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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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schaltete den Handkommunikator ab und warf ihn angewidert auf den Tisch. Wozu brauchte er die Sicherheitsleute hier? Der Vierte würde ihm ohnehin nicht mehr lange gehören.
    »Klingt so, als hättest du einen schweren Tag«
    Dob fuhr herum, als er die Stimme hörte. Er erkannte sie sofort und griff instinktiv nach seinem Werfer.
    »Lass das, Dob«, befahl Melyor i Lakin ruhig.
    Er hielt in der Bewegung inne, die linke Hand an der Waffe, die immer noch an seinen Oberschenkel geschnallt war. »Jibb hier wartet nur auf eine Ausrede, damit er dich umbringen darf, Dob«, warnte Melyor, »ebenso wie die fünfzig Männer, die wir mitgebracht haben. Ich würde vorschlagen, du lieferst ihnen keine.«
    Dob nickte, aber ansonsten regte er sich nicht.
    »Zieh den Werfer mit der rechten Hand, lass ihn fallen und schieb ihn mit dem Fuß von dir weg.«
    Langsam tat er, was sie ihm befohlen hatte, und dann wandte er sich ihr zu. Er hatte sie nur einmal zuvor gesehen, und damals war sie selbstverständlich als Uestra verkleidet gewesen. Kellyn hatte sie sich genannt. Er hatte sie damals hübsch gefunden, aber als er sie nun sah, erkannte er, dass die gefärbten Linsen und das kunstvoll frisierte Haar ihre Schönheit in dieser Nacht eher verborgen hatten. Sie stand nun in Hose und weitem Hemd vor ihm, mit einem Werfer am Oberschenkel. Ihre Augen waren leuchtend grün, und ihre bernsteinfarbenes Haar fiel ihr in Wellen auf die Schultern. Sie war, dachte er in diesem Augenblick, der Traum eines jeden Gesetzesbrechers: mutig, hinreißend und tödlich. Und er war überrascht, dass sein erster Gedanke danach war: Savil hatte nie eine Chance.
    Als er näher hinsah, fiel Dob noch etwas auf. Sie hatte einen langen Holzstab in der Hand, auf dessen Spitze ein rot glühender Stein befestigt war. Und hinter ihr stand neben Jibb und mehreren anderen Männern ein Fremder, dessen reine Anwesenheit hier im Nal Dobs ganze Welt in einer Weise auf den Kopf stellte, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Der Mann trug einen Stock mit einem Kristall, der dem von Melyor ähnlich war, nur dass der seine gelblich braun leuchtete, und er war in einen dunkelgrünen Kapuzenumhang gehüllt. Das fiel Dob allerdings nur nebenbei auf, denn sein Blick wurde von dem Geschöpf angezogen, das auf der Schulter des Mannes saß: Es war ein wunderschöner Vogel mit dunklem Gefieder, größer als jeder, den Dob je gesehen hatte, und mit einer Intelligenz und Wildheit im Blick, die beinahe etwas Anderweltliches hatten. Ein Zauberer, dachte Dob voller Ehrfurcht und mit einem Hauch von Angst. Offensichtlich hatte der Verrückte, den er im Zweiten gefunden und zu Cedrych gebracht hatte, den Verstand doch nicht vollkommen verloren gehabt. Aber was machte dieser Mann hier mit Melyor, und wieso hatte sie auch so einen Stock? Er dachte daran zu fragen, aber dann ließ er es lieber bleiben. Schließlich hatte er andere Sorgen.
    »Was hast du mit meinen Leuten gemacht?«, fragte er und verfluchte innerlich das Beben in seiner Stimme.
    Melyor lächelte nachlässig und ein wenig spöttisch. Dob erinnerte sich an dieses Lächeln aus der Nacht, in der Savil gestorben war. »Das gefällt mir«, sagte sie offenbar ohne jede Ironie. »Du denkst als Erstes an deine Leute. Vielleicht hast du ja doch noch eine Zukunft als Anführer.«
    Dob spürte, wie er rot wurde, und wie schon so oft im vergangenen halben Jahr wünschte er sich, er hätte eine Möglichkeit gefunden, Melyor umzubringen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Er starrte sie wütend an, sagte aber nichts. »Es geht deinen Männern gut, Dob«, sagte Melyor schließlich. »Wir haben ihnen die Waffen abgenommen und sie dann in den Stauraum unter der Wohnung gesperrt.« Wieder lächelte sie. »Um ehrlich zu sein, du solltest dir mehr Sorgen um dich selbst machen.«
    Dob zuckte die Achseln und gab sich gleichgültig, aber er zitterte. »Ich habe Jibb angegriffen. Ich habe dir den Vierten abgenommen. Ich nehme an, ich bin tot, ganz gleich, was ich tue.«
    Melyor ging lässig zu seinem Schreibtisch - oder genauer gesagt zu ihrem Schreibtisch - und setzte sich. »Das wäre zweifellos eine Möglichkeit«, sagte sie ruhig. »Normalerweise gäbe es da auch keine Frage, aber wie du weißt, sind das hier keine normalen Zeiten.«
    Er konnte es kaum glauben. Er hatte angenommen, dass sein Leben zu Ende war, sobald er Melyor und Jibb in der Wohnung gesehen hatte, und er hatte versucht darüber nachzudenken, wie er die beiden und ein paar

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