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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Kopf.
    »Glaubst du, Maira und die anderen sollten einfach zulassen, dass der Tempel die Bäume fällt?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Nein. Aber ich bin auch nicht sicher, dass die Bäume es wert sind, für sie zu sterben.«
    Sonel zuckte die Achseln. »Das ist nicht deine Entscheidung.«
    »Ach nein?«, fragte Baden gereizt. »Ich kann sie schützen. Wir können sie schützen. Das haben wir schließlich geschworen, oder? >Ich werde den Menschen dieses Landes dienen<«, zitierte er den Eid, den jedes Ordensmitglied ablegte, wenn es seinen Umhang erhielt. »>Ich werde meine Macht benutzen, um zu helfen und in Zeiten der Not zu trösten.<«
    »Du kannst Menschen nicht schützen, wenn sie nicht beschützt werden wollen, Baden«, sagte Sonel sanft. »Wir können unsere Dienste anbieten, aber wenn die Menschen sie nicht wollen, müssen wir das akzeptieren.«
    Plötzlich wurde ihm kalt, obwohl es ein milder Tag war und die Sonne durch die kahlen Äste schien. »Wann ist das alles passiert, Sonel? Wie kommt es, dass die Menschen dieses Landes uns so sehr hassen, dass sie eher sterben würden, als unsere Hilfe anzunehmen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie leise. »Aber die Götter haben uns einen Adlerweisen geschickt, also gehen sie wohl davon aus, dass wir beim Schutz dieses Landes immer noch eine Rolle spielen.«
    Baden nickte und griff nach ihrer Hand. Sonel lächelte ihn an, und sie zogen weiter zur Stadt des Ersten Magiers. Er wusste, dass Sonel Recht hatte. Das Auftauchen von Jaryds Adler war eine zweischneidige Sache: Es bedeutete Krieg, aber es legte auch nahe, dass der Orden immer noch Tobyn-Sers Beschützer war.
    Oder etwa nicht? Ihm war bewusst, dass es noch eine weitere Möglichkeit gab, eine, die ihn erheblich mehr beunruhigte als die Aussicht auf einen möglichen Krieg mit Lon-Ser.

4
     
    D ie Veränderungen, die sich in den vergangenen sieben Jahren in Bragor-Nal vollzogen haben, verblüffen mich immer wieder. Die ununterbrochenen Kämpfe zwischen Nal-Lords und Gesetzesbrechern, die einmal gedroht haben, das gesamte Nal ins Chaos zu stürzen, sind nun weitgehend vorüber. Es kommt zwar immer noch zu Feuergefechten, und jedes Jahr sterben ein paar Nal-Lords bei Attentaten. Aber ich habe meinen Oberlords eingeschärft, dass ich solche Aktivitäten nicht dulden werde, und sie haben diese Botschaft an ihre Untergebenen weitergeleitet. Jeglicher Aufstieg, habe ich ihnen gesagt, wird allein auf Produktivität und Einsatz zur Erhaltung des Nal beruhen. Wer auch nur ein einziges Mal zur Gewalt greift, wird bestraft werden; und jene, die es immer wieder tun, werden ihre Stellungen verlieren und im Gefängnis landen ...
    Wie ich schon sagte, ich habe meine Haltung in dieser Sache sehr deutlich gemacht, und meine Untergebenen haben es sich offenbar zu Herzen genommen, allerdings mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Sie haben zwar aufgehört, einander nach dem Leben zu trachten, aber einige von ihnen - ich weiß noch nicht genau, wer - haben ihre Anstrengungen, mich zu töten, vervielfacht.
    Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, an Falkenmagier Orris, Tag 4, Woche 8, Winter 3067
     
    Die Explosion schreckte Melyor aus dem Schlaf. Ihr Herz schlug heftig, und in ihren Ohren klirrte es. Einen schrecklichen wirren Augenblick lang glaubte sie, wieder elf Jahre alt und in ihrem Kinderschlafzimmer von dem Knall der Explosion erwacht zu sein, die ihren Vater getötet hatte. Aber die Erinnerung verblasste rasch. Sie war in ihrem Zimmer im Goldpalast, und diese Bombe war für sie bestimmt gewesen.
    Glassplitter lagen auf dem Holzboden und der Seidendecke ihres Bettes verstreut, und durch die zerbrochenen Fenster drang nun Rauch herein, vermischt mit der kalten Luft eines Wintermorgens. Melyor konnte ihre Männer draußen rufen hören, unter ihrem Fenster. Jibbs Männer. Vielleicht war Jibb schon bei ihnen. Sie war nicht sicher, da es in ihren Ohren immer noch klirrte.
    Sie überzeugte sich, dass sie nicht verletzt war. Nur oben an ihrer Wange kribbelte etwas. Sie berührte es und starrte ihre Hand an. Blut. Wahrscheinlich eine Schnittwunde von einem Glassplitter.
    »Mistkerle!«, sagte sie, schwang sich aus dem Bett und zog ihren seidenen Morgenmantel über. Sie ging zu dem Spiegel an der Wand des Zimmers, die den Fenstern gegenüberlag. Der Spiegel hing nun schief, hatte die Explosion aber überstanden. Melyor sah sich den Schnitt an ihrer Wange an. Es war nur eine kleine Wunde, kaum mehr

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