Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
wusste, wer zum Netzwerk gehörte und was diese Leute taten. Es gab ihm vielleicht das Gefühl größerer Sicherheit, dachte Jeron. So seltsam es klang, wenn man Cedrychs Ruf kannte, so hatte Jeron doch Gerüchte gehört, dass der Oberlord sehr vorsichtig war, wenn es um seine persönliche Sicherheit ging.
    Jeron hatte auch gehört, dass Cedrych Narben von einem beinahe erfolgreichen Attentatsversuch hatte. Er wusste es nicht sicher; sie waren einander nie begegnet. Jeron war von Mittelsmännern rekrutiert worden, und all ihre Gespräche hatten mittels eines kleinen Kommunikationsgeräts stattgefunden, dass Jeron nun in den Falten seines Hosenbeins trug.
    Normalerweise sprachen sie einmal in der Woche miteinander, wenn Jeron den Oberlord zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt anrief. Aber vor zwei Tagen hatte Cedrych sich an ihn gewandt und ihn angewiesen, nach dem Steinträger, dem Zauberer und einer Begleiterin der beiden Ausschau zu halten, die offenbar eine recht wichtige Frau war. »Ich möchte alles wissen, was du über sie in Erfahrung bringen kannst, Jeron«, hatte Cedrych gesagt. »Enttäusche mich nicht noch einmal.«
    Jeron hatte bei diesen Worten schmerzlich das Gesicht verzogen. Cedrych war wütend gewesen, als Jeron ihm nicht sofort vom Eintreffen des Steinträgers in Bragor-Nal erzählt hatte. Jeron hatte versucht, dem Oberlord zu erklären, dass er erst Tage später davon gehört hatte, und dann hatte er angenommen, es hätte nicht viel zu bedeuten. Welche Gefahr konnte ein Steinträger schon für Cedrych oder wen auch immer im Nal darstellen? Er hatte den Fehler gemacht, diese Gedanken laut auszusprechen, und Cedrychs darauffolgender Wutausbruch war so heftig gewesen, dass er sich auf das Sprechgerät hatte setzen müssen, damit Lovel, der im Nachbarzimmer schlief, es nicht hörte. All das machte dieses Gespräch noch viel wichtiger. Er durfte Cedrych nicht noch einmal verärgern.
    »Hallo, Jeron«, erklang die Stimme des Oberlords nach nur einem Summen. »Ich hoffe, du hast Neuigkeiten für mich.« »Ja, Oberlord«, antwortete Jeron mit zitternder Stimme. »Du weißt, wo sie sind?«
    »Ich war gerade noch bei ihnen. Im Augenblick bringt mein Bruder sie weg.«
    »Er bringt sie weg?«, fragte Cedrych mit drohend erhobener Stimme.
    »Ja, Oberlord«, sagte Jeron ergeben. »Sie wollen über das Median-Gebirge nach Oerella-Nal. Soll ich sie aufhalten? Ich kann etwas über die SiHerr erfinden ...« »Nein«, unterbrach Cedrych ihn. Der Oberlord schwieg lange Zeit, so dass sich Jeron schon fragte, ob die Verbindung unterbrochen war. »Nein«, wiederholte er schließlich nachdenklich. »Das passt mir im Grunde sehr gut. Immerhin wollte ich Diskretion. Und was könnte diskreter sein, als es in einem anderen Nal zu erledigen?« Jeron räusperte sich. »Äh, Oberlord ...«
    »Schon gut, Jeron«, sagte Cedrych plötzlich wieder ganz geschäftsmäßig. »Gut gemacht. Wir sprechen uns nächste Woche zur normalen Zeit.«
    Ein Klicken im Sprechgerät zeigte Jeron an, dass Cedrych die Verbindung abgebrochen hatte. Der junge Mann setzte sich auf den Steinboden des Tunnels, schloss die Augen und holte mehrmals tief Luft. Wie sonst sollten wir uns die Wohnung und den Transporter leisten?, fragte er sich wie schon so oft zuvor. Wie sonst könnten wir unsere Arbeit auf dem Hof behalten? Ich tue das alles nur für Lovel.

6
     
    E benso beunruhigend ist ein gewisser Gedanke, der sowohl in Badens Bericht auftaucht als auch in den letzten Debatten in der Großen Halle und der besagt, dass wir unter den Mördern und Gesetzlosen von Lon-Ser vielleicht Verbündete finden könnten - Menschen, die ähnlich denken und leben wie wir und die uns helfen werden, gegen diese Schurken zu kämpfen, die vor Jahren in unser Land eingedrungen sind. Das kommt mir vor wie die übelste, dümmste Art von Wunschdenken. Eine solche Vorstellung beruht vollkommen auf Spekulation und läuft allen Tatsachen entgegen, für die wir Beweise haben. Man braucht sich nur die Waffen anzusehen, die wir den Fremden abgenommen haben, um zu wissen, dass sie aus einem grausamen, brutalen Land kamen. Keines dieser Nals ist sicherer, sanfter oder freundlicher als ein anderes, und jeder Bürger von Lon-Ser ist ein potenzieller Feind unseres Landes. Wir wären naiv und dumm, Botschafter über Aricks Meer zu schicken, um dort Freunde zu suchen. Es gibt für uns keine Freunde in Lon-Ser.
    Aus der »Antwort auf den Bericht von Eulenmeister Baden über seine Verhöre

Weitere Kostenlose Bücher