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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Amarid.«
    »Ich habe es zu Beginn getan«, antwortete er nun wieder leiser. Falls er die Anklage in ihrem Ton gehört hatte, zeigte er es jedenfalls nicht. »Ich habe zu Beginn einen dieser Männer getötet.«
    Sie nickte, als sie sich erinnerte. »Das stimmt. Das hast du.«
    Tammen hörte, dass sich Schritte näherten, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Maira auf sie zukam. Das Gesicht der Dorfältesten war aschgrau und ihr Blick dem von Nodin nicht unähnlich.
    »Sechzehn von meinen Leuten sind tot«, sagte sie, und ihre Stimme brach dabei. Sie schluckte. »Beinahe drei Dutzend sind verwundet und brauchen eure Hilfe.«
    »Natürlich, Maira«, erwiderte Tammen. »Sofort.«
    Aber die ältere Frau regte sich nicht. »Wie konnte das passieren?«, fragte sie nach längerem Schweigen. »Wie konnte so etwas passieren?«
    »Es hätte nicht passieren dürfen«, antwortete Nodin. »Es war ein schrecklicher Fehler.«
    »Nein!«, rief Tammen unwillkürlich. »Nein, es war kein Fehler! Es war furchtbar, vielleicht sogar eine Tragödie. Aber es war kein Fehler.«
    Nodin setzte dazu an, etwas zu sagen, aber sie schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    »Wir sind hierher gekommen, um zu helfen, damit der Tempel diesen Wald nicht fällt«, sagte sie. »Habt ihr denn wirklich geglaubt, die Hüter würden das Gold, das sie für diese Bäume bekommen, ohne Kampf aufgeben?«
    »Vor einer Stunde noch hast du uns erklärt, dass Padgett geschlagen sei«, erinnerte Henryk sie. »Oder hast du das schon vergessen?«
    »Nein, das habe ich nicht vergessen.« Ihre Wangen begannen zu glühen, als hätte er sie geschlagen. »Ich war einfach nur dumm, genau wie Nodin jetzt dumm ist.« Sie sah Henryk einen Augenblick lang an, aber er starrte nur mit unergründlichem Blick zurück. »Das hier ist mehr als nur eine Bewegung«, sagte sie, wieder an Nodin gewandt. »Das hier ist ein Krieg, und wir haben gerade die erste Schlacht ausgefochten.«
    »Das hättest du uns vielleicht vorher sagen sollen, Magierin«, erklärte Maira streng. »Wir hätten vielleicht nicht so schnell zugestimmt, uns euch anzuschließen, wenn wir gewusst hätten, dass ihr uns für Fußvolk in eurem Konflikt mit den Tempeln haltet.«
    »Du und deine Leute, ihr wart mehr als willig, unseren Schutz anzunehmen«, sagte Tammen mit eisiger Stimme. »Ihr habt uns nicht um Erklärungen gebeten, und wir haben keine Bedingungen gestellt, um euch unsere Hilfe zu gewähren. Glaubt nicht, dass ihr eure Verantwortung in dieser Angelegenheit einfach beiseite schieben könnt. Das ist unmöglich. Ihr seid ebenso schuld an dem, was hier geschehen ist, wie wir es sind, und es steht einer, die sich selbst als Oberhaupt bezeichnet, nicht gut an, einfach davonzulaufen, sobald die Angelegenheit ein wenig hässlich wird.«
    Maira starrte sie wütend an. Sie atmete nun schwer und hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Wie kann ein so junger Mensch so kaltherzig sein?«, fragte sie schließlich leise. »War das Leben so grausam zu dir?«
    Tammen wandte sich ab. Die Fragen der Frau waren ihr ein wenig zu nahe gekommen. »Deine Leute müssen geheilt werden, Maira«, sagte sie. »Warum bringst du uns nicht zu ihnen?«
    Die weißhaarige Frau starrte sie noch einige Zeit lang an, aber Tammen weigerte sich, sich ihrem Blick zu stellen. Schließlich drehte sich Maira ohne ein weiteres Wort um und führte die drei Magier dorthin, wo die Toten und Verwundeten lagen.
    Licht. Helles Gelb, heller als die Farbe des Sands am Ufer von Ducleas Meer. Das war alles, was er sehen konnte. Manchmal kam es ihm so vor, als wäre dies die Summe seines gesamten Daseins. Licht, das Gewicht seines Falken auf seiner Schulter und die quälenden Erinnerungen an sein Leben und seinen Tod. Das grelle Strahlen stach ihm in die Augen wie Dolche. Er schloss die Augen dagegen, aber nach so vielen Jahren schien selbst das nichts mehr zu nützen. Eine der anderen - eine junge, unbedeutende Frau - hatte einmal gesagt, es sei, als lebte man in seinem eigenen Ceryll, und diese Beschreibung war vollkommen zutreffend. Er saß in einem Gefängnis aus Licht und Magie fest. Es hätte durchaus sein Ceryll sein können. Oder vielleicht, dachte er mit einem bitteren Lächeln, der Rufstein, den er beinahe zu seinem eigenen gemacht hätte.
    Der Vogel auf seiner Schulter plusterte sich auf und begann sich zu putzen, und er kraulte zerstreut das Kinn des Tieres. Das hier war nicht Huvan, die Eule, die zur Zeit seiner größten Macht bei ihm

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