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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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würde. Als sie älter geworden war, hatte sie begriffen, wie wichtig diese Gesetze waren und wie dumm sie gewesen war. Nach ihrer Ansicht lag allerdings die ultimative Ironie nicht in ihrer eigenen verspäteten Zuwendung zu den Gesetzen, sondern in dem geringen Respekt, den ihre älteren Kollegen ihnen erwiesen.
    »Erland hatte also etwas gegen deine Opposition?«, brachte Linnea sie zum Thema zurück.
    »Das wäre untertrieben. Ich habe immer geglaubt, dass ich als Mitglied der Liga das Recht habe zu sagen, was ich denke, und vieles von dem, was ich gesagt habe, wurde von den jüngeren Magiern unterstützt. Aber nachdem ich ihm zum ersten Mal in dieser Sache widersprochen habe, erklärte Erland, er erwarte von mir, dass ich hinter all seinen Entscheidungen stehe. Ich sagte, dass ich das nicht könnte, und als ich ihm beim letzten Konklave abermals widersprach, verhielt er sich, als hätte ich gegen ein unausgesprochenes Abkommen verstoßen. Er hat nicht mehr mit mir gesprochen, er hat mich bei Abstimmungen ignoriert, er hat sogar versucht, mich von den Abschlussfeierlichkeiten auszuschließen, aber die anderen haben das nicht zugelassen.«
    Linnea schüttelte den Kopf. »Es kommt mir so vor, als brauchte deine Liga einen neuen Anführer oder zumindest jemanden, der willens ist, sich gegen Erland zu wenden.« »Da bin ich ganz deiner Ansicht«, sagte Cailin. »Aber ich kann in dieser Sache wenig tun. Besonders jetzt.«
    Linnea runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Als ich Marcran verloren habe, habe ich damit auch meinen Status als Erste Magierin verloren.«
    »Aber als Erlands Eule vor ein paar Jahren gestorben ist«, sagte Linnea zornig, »hat er trotzdem seine Position behalten.«
    Cailin nickte. »Ich weiß. Er hat dafür gesorgt, dass der Mann, der ihn als Erster Meister ersetzte, nur zwischenzeitlich als Stellvertreter betrachtet wurde. Aber in meinem Fall hat er bereits eine Nachfolgerin benannt. Und er hat klar gemacht, dass sie Erste Magierin bleiben wird, auch wenn ich meinen nächsten Vogel finde. Ich kann mich immer noch dagegen aussprechen, aber ich habe nicht mehr dieselbe Position in der Liga wie früher.« Linnea seufzte. »Es ist wirklich schade, dass Erland so lange Oberhaupt geblieben ist.«
    »Mag sein«, sagte Cailin. »Aber ich habe gesehen, dass ein Wechsel in der Führung auch gefährlich sein kann.« »Ah«, erklärte die Älteste mit einem dünnen Lächeln. »Wir sprechen jetzt also von den Tempeln, wie?«
    »Du musst etwas unternehmen, Linnea«, sagte Cailin. »Die Ländereien der Tempel werden zerstört, und die Menschen in den Ligadörfern bekommen Angst.«
    Die ältere Frau zuckte hilflos die Schultern. »Was kann ich tun? Als ich als Älteste zurückgetreten bin, habe ich meine Macht abgegeben.«
    »Du hast doch sicher immer noch Einfluss!«
    »Weniger, als du denkst«, sagte Linnea grimmig. »In den letzten Jahren hat sich zu viel verändert.« Sie lächelte. »Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie - du hast die Unterstützung der jüngeren Magier, und ich habe immer noch einen gewissen Einfluss auf die älteren Hüter.« Dann verschwand ihr Lächeln endgültig. »Aber nicht auf die Jüngeren. Die denken nur noch an Geld und Macht. Die Tempel waren noch nie so wohlhabend, und dennoch wollen sie immer mehr Bäume fällen und mehr Gold dafür verlangen. Ein paar von uns haben schon ein Ende des Kahlschlags gefordert, zumindest für einige Zeit. Aber die Mehrheit hört einfach nicht zu. Sie sind der Ansicht, dass Leute wie ich zu alt sind, um diese neue Welt zu begreifen, die durch den Handel mit Lon-Ser entstanden ist. Und mit Brevyl als Ältestem brauchen sie auch nicht auf uns zu hören. Er ist noch besessener vom Gold als alle anderen.« »Stimmt es, dass die Tempel auch Waffen eingekauft haben?«
    Linnea nickte und wurde bleich. »Bei dieser Entscheidung hat Brevyl uns nicht einmal gefragt«, sagte sie. »Er hat nur eines Tages verkündet, die Waffen wären angeschafft worden. Soweit ich weiß, wurden sie allerdings noch nicht benutzt«, fügte sie rasch hinzu. »Brevyl sagt, sie brauchten sie, um die Holzfäller zu schützen.«
    Cailin verzog das Gesicht. »Komm schon, Linnea! Das solltest du wirklich besser wissen. Selbst wenn sie noch nicht benutzt wurden, ist es nur eine Frage der Zeit, wann das geschieht. Und dann gibt es Tote.«
    Die Älteste starrte sie mit großen Augen an und sah trotz ihres weißen Haars und der Falten aus wie ein Kind. »Du hast Recht«,

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