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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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»Ich glaube, ich weiß jetzt, wieso wir nach Amarid gehen müssen.«
    »Wie kann das sein?«, rief Alayna zurück. »Sogar Radomil weiß es offensichtlich noch nicht.« Dann kam sie herein, gefolgt von Myn. »Unsere Cerylle haben immer noch nicht -«
    Sie erstarrte, riss die Augen auf und wurde bleich. »Bei den Göttern!«, flüsterte sie.
    Myn ging an ihr vorbei und direkt auf den Tisch zu, wo sie den großen Vogel anstarrte. Rithlar erwiderte den Blick, den Kopf leicht schief gelegt, und so verharrten sie einige Zeit, ohne dass eine von beiden sich abgewandt hätte. »Was ist das für ein Vogel, Papa?«, fragte das Mädchen. »Ein Adler, Liebes. Sie heißt Rithlar.«
    »Das ist aber ein komischer Name.«
    »Tatsächlich«, sagte Alayna leise, bevor Jaryd etwas erwidern konnte, »hieß jeder Adler so, der sich je an einen Magier gebunden hat.«
    Jaryd sah sie an. »Bist du sicher?«
    Sie nickte.
    »Das sollte mich eigentlich nicht überraschen«, erklärte er, wieder seiner Vertrauten zugewandt. »Sie verfügt über alle Erinnerungen der anderen Adler. Ich habe bei unserer Bindung die Abborij-Invasionen gesehen.«
    Alayna strich sich das Haar aus der Stirn. »Du musst dich mit Radomil in Verbindung setzen«, sagte sie. Sie war blass, und ihre Stimme klang angespannt. »Er muss den Orden zusammenrufen.«
    »Ich weiß.«
    »Hast du mit Narelle gesprochen?«
    »Ja.«
    »Warst du da schon gebunden?«
    »Ja, aber mach dir keine Gedanken. Narelle glaubt einfach, ich hätte einen sehr großen Falken gefunden.«
    Alayna lachte kurz, aber dann wurde sie sofort wieder ernst. »Ein Adler, Jaryd«, sagte sie mit ungläubigem Kopfschütteln. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Was bedeutet es denn, Mama?«
    Alayna warf Jaryd einen raschen Blick zu, und dann zwang sie sich zu einem Lächeln und sah Myn an. »Nun,
    Myn-Myn, es bedeutet, dass ...« Sie hielt inne, und wieder schaute sie Jaryd an.
    »Es bedeutet«, sagte Jaryd, »dass ich das neue Oberhaupt des Ordens sein werde und dass wir eine Weile in der Großen Halle wohnen werden.«
    Myn starrte ihn staunend an. »Du wirst der neue Eulenweise sein?«
    »In gewissem Sinn ja«, sagte Jaryd zu ihr. »Aber man wird mich als Adlerweisen bezeichnen. Und da wir einige Zeit in Amarid bleiben werden, möchte ich, dass du jetzt in dein Zimmer gehst und nachsiehst, ob es noch etwas gibt, das du gerne mitnehmen möchtest. In Ordnung?«
    »In Ordnung, Papa«, antwortete sie und eilte hinaus. »Danke«, murmelte Alayna und schaute ihr hinterher. »Wir werden es ihr früher oder später sagen müssen«, erklärte Jaryd. »Sie wird es ohnehin herausfinden, wenn sie merkt, wie andere auf uns reagieren.«
    Alayna nickte. »Ich weiß.« Sie legte die Arme um ihn und bettete den Kopf an seine Schulter. »Hast du Angst?«
    »Ja, aber nicht mehr so viel wie heute früh.«
    »Zumindest hast du dich wieder gebunden.«
    Sie trat einen Schritt zurück und sah ihn ironisch an. Er erwiderte den Blick. Wieder allerdings verschwand ihr Lächeln rasch.
    »Ich beneide dich nicht«, sagte sie.
    »Es trifft nicht nur mich«, erwiderte er. »Du wirst die Erste des Weisen sein.«
    Wieder legte sie den Kopf an seine Schulter. »Willst du nicht lieber Orris nehmen?«
    Er küsste sie auf den Kopf. »Orris' Haar ist nicht so weich wie deines.« »Woher weißt du das?«, fragte sie mit gespielter Eifersucht. Jaryd grinste.
    »Ich werde lieber mal nach Myn sehen«, sagte Alayna. »Sie versucht vermutlich gerade, ihr Bett einzupacken.«
    Jaryd nickte und holte tief Luft. »Ich werde mich mit Radomil in Verbindung setzen.«
    Er ging wieder nach draußen, dicht gefolgt von Rithlar. Es war beinahe dunkel. Nur am westlichen Horizont hingen noch Spuren von Gelb und Orange, und in dem dunklen Blau direkt über ihm blitzten schon die ersten Sterne. Jaryds Atem war deutlich in der kalten Luft zu sehen, und nun erschauderte der Magier ein wenig.
    Er hatte seit Ishallas Tod nicht versucht, Magie einzusetzen, und da er nun vorhatte, das Ceryll-Var, eine der kompliziertesten und anstrengendsten magischen Techniken, zu benutzen, fühlte er sich unsicher.
    »Das hier habe ich lange nicht mehr getan«, sagte er zu dem Adler.
    Rithlar starrte ihn nur an.
    Er setzte sich neben sie auf den Boden, schloss die Augen und tastete nach der Verbindung, die sie an diesem Morgen geschaffen hatten. Er spürte Rithlars Präsenz sofort, und als er begann, sein Bewusstsein nach Osten, nach Amarid, auszusenden, wo er Radomil finden würde,

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