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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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gewesen war und die er am Ende getötet hatte, um sich ein gewisses Maß an Unsterblichkeit und eine letzte verzweifelte Möglichkeit zu erwerben, um Rache zu nehmen; das hier war Miron, der hellbraune Falke seiner Jugend. Und obwohl das verfluchte Licht ihn davon abhielt, bei Tag irgendetwas von seiner Umgebung wahrzunehmen, wusste er, dass er sich auf der Nordebene befand, wo er sich an einem grauen Nachmittag zahllose Jahre zuvor an Miron gebunden hatte.
    Er erinnerte sich nun deutlicher an diesen Tag, als er es in den späteren Jahren seines Lebens getan hatte - was war ihm schließlich anderes geblieben als seine Erinnerung? Er war damals kaum mehr als ein Kind gewesen, überwältigt von den unzähligen Möglichkeiten, die dieser wunderschöne Vogel für ihn verkörperte. So viele Wege hatten ihm plötzlich offen gestanden, und alle schienen zu Macht und Ruhm zu führen.
    Dies war gewesen, bevor der Orden ihn offiziell ermahnt und Sartol sich die Verachtung seiner Mitmagier zugezogen hatte. Damals war er nur Falkenmagier gewesen, er hatte kaum Einfluss gehabt, keinen Namen, und er hatte nicht viel über Magie gewusst. Und dennoch war es, wie er nun begriff - und er war sich der Ironie durchaus bewusst -, die einzige wirklich glückliche Zeit in seinem Leben gewesen. Nur zu bald danach war er zu jenem Sartol geworden, der von den Menschen von Tobyns Ebene Geld für seine Dienste verlangte; Sartol, der von seinen Mitmagiern bestraft wurde; Sartol, den die anderen Eulenmeister jedes Mal übergingen, wenn es darum ging, einen neuen Weisen zu wählen. Schließlich, im Tod, war er Sartol, der Mörder und Verräter geworden, getötet von der gemeinsamen Macht aller Magier des Ordens. Und heute war er Sartol der Unbehauste, noch verhasster als Theron.
    Selbst in seinem Gefängnis aus Licht und Magie wusste er, was sie über ihn sagten. Wie alle Unbehausten war er reine Magie. Er hatte immer noch den Blick, und mehr als das, denn er hatte festgestellt, dass er als Opfer von Therons Fluch viel von dem, was in Tobyn-Ser vorging, sehen konnte. Also wusste er es. Manchmal hörte er sogar, wie Baden und die anderen über ihn sprachen.
    Mehr als alles andere wollte er sie töten, wollte sich für die Niederlage in der Großen Halle rächen, wollte sie für das zahlen lassen, was sie ihn gezwungen hatten, Huvan anzutun. Er wollte nicht nur Baden vernichten, den er mehr hasste als alle anderen, sondern auch Jaryd und Alayna, diese Welpen. Sie waren es gewesen, die über ihn gestolpert waren, als er bei den Leichen von Jessamyn und Peredur stand. Sie waren es gewesen, denen es irgendwie gelungen war, Therons Hain zu überleben, wo er doch so überzeugt gewesen war, dass sie dort sterben würden. Sie waren es gewesen, die während der Verhandlung gegen Baden, Orris und Trahn in der Großen Halle aufgetaucht waren und alles zerstört hatten, wofür er so lange und so schwer gearbeitet hatte. Irgendwann würde jeder Magier in Tobyn-Ser dafür zahlen müssen, was sie ihm angetan hatten, aber keiner mehr als jene drei: Baden, Jaryd und Alayna.
    Er hatte es gleich in der ersten Nacht seiner ewigen Rastlosigkeit versucht. Als Phelan, Theron und der Rest der Unbehausten anboten, den Magiern in ihrem Kampf mit Calbyrs Bande zu helfen, hatte Sartol all seine Macht benutzt, um ihre Anstrengungen scheitern zu lassen. Und obwohl das Dasein als Unbehauster für ihn neu und er mit dieser Macht noch nicht vertraut gewesen war, war es ihm gelungen, Phelan und die anderen davon abzuhalten, den Fremden die Waffen abzunehmen. Als Ergebnis davon war Niall gestorben und Baden hatte seine Eule verloren. Aber das half wenig, um seine Gier nach Rache zu befriedigen, und es war ihn teuer zu stehen gekommen. Von diesem Augenblick an hatten ihn die anderen unbehausten Geister gemieden. Er wurde ein Ausgestoßener unter Ausgestoßenen. Wenn man von Miron einmal absah, war er vollkommen allein. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Indem sie ihn mit Nichtachtung straften, hatten ihm die anderen Unbehausten die nötige Freiheit und Abgeschiedenheit gegeben, um seine Rache zu planen. Die Geister von Tobyn-Ser kommunizierten mittels Gedanken. Hätten Theron oder Phelan oder die anderen sich dazu herabgelassen, mit ihm zu sprechen, hätten sie auch nur versucht, ihn zu verspotten oder zu verhöhnen, dann hätten sie seine Gedanken lesen können und vielleicht eine Möglichkeit gefunden, ihn aufzuhalten. Aber stattdessen waren sie dumm genug, ihn zu

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