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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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nachgeben sollen, dass all seine Männer Steine von derselben Farbe erhalten. Zugegeben, es hat den Angehörigen seiner Truppe vielleicht erlaubt, einander zu erkennen und damit möglicherweise fatale Fehler zu vermeiden, aber alles, was ich über die Magier von Tobyn-Ser gehört habe, lässt daraufschließen, dass die Farbe des Steins eines Zauberers einzigartig ist. Es scheint durchaus möglich, dass das Auftauchen so vieler identischer roter Steine in Tobyn-Ser die echten Magier darauf aufmerksam gemacht hat, dass es sich bei meinen Leuten um Hochstapler handelt. Ich kann verstehen, wie Calbyr ein solcher Fehler unterlaufen konnte. Trotz seiner erstaunlichen Talente gehörte er nicht zu den Menschen, die auf solche Einzelheiten achten. Er war ein hervorragender Kämpfer, ein kluger Stratege und ein guter Anführer. Aber er war nicht unbedingt ein Mann von überwältigendem Intellekt. Ich allerdings hätte es besser wissen müssen.
    Aus dem Tagebuch von Cedrych i Vran, Oberlord des Ersten Herrschaftsbereichs von Bragor-Nal, Tag 7, Woche 11, im Winter des Jahres 3059.
     
    Sie hatten von Anfang an begriffen, dass ihre Erfolgschancen gering waren. Es gab so viele Faktoren, die gegen sie arbeiteten, und so viele Risiken, die sie eingehen
    mussten, um auch nur die geringste Hoffnung zu haben, den Oberlord besiegen zu können. Melyor wusste, wie vorsichtig Cedrych ihr und Orris gegenüber sein würde, und erwartete, dass er sie nur in seinem Arbeitszimmer empfangen würde, wo er dank des Waffenprüfers sicher sein konnte, dass er als Einziger einen Werfer oder ein Messer hatte.
    Aber was wichtiger war: Melyor wusste aus Erfahrung, wie schwierig es war, Cedrych auch nur ein einziges Mal anzulügen. Er war sehr klug und hatte die verstörende Begabung, die Gedanken von anderen erkennen zu können. Es wunderte sie immer noch, dass es ihr gelungen war, ihre Herkunft so lange vor ihm zu verheimlichen. Und dennoch, der Erfolg des Plans, den sie und Orris entwickelt hatten, hing nicht nur von einer oder zwei Lügen ab, sondern von vielen Schichten der Täuschung. Dass sie gezwungen waren, sich auf Dobs Mitarbeit zu verlassen, verstärkte Melyors Unsicherheit noch. Jibb hatte sie wiederholt davor gewarnt, dem dunkelhaarigen Gesetzesbrecher zu vertrauen, und Orris, der einen Instinkt für solche Dinge zu haben schien, tat dasselbe. Und Melyor selbst wusste, dass nichts Dob davon abhalten konnte, sie zu verraten, sobald sie sich in Cedrychs Arbeitszimmer befanden. Tatsächlich hatte sie sogar zu Orris gesagt, dass Cedrych Dob für einen solchen Verrat vermutlich mit unermesslichem Reichtum belohnen würde, der weit über die wildesten Phantasien eines jeden Gesetzesbrechers hinausging.
    »Glaubst du, Dob weiß das?«, hatte der Zauberer früh am Morgen gefragt, als schwerer Regen aufs Nal fiel und Regentropfen gegen die Fenster ihrer Wohnung prasselten. »Er müsste dumm sein, es nicht zu wissen.« »Und das bedeutet, dass wir sogar noch dümmer sind, wenn wir ihm trauen, oder?«
    »Mag sein«, hatte sie grinsend gesagt und gehofft, selbstsicherer zu wirken, als sie sich fühlte. »Wir müssen ihm irgendwie klar machen, dass du deinen letzten Atemzug darauf verwenden wirst, dafür zu sorgen, dass er mit dem Leben bezahlt.«
    Orris hatte gegrinst. »Das ist kein Problem.«
    Trotz all ihrer aufgesetzten Forschheit hätten beide den Plan gerne wieder aufgegeben, wenn ihnen nur eine Alternative eingefallen wäre. Aber es schien keine zu geben. Und Orris verstand offenbar ebenso gut wie Melyor, dass sie sich einen Aufschub nicht leisten konnten. Sobald Cedrych in den Goldpalast gezogen war und die SiHerr seiner bereits beeindruckenden Armee hinzugefügt hatte, wäre er einem Angriff gegenüber so gut wie immun. Sie mussten ihn sich jetzt holen, und daher musste es auf diese Weise geschehen.
    Aus diesem Grund standen sie nun im Wohnzimmer des Oberlords, direkt neben einem blassen und nervösen Dob. »Du hast sie alleine erwischt?«, fragte Cedrych Dob, und sein Misstrauen zeichnete sich nicht nur auf seinem vernarbten Gesicht, sondern in seiner gesamten Körperhaltung ab.
    »Ja, Oberlord«, antwortete Dob. »Meine Männer und ich.« Der Oberlord lächelte dünn. »Und woher hast du diese Schnitte auf den Wangen?«
    Dob wurde dunkelrot und schwieg. Cedrych schüttelte den Kopf.
    Melyor hätte Dob auch nicht geglaubt. Wenn er wirklich Melyor i Lakin und einen Zauberer gefangen genommen hätte, wäre er im Zimmer umherstolziert wie ein

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