morgen hatte er sich an Ishalla gebunden und war dadurch selbst Magier geworden. Bei der Abschlusszeremonie hatte er seinen Umhang erhalten, was seinen Beitritt zum Orden symbolisierte, und er hatte geschworen, dem Volk von Tobyn-Ser zu dienen. Und was das Wichtigste war, er war den Menschen begegnet, die seine engsten und besten Freunde sein würden: Trahn, Orris, Ursel, und selbstverständlich Alayna, die er seit jener schrecklichen Nacht, die sie in Therons Hain verbracht hatten, liebte und mit der er nun seit dem Tag nach dem Leorafest vor beinahe vier Jahren verheiratet war. Seitdem waren die Versammlungen immer voller Streitigkeiten gewesen; sie konnten die Spaltung des Ordens nicht verbergen. Und dennoch, für Jaryd waren sie auch immer eine Gelegenheit gewesen, alte Freundschaften und Bekanntschaften zu erneuern - und seinen Glauben daran, dass der Orden mit den Herausforderungen fertig werden würde.
    Bis zu diesem Jahr. Vielleicht waren die Herausforderungen größer geworden. Vielleicht hatte Jaryd die Geduld verloren. Was auch immer, die Rituale und Feierlichkeiten dieser Versammlung erschienen ihm hohl und leer, und selbst der Anblick der vertrauten Gesichter konnte seine Stimmung nicht heben. Die Debatten waren plötzlich zu erbittert geworden, um noch konstruktiv zu sein; die Kluft war so breit, dass die Magier sie nicht mehr überbrücken konnten. Alle schienen mehr an Beleidigungen und Tadel interessiert zu sein als an Ergebnissen. Der erste Tag dieser Versammlung war schrecklich gewesen. Als Jaryd und Alayna an diesem Abend in ihrem Zimmer im Adlerhorst nebeneinander gelegen hatten, waren sie übereingekommen, dass es sich um die sinnloseste und boshafteste Diskussion gehandelt hatte, die sie je in der Großen Halle erlebt hatten. Und sie hatten beide nicht viel Hoffnung, dass sich das bessern würde.
    Sobald sich die Magier am nächsten Tag wieder zusammensetzten, ging der Streit über Sonels Vorschlag weiter, und wieder führte Erland die Gegenpartei an und behauptete, jeder Kontakt mit den Herrschern von Lon-Ser sei ein unangemessenes Risiko und eine Anmaßung von Seiten des Ordens. Zunächst jedoch schien es einen Hoffnungsschimmer zu geben: Arslan und mehrere andere junge Magier hatten offenbar noch weiter über Sonels Idee nachgedacht und erklärten sich zögernd bereit, den Plan der Eulenweisen zu unterstützen, immer vorausgesetzt, dass sie genauer erklärte, was sie vorhatte. Aber wie Baden schon befürchtet hatte, wurde bald klar, dass Erfolg oder Versagen des Auftrags der Delegierten davon abhängen würde, ob sie beweisen könnten, dass tatsächlich Eindringlinge aus Lon-Ser für die Angriffe vor vier Jahren verantwortlich waren. Die versammelten Magier waren einstimmig der Ansicht, dass die Überreste der Waffen und künstlichen Vögel der Fremden nicht genügen würden, um den Herrscherrat zu überzeugen, und mehrere Stunden wogen sie verschiedene Möglichkeiten ab, darunter einen Vorschlag Trahns, dass Zeugen des Angriffs auf Wasserbogen die Delegation begleiten sollten. Schließlich jedoch fiel auch diese Idee den gnadenlosen Angriffen von Erland und seinen Verbündeten zum Opfer, die behaupteten, der Orden hätte nicht das Recht, diese Menschen einer solch großen Gefahr auszusetzen. Also wurde der Plan abgelehnt.
    Jaryd schwieg die meiste Zeit. Er gab es ungern zu, aber in diesem Fall hatte Erland ihn sogar beinahe überzeugen können. Es wäre gefährlich genug für eine Gruppe von Magiern, nach Lon-Ser zu reisen. Andere Menschen mitzunehmen, die sich nicht mit Hilfe der Magie schützen konnten, würde die Gefahr für alle Mitglieder der Delegation erhöhen. Aber obwohl er nichts finden konnte, um Trahns Idee ehrlich zu unterstützen, hatte er auch nicht vor, sich auf Erlands Seite zu schlagen, nicht einmal in dieser Sache. Stattdessen beobachtete er Baden, der ebenfalls schwieg. Jaryd sah seinen Onkel an und entnahm dem nach

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