Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
nehmen.«
»Alle fünf?«, fragt der Kommandant skeptisch. »Komisch, mir kommt er nicht sonderlich bedrohlich vor.«
Odell schweigt, und die Männer stehen verlegen da und weichen dem Blick ihres Kommandanten aus.
»Nun?«, drängt der Offizier.
»Er behauptet, dass er den Oberlord kennt, Kommandant«, sagt Odell schließlich. »Er sagt, der Oberlord hat ihm Arbeit angeboten. Aber sieh ihn dir doch nur mal an!«
Der Kommandant tut das und kommt zu diesem Zweck ein Stück näher. Einen Augenblick lang schaut er angewidert drein, aber dann weicht dieser Blick einem anderen Ausdruck, und er späht neugierig in Barams Gesicht. Dann nickt er. »Ich erinnere mich an ihn.« Er wirft Odell einen Blick zu. »Er kennt den Oberlord tatsächlich. Ich weiß nichts von einer Arbeit, aber der Oberlord hat gesagt, wir sollen ihm geben, was immer er haben will.«
»Ich will mit Cedrych sprechen«, sagt Baram zu dem Kommandanten. Er weigert sich, die anderen anzusehen. Der Kommandant holt tief Luft und sieht sich rasch um. »Also gut«, sagt er zu Baram. »Ich bringe dich zu ihm. Odell, du kommst mit.« Er sieht die übrigen Männer an. »Ihr anderen kehrt auf eure Posten zurück«, befiehlt er.
Die Gardisten verteilen sich rasch und sind offenbar sehr begierig, von Baram und dem Ärger, den er ihnen beinahe gemacht hätte, wegzukommen.
Odell und der Kommandant bringen Baram zu einem schwarzen Transporter und schieben ihn auf den Rücksitz, bevor sie sich nach vorn setzen. Odell reißt demonstrativ das Fenster auf, und obwohl der Kommandant ihn tadelnd ansieht, tut er anschließend dasselbe.
Der Weg zu Cedrychs Hauptquartier dauert nur ein paar Minuten, und die beiden Männer führen Baram rasch in das Gebäude und zu dem Sicherheitsposten nahe dem Haupteingang. Von dort aus ruft eine der Wachen den Oberlord an.
Der Sprechschirm piept mehrmals, bevor der Oberlord schließlich antwortet. »Was ist denn?«, fragt er ungeduldig. Baram zuckt zusammen, als er den Tonfall hört. Der Oberlord klingt, als wäre er zornig. Baram schaut sich rasch um und fragt sich, ob es zu spät ist, wieder zu gehen. »Hier ist jemand, der mit dir sprechen will, Oberlord«, sagt der Gardist demütig.
»Wer ist es?«
Der Mann sieht den Kommandanten an, der seinerseits Baram anschaut. »Wie heißt du?«, fragt er ihn.
»Baram.«
»Er sagt, er heißt Baram, Oberlord«, sagt der Mann in den Sprecher.
Das darauf folgende Schweigen dauert so lange, dass Baram sich schon fragt, ob das Gerät vielleicht kaputt ist. Die Männer sehen einander an.
Aber dann erklingt wieder Cedrychs Stimme, und diesmal hört er sich viel ruhiger an. »Schickt ihn rauf.«
Odell und der Kommandant bringen Baram zum Heber, und dann fahren die drei zum obersten Stockwerk des Gebäudes. Die Hebertür gleitet auf, und sie gehen den breiten Flur zum Waffenprüfer entlang. Barams Begleiter lassen ihre Werfer bei den Wachen, und dann gehen sie alle durch den Prüfer zur Tür von Cedrychs Büro. Der Kommandant klopft, und einen Augenblick später öffnet der Oberlord die Tür. Er ist genauso gekleidet wie bei seiner letzen Begegnung mit Baram: schwarze Hose, ein weites schwarzes Hemd und ein Werfer am Oberschenkel. Und wie zuvor stellt Baram fest, dass er den Blick nicht von der leeren, vernarbten Augenhöhle abwenden kann.
Der Oberlord winkt die drei herein. »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Baram«, sagt er mit einem dünnen Lächeln und schließt die Tür hinter ihnen. »Das ist genau der richtige Zeitpunkt.«
Baram sieht ihn fragend an, und dann erkennt er, dass auch noch andere im Zimmer sind. Eine dieser Personen ist eine Frau, die er nicht kennt. Sie ist sehr schön, und sie betrachtet ihn mit einer seltsamen Mischung aus Überraschung und Angst, als hätte sein Eintreffen ihre gesamte Welt verändert. Dob, an den er sich nur zu gut erinnert, ist ebenfalls da und starrt ihn wütend an. Aber es ist die dritte Person, die Barams gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht, denn er hätte nie erwartet, diesen Mann wiederzusehen. Er fängt an, vor Angst und Wut zu zittern.
»Hallo, Baram«, sagt der Zauberer und versucht erfolglos zu lächeln.
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I mmer, wenn ich überlege, was bei Calbyrs Auftrag schief gegangen sein könnte, bin ich gezwungen, mein eigenes Urteilsvermögen und das des Nal-Lords erneut in Frage zu stellen. Ebenso, wie ich darauf hätte bestehen sollen, dass er ein besseres Kommunikationsgerät mitnimmt, hätte ich auch nie seiner Forderung
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