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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Schrei.
    Die beiden Vögel haben sich nun ineinander verkrallt, sie flattern verzweifelt, um sich auch mitten im Kampf noch in der Luft zu halten. Aber ihre Anstrengungen sind vergeblich. Sie überschlagen sich und fallen herunter, stürzen ihm vor die Füße. Sie sind tot, obwohl er nicht sagen könnte, ob es von dem Aufprall herrührt oder von den Wunden, die sie einander zugefügt haben. Und als er sie nun endlich genau sehen kann, als ihre Kadaver von der Sonne beleuchtet werden und ihre Farbe und ihre Züge nicht mehr vor ihm verborgen sind, schreit er verzweifelt auf.
    Jaryd schreckte aus dem Schlaf und starrte einen Augenblick verwirrt ins Dunkel. Dann spürte er Alayna neben sich, hörte ihren langsamen, tiefen Atem. Ansonsten war alles still. Er lehnte sich in die Kissen und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und schloss die Augen wieder. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, wieder einschlafen zu wollen. Sein Herz raste, und sein Haar war schweißnass. Er würde wach bleiben müssen. Er öffnete die Augen wieder und starrte zur Zimmerdecke hinauf, obwohl er wegen der Dunkelheit nichts sehen konnte.
    »Bist du schon wieder wach?«, fragte Alayna leise und verschlafen.
    »Ja«, flüsterte er. »Schlaf weiter.«
    Sie murmelte undeutlich vor sich hin, und einen Augenblick später wurden ihre Atemzüge erneut langsamer. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte. Es war nicht einmal so, dass er wirklich schlecht schlief. Die ersten paar Stunden schlief er wie ein Toter. Aber seit Wochen war er nun jede Nacht schon vor der Morgendämmerung aufgeschreckt, manchmal ohne jeden ersichtlichen Grund, manchmal, so wie heute, aus einem Traum. Zuerst hatte er diese Schlaflosigkeit für ein Zeichen gehalten, dass etwas auf ihn zukam, dass er sich vielleicht bald wieder binden und sein langes Warten ein Ende haben würde. Aber mit jedem neuen Tag, der verging, ohne dass ein Vogel auftauchte, akzeptierte er mehr, dass es nichts weiter war als das vollkommen Offensichtliche: Er wachte einfach zu früh auf.
    Für gewöhnlich nutzte er diese frühen Morgenstunden, um seine Gedanken zu klären, indem er die Übungen durchführte, die er bereits vor so vielen Jahren gelernt hatte, als er noch Schüler seines Onkels Baden gewesen war. Wenn er schon nicht schlafen konnte, dann konnte er sich zumindest auf seine nächste Bindung vorbereiten. Aber unweigerlich dienten diese Übungen nicht ihrem eigentlichen Zweck - seinen wirren Geist zu beruhigen und zu zähmen -, sondern seine Trauer wurde nur noch größer. Ishalla, sein Falke, war tot, und das schon seit dem vergangenen Sommer. Er hatte gehofft, dass der Schmerz darüber, diese Vertraute verloren zu haben, im Lauf der Zeit nachlassen würde, aber nun musste er sich eingestehen, dass dies nicht der Fall war. Er hatte ein so schönes Leben: eine Frau und eine Tochter, die er liebte, Bruder und Mutter im Norden, denen er ebenfalls herzlich zugetan war, und Freunde im ganzen Land, für die er gern sein Leben gegeben hätte. Er hatte nun seit beinahe einem Dutzend Jahren den Gemeinden an der Westküste von Tobyn-Ser gedient, und dafür genoss er die Hochachtung und Zuneigung vieler Menschen, die dort wohnten. Und dennoch, Ishalla zu verlieren hatte eine Leere in ihm hinterlassen, die er kaum ermessen konnte. Selbst der Tod seines Vaters hatte ihn nicht so getroffen.
    Wieder und wieder hatte er Menschen, die er liebte - Baden, Trahn, Radomil - dabei beobachtet, wie sie mit dem Verlust ihrer Vertrauten zurechtkamen. Orris hatte, seit Jaryd ihn kannte, gleich zwei Vögel verloren, beide durch Einwirkung von Gewalt. Der erste, ein großer, beeindruckender Falke, war bei Therons Hain von der Eule des Verräters Sartol getötet worden. Und der zweite, ein dunk1er Falke, war vor über drei Jahren bei einem von Orris' vielen Kämpfen mit den Angehörigen der Liga umgekommen, die der Ansicht waren, der Magier habe für das, was sie als Verrat am Land betrachteten, den Tod verdient.
    Erst vor kurzem hatte Alayna Fylimar verloren, den grauen Falken, der Jaryds Ishalla so ähnlich gesehen hatte, dass viele im Orden behaupteten, die Götter hätten Jaryd und Alayna füreinander bestimmt, indem sie ihnen diese Vögel geschickt hatten. Wie Ishalla war auch Fylimar eines natürlichen Todes gestorben, den sie nach einem Leben des Dienstes für das Land verdient hatte. Das hatte es selbstverständlich für Alayna nicht einfacher gemacht. Aber

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