Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
unnötig - du kannst Jibb ausrichten, dass ich noch nicht bereit bin, einen Leibwächter einzustellen. Das soll nicht heißen, dass die Konflikte zwischen dem Orden und der Liga nachgelassen haben oder dass ich nicht mehr das Ziel der Feindseligkeiten der Liga bin. Ganz im Gegenteil: Die Magier von Tobyn-Ser sind immer noch hoffnungslos gespalten, und ich verbringe viel Zeit damit, über meine Schulter nach möglichen Angreifern Ausschau zu halten. In gewisser Weise habe ich mich diesem Schicksal jedoch ergeben. Es scheint mir eine angemessene Bestrafung dafür zu sein, dass ich mich dem Willen des Ordens widersetzt habe. Das Land hat durch meine Taten gelitten; es scheint mir nur gerecht, dass ich nun ebenfalls leiden soll. Mach dir keine Sorgen: Ich habe nicht vor, mich umbringen zu lassen. So tief reichen meine Schuldgefühle nicht. Aber die Götter haben offensichtlich beschlossen, dass ich mich niemals an eine Eule binden soll, und die Liga verhindert darüber hinaus, dass ich meinen Frieden finde. Und ich bin bereit, beide Urteile zu akzeptieren.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Winter des Gottesjahres 4633
     
    Als Jaryd und sein Adler Lastri erreichten, war es schon nach Mittag. Jaryd kaufte die Vorräte, so schnell er konnte, und dann machte er sich auf die Suche nach Narelle, dem Oberhaupt des Stadtrats. Er fand sie am Kai, wo sie sich mit einem Kapitän aus Abborij stritt.
    Narelle war eine untersetzte Frau mit stahlgrauem Haar und ausgeprägten Gesichtszügen. Sie hatte eine tiefe, kräftige Stimme und hellblaue Augen, die nun, als sie mit dem Kaufmann sprach, zornig blitzten.
    »Wenn du deine Fracht ablädst, wirst du auch die Hafengebühren der Stadt bezahlen!«, sagte sie dem Mann gerade, als Jaryd näher kam. »Wenn du nicht zahlen willst, ist das auch in Ordnung. Dann wirst du eben dein Schiff und alles, was es geladen hat, anderswo hinbringen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Aber ich habe dir doch schon gesagt, dass ich keine andere Möglichkeit habe, als die Fracht hier zu löschen. Mein Kunde -«
    »Und wie ich dir ebenfalls schon gesagt habe«, unterbrach ihn Narelle, »ist mir das vollkommen egal. Wenn du die Hafenanlagen von Lastri benutzt, wirst du die hiesigen Abgaben zahlen.«
    Sie beendete das Gespräch, indem sie sich abwandte, und wäre beinahe mit Jaryd zusammengestoßen. »Falkenmagier!«, sagte sie erfreut. »Wie schön, dich zu sehen.«
    Jaryd musste sich anstrengen, um nicht zu lachen. Er hatte so etwas bei Narelle schon öfter erlebt: Sie konnte in einem Augenblick unnachgiebig und feindselig und im nächsten liebenswert und freundlich sein. Und soweit er wusste, war nichts davon gekünstelt; sie war einfach so.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, erwiderte Jaryd. »Es ist für mich offensichtlich ein größeres Vergnügen als für diesen Kaufmann.«
    Sie lachte und machte eine Geste, als könnte sie die Angelegenheit der Hafengebühren mit einer Handbewegung vom Tisch fegen. »Das war nur eine Kleinigkeit«, sagte sie.
    »Diese Art Gespräch führe ich fünfmal am Tag.« Sie machte sich auf den Rückweg zum Marktplatz und lud Jaryd ein, sie zu begleiten. »Alle wollen hier Geschäfte machen, aber nur zu ihren eigenen Bedingungen. Sie begreifen nicht, dass ich für das Wohl der Stadt sorgen muss. Diese neuen Kaianlagen sind nicht einfach aus dem Meer aufgetaucht. Wir haben sie gebaut, und das hat uns eine Menge Gold gekostet. Aber das begreifen diese Kaufleute nicht. Sie bilden sich ein, wir wären ihnen den Hafen einfach schuldig.«
    Jaryd lächelte, und er erinnerte sich daran, wie er diese Stadt zum ersten Mal gesehen hatte, kurz nachdem er und Alayna hier vor mehr als einem Jahrzehnt angekommen waren. Damals hatte die ganze »Stadt« aus einer einzigen Straße und zwei oder drei Läden bestanden, und die Einwohner hatten ihre Fischerboote den Strand hinaufgezogen, weil es überhaupt keinen Kai gegeben hatte. Der Handel war darauf beschränkt gewesen, was die Leute aus Lastri für den Fisch, den sie fingen, und die Körbe, die sie flochten, eintauschen konnten.
    »Ich weiß, woran du denkst«, sagte Narelle mit einem Seitenblick. »Aber selbst wenn wir kein Holz nach Lon-Ser verkauften, würden wir den Hafen immer noch brauchen.«
    »Tatsächlich«, sagte Jaryd, »dachte ich gerade an meinen ersten Besuch in dieser Stadt.«
    »Ah«, sagte sie mit einem Nicken. »Daran denke ich manchmal auch. Damals gab es nicht

Weitere Kostenlose Bücher