Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
»dass ihr wünscht, dass wir bleiben, nachdem es dem Hüter offenbar so wichtig ist, uns loszuwerden.«
»Wir brauchen eure Hilfe nicht!«, sagte der hoch gewachsene Magier, aber er klang ziemlich unsicher.
Baden wandte sich ihm zu. »Und wer bist du?«
Der Mann zögerte einen Augenblick. »Ich heiße Nodin.« »Und hast du je gesehen, Nodin, was Waffen aus Lon-Ser in einem unserer Dörfer anrichten können?« Baden warf dem Hüter einen Blick zu. »Sie kommen doch aus Lon-Ser, oder?«, wollte er wissen.
Der Hüter wurde rot. »Jawohl«, erklärte er. »Ebenso wie die Stühle in meinem Zimmer im Tempel. Was soll das?« »Deine Stühle werden aber nicht benutzt, um Menschen zu töten!«, warf Sonel ein.
Der Hüter hob warnend den Finger. »Niemand wurde hier getötet, Eulenmeisterin! Das solltest du nicht vergessen!« »Aber es stimmt doch, was sie sagen, oder, Hüter?«, rief einer der Dorfbewohner. »Das sind Waffen, wie die Fremden sie benutzen. Und du hattest vor, dass deine Leute sie gegen uns verwenden.«
»Ich habe diese Männer nicht angewiesen, die Waffen gegen irgendwen zu verwenden!«, erklärte der Hüter mit erhobener Stimme. »Diese Magier haben euch lächerliche Ideen in den Kopf gesetzt!« Er zeigte auf die Bewaffneten. »Der Tempel hat diese Männer nur eingestellt, um unsere Holzfäller zu schützen. Solange sich niemand in ihre Arbeit einmischt, wird auch niemandem etwas geschehen.« »Also sind wir wieder da, wo wir angefangen haben«, erklärte Nodin.
Der Hüter zischte durch zusammengebissene Zähne: »Es ist unser Land!«
»Das mag ja sein«, sagte Baden. »Aber ich glaube nicht, dass heute hier Bäume gefallt werden.«
Der Hüter sah ihn herausfordernd an. »Hast du vor, mich aufzuhalten, Magier? Ich gehe davon aus, dass du weißt, was diese Waffen anrichten können. Glaubst du wirklich, dich gegen mich stellen zu können?«
Baden gestattete sich ein finsteres Lächeln. »Ja, Hüter, das glaube ich. Du solltest wissen, dass ich auf Phelans Dorn war, als sechs Magier des Ordens gegen dreizehn Fremde kämpften, die, das garantiere ich dir, erheblich besser mit ihren Waffen umgehen konnten als deine Männer. Wir haben sie damals besiegt, und ich bezweifle nicht, dass meine Freundin und ich euch zusammen mit diesen drei Magiern hier ebenfalls besiegen können.«
»Ich habe nicht den Eindruck, dass die anderen Magier euch sonderlich mögen, Eulenmeister. Was bringt dich dazu anzunehmen, dass sie an deiner Seite kämpfen werden?« »Gegen dich und deine Söldner«, warf Nodin ein und trat vor, um sich neben Baden und Sonel zu stellen, »würde ich mich selbst mit Theron persönlich verbünden.« Er winkte, und Tammen und der dritte Magier bezogen neben ihm Stellung.
Der Hüter starrte die Magier so lange an, dass es Baden wie eine Ewigkeit vorkam. Der Eulenmeister glaubte tatsächlich, dass fünf Magier gegen die Männer des Tempels ankommen konnten, aber er wollte diesen Glauben wenn möglich nicht auf die Probe stellen. Es waren zu viele Menschen hier. Es war gut möglich, dass jemand verletzt, ja sogar getötet würde. Und Baden wollte auch keinen seiner Gegner umbringen, selbst wenn sie bewaffnet waren und im Dienst dieses Hüters standen.
Zum Glück hatte auch der Hüter nicht vor, es wirklich darauf ankommen zu lassen. »Also gut, Eulenmeister«, sagte er schließlich und sah dem zornigen Baden in die Augen. »Dann bleiben die Bäume eben noch einen Tag stehen. Wenn ich eure blinkenden Steine richtig deute, müsst ihr bald nach Amarid weiterziehen. Ihr könnt diesen Hain nicht ewig bewachen.«
Baden antwortete nicht, und der Hüter grinste breit. Dann warf er Nodin und den anderen Magiern einen finsteren Blick zu, nickte und drehte sich um, um ins Dorf zurückzukehren.
»Wir werden hier bleiben, Hüter«, rief Nodin ihm hinterher. »Wenn du diese Bäume fallen willst, wirst du es mit uns zu tun bekommen.«
»Damit hatte ich gerechnet, Magier«, erwiderte der Hüter, ohne dem Mann auch nur einen Blick zu gönnen. Er winkte, und sofort folgten ihm die Holzfäller und die Wachen. Baden und die anderen sahen zu, wie der Hüter und seine Männer in den Tempel zurückkehrten. Erst als sie außer Sichtweite waren, wandte sich Baden wieder den drei Magiern zu.
»Wir hatten Glück«, erklärte er grimmig. »Morgen wird er nicht so leicht nachgeben.«
»Das ist dann unsere Angelegenheit, Eulenmeister«, sagte Nodin, »und nicht mehr eure.«
Sonel starrte ihn verblüfft an. »Das ist
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