Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
viel wie möglich über Lon-Ser zu erfahren, statt ihn um der Rache willen zu töten. Und als der Orden schließlich doch dafür stimmte, Baram zu töten, hatte Sonel, die damals Eulenweise gewesen war, ihr Einspruchsrecht benutzt, um diese Entscheidung aufzuheben. Aber Baden hielt es nicht für sinnvoll, Maira in dieser Sache zu berichtigen. »Ich bezweifle, dass es einen Unterschied gemacht hätte, ob man uns zugehört hätte oder nicht«, sagte er stattdessen. »Ich glaube, dass gewisse Veränderungen unvermeidlich sind.« Maira zog die Brauen hoch, schwieg aber.
»Und ob ich euch für seltsam halte oder nicht«, fuhr Baden fort, »nun, ich glaube nicht, dass es mir zusteht, darüber ein Urteil zu fällen. Dies ist nicht das erste Mal, dass ich eine Ansicht wie die deine gehört habe.«
»Es wird auch nicht das letzte Mal sein«, erklärte die Frau nachdrücklich. »Denk an meine Worte, Eulenmeister: Die Volksbewegung wächst, ebenso wie der Ruf der freien Magier. Der Orden und die Liga ignorieren uns auf eigene Gefahr.«
Baden sah sie fragend an. »Die Volksbewegung?«
»So nennen sie sich«, warf Nodin ein.
Baden sah den Magier an. »Wer?«
»Die Leute in den anderen Dörfern und Städten, die genau wie Maira und ihre Mitbürger empfinden.«
»Du hast mit ihnen gesprochen?«, fragte Baden.
»Ja, mit vielen von ihnen.«
Baden begann zu nicken, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Donnerschlag. »Dann ist es ja ein ausgesprochener Glücksfall, dass du und deine Freunde rechtzeitig hier waren, als die Fehde zwischen Prannai und dem Tempel ausbrach.« Er starrte den Magier herausfordernd an. »War es wirklich nur Zufall, oder gibt es da noch mehr?«
Nodin starrte ihn eine Weile schweigend an, dann wandte er den Blick ab.
»Die Dorfbewohner haben uns gebeten, dass wir eine Weile bei ihnen bleiben und uns ihnen anschließen«, ergriff Tammen statt seiner das Wort. »Ich habe nicht gehört, dass sie auch euch gegenüber eine solche Einladung ausgesprochen hätten.«
»Und wie lange habt ihr vor zu bleiben?«, fragte Baden. »Bis zum Ende? Oder habt ihr vor weiterzuziehen, wenn es hier unangenehm wird?« »Ich weiß nicht, was du damit andeuten willst, Eulenmeister«, sagte Maira, »aber wir hatten nie vor zuzulassen, dass diese Bäume gefällt werden, auch nicht, bevor diese Magier herkamen und uns von der Bewegung erzählten. Du hältst uns vielleicht für zu einfältig und schwach, um einen solchen Kampf alleine zu wagen, aber ich versichere dir, es fehlt uns nicht an Mut! Und nur weil der Orden und die Liga sich als hervorragende Manipulatoren des Volkes erwiesen haben, bedeutet das noch nicht, dass die freien Magier es ihnen gleichtun!«
Baden seufzte und schaute Sonel an. Sie beobachtete ihn mit einem gequälten Ausdruck in den grünen Augen. Sie zuckte die Achseln, dann schüttelte sie den Kopf.
»Ich versichere dir, Maira«, sagte Baden, der sich wieder der weißhaarigen Frau zugewandt hatte, »dass ich niemanden beleidigen wollte.«
Maria sah ihn argwöhnisch an. »Mag sein, aber ich denke immer noch, dass ihr weiterziehen solltet. Es gibt ein paar Meilen östlich von hier eine Ordensstadt. Ihr könnt sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, ohne eure Reise sonderlich verlängern zu müssen. Ich bin sicher, sie werden euch gerne geben, was ihr an Vorräten braucht.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und kehrte zu den anderen Dorfbewohnern zurück.
Baden drehte sich wieder zu den freien Magiern um. Sie beobachteten ihn bereits mit selbstzufriedenen Mienen. »Gehen wir«, sagte er zu Sonel.
Er marschierte auf den schmalen Weg zu, der sie zur Holzfällerstraße zurückführen würde. Sonel holte ihn rasch ein. Nach ein paar Schritten jedoch blieb er noch einmal stehen und warf einen Blick zurück zu Nodin. Der
Magier beobachtete ihn immer noch, ebenso wie die anderen.
»Ihre Waffen sind sehr mächtig«, rief Baden. »Aber ein Schild aus magischer Kraft kann ihr Feuer aufhalten. Seid jedoch sparsam mit eurer Kraft und nutzt den Schild nur, wenn ihr ihn wirklich braucht. Diese Waffen werden nicht müde.«
Nodin sah ihn längere Zeit an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Schließlich nickte er. »Danke.«
Baden und Sonel zogen schweigend weiter, bis sie wieder auf der großen Straße waren und dort mehrere Meilen hinter sich gebracht hatten.
»Die Einmischung dieser Magier wird noch dazu fuhren, dass alle sterben«, sagte Baden schließlich und schüttelte angewidert den
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