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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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ein riesiger dunkler Vogel auf einem vernarbten Baumstumpf. Sein Gefieder war von einem tiefen Braunton, bis auf die Federn im Nacken, die im hellen Sonnenlicht schimmerten, als bestünden sie aus Gold. In seinen dunklen Augen, mit denen der Vogel Jaryd jetzt ansah, lag eine unnatürliche Intelligenz, die den Magier schaudern ließ. Es kam ihm so vor, als hätte der Vogel gewusst, dass Jaryd hier vorbeikommen würde, als hätte er nur auf ihn gewartet.
    Er wusste selbstverständlich, was das bedeutete, was die Götter und dieser Vogel von ihm erwarteten. Und er schüttelte den Kopf.
    Mehr als alles andere auf der Welt wollte er sich wieder binden. Aber selbst diese Sehnsucht hatte Grenzen. So dringend wünschte er sich keinen neuen Vertrauten. »Ich will das nicht«, sagte er kläglich.
    Der große Vogel starrte ihn gleichmütig an.
    Jaiyd wandte sich ab. Er wäre am liebsten weggerannt, geflohen vor diesem Geschenk der Götter, wenn man eine solche Bindung überhaupt als Geschenk betrachten konnte. Was würde geschehen, wenn ich mich einer Bindung verweigerte?, fragte er sich einen Augenblick lang. Würden die Götter mir je wieder einen Vertrauten schenken? Er schüttelte erneut den Kopf. Wahrscheinlich nicht. Denn in diesem Fall bedeutete die Verweigerung einer Bindung viel mehr als Trotz gegenüber den Göttern. Es bedeutete, seinen Schwur, Tobyn-Ser und seinen Menschen zu dienen, zu brechen.
    Die Götter hatten ihm einen Adler geschickt. Und obwohl ihm eiskalt wurde bei dem Gedanken daran, was das bedeutete, wusste Jaryd auch, dass er keine andere Wahl hatte, als diese Bindung und alles, was sie mit sich brachte, anzunehmen.
    Ich habe so etwas schon einmal durchgemacht, sagte er sich und erinnerte sich an seine Bindung an Ishalla. Ich weiß, dass ich es schaffen kann.
    Er holte tief Luft und sah den großen Vogel abermals an. Ihre Blicke begegneten einander. Jaryd hatte gerade noch die Zeit zu denken, dass dies der schönste Vogel war, den er je gesehen hatte. Und dann traf es ihn.
    Seine Erfahrung mit seinem ersten Vogel hätte vielleicht genügt, um ihn auf die nächste Bindung an einen Falken oder selbst an eine Eule vorzubereiten. Aber das hier war ein Adler, und es würde, wie Jaryd in einem letzten Augenblick der Klarheit begriff, keinerlei Routine in dieser Bindung geben. Das war für lange Zeit sein letzter vernünftiger Gedanke.
    Visionen und Erinnerungen brachen plötzlich wie die Fluten des Dhaalismin über ihn herein: eine Jagd entlang der Gipfel der Seeberge, eine rasche Drehung im Flug, um den Angriff zweier kleinerer Falken abzuwehren, ein wilder Flug mit einem anderen, kleineren Adler, den Jaryd instinktiv als Werbungsflug erkannte, Niederstürzen auf ein Kaninchen, Klauen, die in weiches Fell und Fleisch geschlagen wurden, das Töten mit einer raschen Bewegung des rasiermesserscharfen Schnabels.
    Er tastete nach dem Adler, spürte die Präsenz des Vogels in seinem Geist und erinnerte sich, dass es mit Ishalla ganz ähnlich gewesen war. Aber der Vogel widersetzte sich ihm, als wäre er noch nicht bereit, ihn zu akzeptieren. Es gibt noch mehr, schien er ihm zu sagen. Die Zeit ist noch nicht gekommen.
    Die Bilder flossen so rasch durch Jaryd hindurch, dass er kaum Gelegenheit hatte, sie zu begreifen. Das Nächste schien schon anzufangen, bevor das Vorhergehende vorüber war. Er sah die Eltern des Adlers, seine Geschwister, alle Geschöpfe, die der Vogel je getötet, alle Rivalen, gegen die er je gekämpft hatte. Er sah in einer Spirale der Erinnerungen, der Gedanken und Gefühle das gesamte Leben des Adlers. Dennoch, so Schwindel erregend und verwirrend dies war, er hatte es erwartet. Das Muster war vertraut. Er hatte schon einmal sein Bewusstsein mit einem Vogel geteilt. Und daher widerstand er dem überwältigenden Drang, sich gegen diese Gedankenflut zu wehren. Stattdessen gestattete er dem Bewusstsein des Adlers, ihn zu tragen, wohin es wollte.
    Aber trotz seiner Erfahrung, trotz seiner Versuche, die Lektionen, die er bei seiner ersten Bindung gelernt hatte, zu befolgen, schockierte ihn, was als Nächstes geschah: Ganz plötzlich war Jaryd in seinem Bewusstsein kein Adler mehr, oder genauer, er war nicht mehr dieser Adler.
    Er kreiste über einem hoch gewachsenen, kräftig gebauten Magier, an den er gebunden war. Und während er noch zusah, tauchten unter einem trüben Himmel zwei Armeen auf. Eine Armee marschierte unter der Fahne des alten Abborij. Die andere wurde von einer Gruppe von Magiern

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