Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
Unterdrückung von Gwilyms Leuten zu beenden oder Melyors Leben wieder etwas normaler zu machen, sah es so aus, als hielten der Steinträger und der Nal-Lord Orris' Erfolg für die wichtigste Grundlage des ihren.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber endlich sank die Sonne hinter den westlichen Horizont, und Sterne schimmerten durch den Dunst. Gwilym und Orris deckten ihre Steine zu, und die drei verließen den Schutz der Bäume und machten sich auf den Weg über die Ebene. Sie konnten sich nicht tarnen, also blieb ihnen nichts weiter, als die offene Fläche so schnell wie möglich zu überqueren.
Melyor sagte, Gwilym könne sich nicht genau erinnern, wo sein Führer die Öffnung in der Mauer des Nal gefunden hatte, aber er glaubte, wenn er sie nahe genug heranbringen könnte, würde er die Stelle wiederfinden. Als sie nun über den trockenen Boden der Ebene eilten, fragte sich Orris jedoch, ob Gwilym sich da nicht etwas vormachte. Die Mauer, die Oerella-Nal umgab, war vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie die um Bragor-Nal, aber sie schien überall vollkommen gleich auszusehen.
Sie brauchten nicht einmal eine Stunde, bis sie sie erreicht hatten. Orris und der Steinträger hatten ihre Kristalle nicht aufgedeckt, aber das Licht des Nal, das von dem Dunst reflektiert wurde, genügte ihnen, um sich orientieren zu können. Als sie näher zur Mauer kamen, wurde Gwilym langsamer und schaute unsicher von einer Seite zur anderen. Orris sah Melyor an, und sie zuckte die Achseln, sagte aber kein Wort. Schließlich ging Gwilym langsam nach links und betrachtete dabei die Mauer weiterhin forschend. Orris folgte ihm widerstrebend, und seine Zweifel wurden jeden Augenblick größer. Zu seiner Überraschung kamen sie jedoch bald zu einem Segment der Mauer, das an einer Ecke abgerissen war. Das Metall sah so aus, als wäre es weg- und dann wieder zurückgebogen worden, und das schon viele Male.
Gwilym strahlte, und er redete so begeistert auf Melyor ein, dass sie den Finger an die Lippen hob, um ihm deutlich zu machen, dass er leiser sprechen sollte.
»Er sagt, das hier ist die Stelle«, erklärte sie Orris überflüssigerweise.
»Sag ihm, ich bedanke mich«, antwortete Orris.
Melyor sah sich vorsichtig um. »Das mache ich später«, sagte sie. »Aber erst sollten wir sehen, dass wir ins Nal kommen und die Leute vom Netzwerk finden. Ich bin nicht gern so ausgeliefert wie hier.«
Orris schob die Mauerplatte so weit wie möglich zurück und ließ seine Begleiter durch das Loch klettern. Dann sandte er einen letzten tröstlichen Gedanken zu Anizir und betrat Oerella-Nal.
Als er sich auf der anderen Seite der Mauer wieder aufrichtete, fand er sich auf einer schmutzigen, breiten Straße wieder, die sich auch in Bragor-Nal hätte befinden können. Über ihnen bog sich die Höhe, und das Brummen der Transporter hallte von den nahe gelegenen Gebäuden wider. Geführt von Gwilym überquerten die drei die Straße zu einer kleinen Tür wie die, die auch in der anderen Stadt in die unterirdischen Tunnel geführt hatten. Ohne zu zögern, öffnete Gwilym die Tür und eilte die Treppe hinunter zu den dunklen Gängen. Es stank hier nicht so sehr wie in den Tunneln von Bragor-Nal, aber sie waren ebenso eng, und Anizir veränderte ihre Position auf Orris' Schulter, so dass sie sich an ihn schmiegen konnte.
Gwilym deckte seinen Stein auf, und Orris tat dasselbe. Der Gang vor ihnen war leer.
Gwilym sagte etwas, und seine Besorgnis war ihm deutlich anzusehen.
»Er sagt, hier hat er sich mit dem Mann getroffen, der ihn in die Berge geführt hat«, sagte Melyor zu Orris. »Er weiß, dass das Netzwerk diesen Gang benutzt, aber er weiß nicht, wie oft.«
»Dann sollten wir vielleicht hier warten«, schlug Orris vor. »Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.« Melyor machte sich nicht die Mühe, Orris' oder ihre Worte für den
Steinträger zu übersetzen. »Wir können nicht wissen, wer außer den Netzwerk-Leuten diesen Gang benutzt. Herrscherin Shivohn verfügt ebenfalls über Sicherheitskräfte. Sie sind vielleicht nicht so gefährlich wie die SiHerr, aber wir sollten ihnen lieber aus dem Weg gehen.«
»Warum?«, fragte Orris. »Wir sind hergekommen, um Shivohn zu sehen. Wer sollte uns besser zu ihr führen können als ihre eigenen Leute?«
Melyor sah ihn einen Augenblick an. »Ein interessanter Gesichtspunkt«, gab sie schließlich zu. Sie sprach mit Gwilym, sah aber weiterhin Orris an. Als sie fertig war, nickte Gwilym,
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