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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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fuhr fort, den Vogel anzusehen, der sich immer noch nicht von dem Baumstumpf am Straßenrand wegbewegt hatte. Er fühlte sich irgendwie peinlich berührt. Sobald er sich an Ishalla gebunden hatte, hatte er sie geliebt wie nie ein anderes Wesen zuvor. Selbst seine Liebe zu Alayna, so machtvoll sie war, war nicht mehr als das, was er für seinen ersten Falken empfunden hatte.
    Aber er wusste bereits, dass er und Rithlar eine andere Art von Beziehung haben würden. Sie war ein Adler, und weil sie ihn erwählt hatte, würde er der vierte Adlerweise in der Geschichte des Landes sein. Die Götter hatten sie nur aus einem einzigen Grund zusammengeführt: Tobyn-Ser stand kurz vor einem Krieg. Das hier war keine Bindung, die auf Liebe und Freundschaft beruhte, obwohl sich diese Eigenschaften mit der Zeit vielleicht ergeben würden. Diese Bindung beruhte auf Notwendigkeit und wurde verstärkt von ihrer beider Ergebenheit gegenüber dem Land. Jaryd fragte sich einen Augenblick, ob es vielleicht anders gewesen wäre, wenn er nicht zunächst versucht hätte, sich der Bindung zu widersetzen, aber er konnte in den Gedanken des Vogels keine Ablehnung spüren. Nur eine gewisse Reserviertheit, Stolz und dieselbe übernatürliche Intelligenz, die er schon bemerkt hatte, als er Rithlar zum ersten Mal sah. War es für Glenyse und die anderen ebenso gewesen? Bei diesem Gedanken begann er zu zittern. Ich bin ein Adlerweiser, sagte er sich. Ich werde Tobyn-Ser in einen Krieg führen. Aber gegen wen? Es hatte seit Orris' Rückkehr aus Lon-Ser vor über sechs Jahren keine weiteren Konflikte mit den Fremden mehr gegeben. Und zweifellos stellte Abborij keine Gefahr mehr da - Tobyn-Ser blickte auf mehr als vierhundert Jahre des Friedens mit seinen nördlichen Nachbarn zurück.
    »Zumindest weiß ich jetzt, wieso wir nach Amarid gehen werden«, erklärte er grimmig.
    Ausgerechnet das bewirkte, dass der Vogel sich rührte. Rithlar breitete die Flügel aus und stieß einen leisen Schrei aus. Jaryd ging zu ihr und streckte den Arm aus. Sofort sprang sie darauf, und Jaryd hätte vor Schmerz beinahe laut aufgeschrien. Rithlars Krallen waren nicht nur beträchtlich länger als die von Ishalla und ebenso scharf, sie wog auch viel mehr als seine erste Vertraute. Ihre Krallen drangen wie Dolche durch die Haut und ins Fleisch seines Unterarms. Rasch übermittelte er ihr, sie solle sich auf seine Schulter setzen, wo sein Umhang mit Leder verstärkt war. Aber auch das schien nicht viel zu nützen. Gegen diese Klauen half die zusätzliche Polsterung nicht mehr als Pergament.
    »Dagegen werden wir etwas unternehmen müssen«, sagte Jaryd und verzog das Gesicht. Dann machte er sich wieder auf den Weg nach Lastri. Aber bereits nach ein paar Schritten wurde ihm klar, dass er Rithlar nicht so tragen konnte, wie er Ishalla getragen hatte. Der Adler war einfach zu groß und zu schwer. Bei jedem Schritt, denn er machte, packte sie erneut mit den Krallen zu, und er konnte spüren, dass sein Hemd und sein Umhang bereits blutdurchtränkt waren.
    Es tut mir Leid, sagte er zu ihr, aber du wirst fliegen müssen.
    Sie sandte ihm ein Bild ihrer selbst, wie sie über ihm herglitt, während er weiterging, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte, und Jaryd wappnete sich, denn er wusste, wenn sie von seiner Schulter sprang, würde sie ihn abermals verletzen. Stattdessen sprang sie jedoch zu Boden und flog dann mit großen, weit ausholenden Flügelschlägen auf. Und als Jaryd nun weiterging und das nächste kleine Wäldchen erreichte, glitt Rithlar über ihm her, gleich über den Wipfeln der noch kahlen Bäume.
    Wenn sie flog, wirkte sie sogar noch größer als im Sitzen. Ihre Spannweite entsprach mindestens Jaryds Körpergröße, und er war alles andere als ein kleiner Mann. Als der Magier wieder in einen offenen Bereich kam, flog sie tiefer und kreiste direkt über ihm, und er staunte darüber, dass ein so großes Geschöpf sich mit solcher Anmut bewegen konnte.
    Es war nicht die Bindung, die er erwartet oder erhofft hatte. Tatsächlich erschreckte ihn das Auftauchen des Adlers über alle Maßen. Aber Jaryd musste dennoch lächeln, als er Rithlar fliegen sah. Es war so lange her, seit er seine Gedanken mit einer Vertrauten geteilt oder dieses erweiterte Bewusstsein seiner Umgebung gespürt hatte, das mit einer Bindung entstand. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder wie ein Magier.

2
     
    I ch weiß deine Sorge um meine Sicherheit zu schätzen, aber sie ist

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