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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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als dächte er darüber nach, was sie gesagt hatte. Schließlich antwortete er mit einem kurzen Satz.
    Melyor verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. »Er ist ganz deiner Meinung.«
    »Und das stört dich?«, fragte Orris.
    Sie zuckte die Achseln. »Nein. Aber es überrascht mich auch nicht sonderlich.«
    Es stellte sich heraus, dass sie nicht lange warten mussten. Nach ein paar Minuten hörten sie die Stimmen mehrerer Männer und sahen, wie Licht auf die Wand eines einmündenden Tunnels fiel. Orris musste an die beiden Brüder denken, die sie getroffen hatten, bevor sie Bragor-Nal verließen, und nahm an, dass sich Gildriiten näherten. Aber als sechs Männer in Uniform um die Ecke bogen und ihre Lampen auf die drei richteten, erkannte er seinen Fehler. Die Männer zogen sofort ihre Waffen, und einer von ihnen schrie Orris und seinen Begleitern etwas zu. Melyor antwortete, aber der Mann wiederholte nur seinen Befehl, diesmal noch lauter und energischer. Melyor nickte,
    holte die Waffe aus dem Holster am Oberschenkel und warf sie auf den Steinboden.
    Wieder gab der Mann einen Befehl. Widerstrebend und mit leicht zitternden Händen legte Gwilym seinen Stab auf den Boden, und gleichzeitig legte Melyor die Hand auf Orris' Arm.
    »Sie wollen, dass du deinen Stab hinlegst«, sagte sie leise. »Sie nehmen uns gefangen.«

7
     
    U m die Absichten unserer Feinde in Lon-Ser zu durchkreuzen, sollten wir nach meiner Ansicht ihrem Beispiel folgen. In anderen Worten, so wie sie versuchten, das Ansehen des Ordens zu untergraben und dann das Misstrauen der Menschen in unserem Land auszunutzen, sollten wir versuchen, Möglichkeiten zu finden, um die Schwächen in der Gesellschaft von Lon-Ser, in seiner Wirtschaft oder seiner Herrschaftsstruktur zu unseren Gunsten zu nutzen. Das Problem dabei besteht natürlich, wie ich an anderer Stelle schon angemerkt habe, darin, dass wir so schrecklich wenig darüber wissen. Wir wissen nicht einmal sicher, wer dafür verantwortlich war, dass diese Fremden nach Tobyn-Ser kamen. Dennoch, nach allem, was ich bisher von Baram erfahren habe, glaube ich, unsere größte Hoffnung, die Ereignisse innerhalb von Lon-Ser zu beeinflussen, bestünde darin, sich auf einen oder mehrere der folgenden Aspekte zu konzentrieren: die Instabilität der Autoritätsstruktur der Nals, den ständigen Verfall der Lebensbedingungen und die Rivalitäten und das Misstrauen, die ein Nal vom anderen trennen.
    Aus Kapitel neun des »Berichts von Eulenmeister Baden über seine Verhöre des Ausländers Baram«, vorgelegt auf der 1014. Versammlung des Ordens der Magier und Meister, im Frühjahr des Gottesjahres 4625.
     
    In all ihren Jahren als Gesetzesbrecherin und Nal-Lord in Bragor-Nal war Melyor nie im Gefängnis gewesen, nicht einmal für eine einzige Nacht, nicht einmal wegen etwas so Läppischem wie Trunkenheit, nicht einmal während ihrer Zeit als Unabhängige, wenn Gesetzesbrecher am ehesten zum Ziel der Sicherheitskräfte wurden. Aber sie kannte viele, die Gefängniserfahrung hatten - Männer und auch Frauen. Und sie wusste von ihnen, dass die Gefängnisse von Bragor-Nal schlimme Orte waren, wo männliche Gefangene ebenso schnell an einer Krankheit sterben konnten wie durch die Schläge, die sie regelmäßig von den Wärtern erhielten, und wo weibliche Gefangene häufig vergewaltigt wurden. Einige dieser Gefängnisse waren schlimmer als andere. Aber keines war gut.
    Also nahm sie an, dass das Gefängnis, in das sie von den Sicherheitsleuten aus Oerella-Nal gebracht wurden, kein bisschen besser sein würde. Als sie die dicken Stahlgitter und die Steinmauern sah, machte sie sich keine Illusionen über Fluchtmöglichkeiten; aber sie hätte sich nie vorstellen können, dass ein Gefängnis so sauber und so hell beleuchtet sein könnte. Die Gitter waren poliert, die Mauersteine makellos. Die Stahlpritsche, auf der sie lag, war hart und kalt, aber sauber. Der Wärter, der ihr das Essen gebracht hatte, hatte sie nicht angerührt, obwohl er sie gierig von oben bis unten angestarrt hatte. Und das Essen war zwar relativ fade, aber ausreichend und nahrhaft. Für ein Gefängnis war es hier erstaunlich bequem. Für ein Gefängnis. Man hatte Gwilym und Orris selbstverständlich in den Männertrakt gebracht. Melyor hatte nichts dagegen. Sie wollte im Augenblick wirklich nichts mit den beiden zu tun haben. Ohne die Entscheidung der beiden Männer wären sie immer noch frei und könnten versuchen, durch die Tunnel von Oerella-Nal

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