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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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weg und verzog dabei abermals das Gesicht.
    »Schon gut«, sagte er, »ich kann dich heilen.«
    »Nein!«, erklärte sie und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr das bernsteinfarbene Haar in die Stirn fiel.
    »Aber du hast doch sicher Schmerzen!«
    »Nein«, sagte sie wieder, wenn auch diesmal ruhiger.
    Der Magier zuckte die Achseln und stand auf. »Wie du willst«, sagte er und wandte sich ab, um zu gehen. »Warte!«, rief sie ihm nach, bevor er weit gekommen war. Orris drehte sich wiederum und verkniff sich ein Lächeln. »Wenn du von Heilen sprichst«, sagte sie zögernd, und ihre grünen Augen blitzten in der Sonne, »meinst du dann, mit ...? Du würdest ...?« Sie zeigte auf Anizir, die immer noch über ihnen kreiste.
    Orris nickte. »Ich würde Magie anwenden, ja.«
    »Und das würde funktionieren?«, fragte Melyor.
    Der Magier lachte. »Das hat es bisher jedenfalls immer.« Er sah sie freundlich an. »Soll ich es versuchen?«
    Sie errötete ein wenig, bevor sie sich abwandte, und in diesem Augenblick wurde Orris klar, dass sie wahrscheinlich die schönste Frau war, der er je begegnet war. Sie war sogar noch schöner als Alayna, was er nicht für möglich gehalten hätte. Aber das alles änderte nichts daran, dass er ihr nicht traute. Er wusste, dass sie viel aufs Spiel gesetzt hatte, indem sie sich mit ihm und Gwilym zusammentat. Er bezweifelte nicht, dass die Attentäter in den beiden Transportern versucht hatten, sie alle drei zu töten. Welche Stellung sie als eine von Cedrychs Untergebenen im Nal auch gehabt haben mochte, sie war jetzt eine Ausgestoßene. Er verstand auch, dass der Steinträger ihr vertraute, denn indem sie ihm verraten hatte, dass sie selbst Gildriitin war, hatte sie eine Verbindung zu ihm hergestellt. Orris wusste das alles, und er selbst hatte mehr als genug Gründe, ihr zu vertrauen. Und dennoch fiel es dem Magier schwer zu vergessen, dass sie versucht hatte, ihn zu umbringen zu lassen, und dass sie geplant hatte, Tobyn-Ser zu erobern. Trotz allem, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatten, konnte Orris sich nicht dazu durchbringen, über das hinwegzusehen, was sie gewesen war, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren.
    »Ja«, antwortete sie schließlich und sah ihn wieder an. »Bitte versuche es.« Sie lächelte.
    Er nickte, und dann legte er sanft die Hand auf einen ihrer Füße. Er tastete im Geist nach Anizir und spürte, wie die Macht ihn durchzog wie ein warmer Sommerwind auf Tobyns Ebene. Und ein paar Sekunden später spürte er auch, wie ihre Wunden unter seiner Berührung zu heilen begannen. Einige Minuten verharrte er in dieser Stellung, und es kam ihm so vor, als schwebte er irgendwo in der Mitte zwischen Melyor und Anizir, am Boden verankert durch seine Hand auf Melyors Haut und dennoch irgendwie nach oben gezogen durch die Berührung des Bewusstseins seines Falken. Wie sehr ich das vermisst habe!, dachte er. Ein Magier sollte seine Macht für andere Dinge als zum Kämpfen benutzen.
    Als er schließlich die Hände von ihrem Fuß nahm, hatten sich die Blasen geschlossen, und wo offene Wunden gewesen waren, befand sich nun gesunde, wenn auch leicht fleckige Haut. Er hörte, wie Gwilym hinter ihm nach Luft schnappte, und Melyor schaute ein paar Mal von ihrem Fuß zu Orris und wieder zurück. Staunen stand in ihren Augen. »Die dunklen Flecken werden in ein paar Tagen verschwinden«, sagte Orris.
    »Es tut überhaupt nicht mehr weh«, flüsterte Melyor. »Überhaupt nicht.« Sie blickte zu Gwilym auf und sagte mit derselben Ehrfurcht in der Stimme etwas zu ihm. Der Steinträger murmelte eine Antwort. »Danke«, sagte Melyor nun wieder an Orris gewandt.
    Die schönste Frau, der er je begegnet war... »Lass mich auch noch den anderen Fuß heilen«, sagte der Magier und legte die Hände um ihren anderen Fuß.
    Als Orris mit seiner Arbeit fertig war, schlugen die drei ihr Nachtlager auf. Orris schickte Anizir zum Jagen, und während Gwilym ein paar Wurzeln sammelte, suchten Melyor und der Magier Feuerholz. Als es Nacht wurde und an dem tiefblauen Himmel die ersten Sterne erschienen, brieten die beiden Wachteln, die Orris' Vogel gebracht hatte, bereits an Spießen über einem Lagerfeuer.
    Sie aßen wortlos. Melyor war offenbar müde und sehr nachdenklich. Orris hätte das auch nicht anders erwartet.
    Aber zu seiner Überraschung hatte sich auch Gwilym tief in sich selbst zurückgezogen. Melyor hatte Orris erzählt, dass der Steinträger aus einem anderen Gebirge

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