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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Erland mit einem ähnlichen Maß an Verachtung. »Wir wurden außerdem Zeugen eines ungeheuerlichen Akts der Feigheit: Wir mussten mit ansehen, wie ein Eulenmeister, einer der mächtigsten Männer im Orden, es zuließ, dass ein Falkenmagier die Verantwortung für einen widerwärtigen Plan auf sich nahm, für einen gefährlichen Plan, der offensichtlich von dem älteren Mann stammte.«
    Jaryd sprang auf, eine ätzende Entgegnung auf den Lippen. Aber Baden hielt ihn zurück.
    »Diesmal nicht, Jaryd«, sagte der Eulenmeister, den Blick auf Erland gerichtet und die hageren Züge zu einem boshaften Grinsen verzogen. »Von nun an trage ich meine Schlachten selbst aus.«
    »Nicht in dieser Halle!«, unterbrach ihn Sonel. »Nicht bei dieser Versammlung!« Sie warf erst Baden und dann Erland einen wütenden Blick zu. »Habt ihr beide heute denn überhaupt nichts gelernt? Ihr glaubt vielleicht ignorieren zu können, was Alayna gerade erst gesagt hat, aber ich kann das nicht! Und ich werde nicht zulassen, dass sich diese Versammlung noch weiter auflöst, als es bereits geschehen ist! Ja«, sagte sie, nun wieder an Baden gewandt, und ihre Smaragdaugen blitzten, »ich habe Orris davon abgehalten zu sprechen - ich hoffe, er wird mir verzeihen. Aber ich werde es wieder tun, und mit jedem, wenn ich das für notwendig halte, um die Integrität dieser Versammlung zu wahren!« Sie sah die Magier einen nach dem anderen an. »Ich hoffe, das ist euch allen klar!«
    Ihre Worte hallten laut von der Kuppeldecke mit dem Porträt von Amarid und seinem ersten Falken wider und sanken auf die Versammelten nieder, als wären sie vom Ersten Magier selbst gekommen. Die Magier schwiegen, und das, wie es Jaryd vorkam, sehr lange. Keiner schaute einen anderen an, obwohl Alayna wieder nach Jaryds Hand griff und sie festhielt.
    »Ich glaube, wir brauchen eine Pause«, sagte Sonel schließlich und läutete mit der Kristallglocke, die vor ihr auf dem Tisch stand. Sofort erschienen die blau gewandeten Diener der Großen Halle mit Tabletts mit Shan-Tee und Gebäck. Langsam begannen die Gespräche wieder, wenn auch leise. Den Rest des Tages hatte es Sonel mit einer relativ friedlichen Diskussion zu tun. Leider brachte auch sie kein Ergebnis. Baden, Orris und Erland schmollten schweigend vor sich hin, und mehrere andere Ordensmitglieder, auch Jaryd und Alayna, waren zu ausgelaugt von den Ereignissen des Tages, um noch viel beitragen zu können, also blieb die Debatte über den Vorschlag der Eulenweisen, eine Gruppe von Magiern nach Lon-Ser zu schicken, stecken. Jene, die sich für gewöhnlich nach Orris oder Erland richteten, schienen nicht an die Stelle ihrer zurückhaltenden Anführer treten zu wollen. So ging schließlich auch der zweite Versammlungstag zu Ende, ohne dass man zu einem Ergebnis gekommen wäre.
    Die Feierlichkeiten zum Ducleatag waren an diesem Abend ungewöhnlich ruhig. Die Trinksprüche klangen gezwungen und unecht, und obwohl die Musiker so gut waren wie in jedem Jahr, riefen die fröhlichen Lieder, die zu diesem Mittsommerfest gehörten, das die Fruchtbarkeit sowohl der Erde als auch der Menschen feierte, nicht die üblichen vergnügten Reaktionen hervor. Der Abend ging früh zu Ende, und Jaryd und Alayna kehrten schweigend in den Adlerhorst zurück. Sie waren allerdings kaum ein paar Minuten in ihrem Zimmer, als sie ein einzelnes deutliches Klopfen an der Tür hörten.
    Alayna warf Jaryd einen raschen, besorgten Blick zu - einen Blick, den er verstand. Bereits bevor Erland Baden einen Feigling genannt hatte, hatte im Saal kein Zweifel daran bestanden, wessen Idee es gewesen war, Baram mit der Delegation zu schicken. Dennoch, indem Jaryd den Vorschlag als seinen eigenen unterbreitete, hatte er sich an diesem Tag vielleicht einen Feind gemacht, oder mehrere. Und nach dem, was geschehen war, schien plötzlich alles möglich.
    »Wer ist da?«, fragte Alayna.
    »Lasst mich rein!«, erklang ein vertrautes Knurren.
    Beide lächelten, und Alayna öffnete die Tür und zog Orris in das kleine Zimmer.
    »Wir haben dich beim Festessen gar nicht gesehen«, sagte sie, als sie die Tür hinter dem kräftigen Magier schloss. »Wir nahmen an, dass du dich um deine eigene Form von Fruchtbarkeitsriten kümmern musstest.«
    Jaryd konnte sehen, dass Orris immer noch zornig war, obwohl er lange hart dagegen angekämpft hatte. Dennoch musste er über Alaynas Bemerkung lachen, und er wurde auch noch rot. Sie hatte eine gewisse Begabung für solche Dinge - sie

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